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Nur der, der sich selbst beherrscht, ist wirklich frei

Der gesellschaftliche Wert des Alters

 

Inhalt dieser Seite

 

  • - Der Wert des Alters / Die Retter (01. Juli 2023, G.H.)
  • - Spannende Zeiten (Juli 2020. G.H.)
  • - Die Geistige Geburt befreit von Ängsten (G.H. Juni 2020)
  • - Frau Merkel - und die Unfähigkeit unser Land ausgewogen und gesund zu regieren (G.H. Mai 2020)
  • - Die großartigen Generationen 50+ des Jahres 2019 (G.H. August 2019)
  •  Ein Rentner erhebt Klage (Januar 2018)
  • - Die Generationen 50plus - und das Überleben der Deutschen (Okt./Nov. 2017 G.H.)
  • - Dann aber ist den Alten wirklich nicht mehr zu helfen - Ein Krimi, die Alten, die Wirklichkeit und wir (19.05.2017)
  • - Der Weg der Freiheit (26.03.17)
  • - Ohne die Alten geht diese Gesellschaft zugrunde (Aug. 2016, G.H.)
  • - Gestaltungsmöglichkeiten im Alter (G.H. Juni/Juli 2016)
  • - Generation 50plus - nur die Klugen siegen (G.H. Mai/Juni 2016)
  • - Rettung - die Retter der Welt (G.H. 15.03.2016)
  • - TTIP und die Generation 50plus ( G.H. Pfingsten 2015)
  • - Die Abenteuer der Alten - oder: Die Rückkehr des Lebensmutes
  • - Wert des Alters und Streben nach Glück
  • - Die Abenteuer der Alten - oder: Die Rückkehr des Lebensmutes

 

Der Wert des Alters – Die Rettung

Die Menschen sehnen sich nach den großen Themen, nach Werten, denen sie vertrauen und die ihnen Lebenssinn vermitteln können. Es gibt diese Werte, sie werden seit Menschengedenken gelebt und bei allen Veränderungen und allem Wandel der Gesellschaften bleiben sie stabil und sind über die Jahrtausende hinweg stabil geblieben – auch wenn sie in wirren Zeiten scheinbar vergessen werden.

Freundschaft ist einer der hohen menschlichen Werte. Gefolgt von  Werten wie Anstand, Mut, Wahrhaftigkeit, Maßhalten, Klugheit, Ehrbarkeit, Zuverlässigkeit, Respekt und Fairness.

Aber die Politik hat sich in den vergangenen Jahrzehnten von solchen höheren Anliegen verabschiedet und sich auf Management und Technokratie reduziert. Die Digitalisierung, die KI (Künstliche Intelligenz) und zuvor die Neoliberalisierung aller Lebenslagen sind solche Technokratien.

Doch ohne die Grundlage der vorgenannten Werte, sind sie  bloße Werkzeug zur Zerstörung des menschlichen Zusammenlebens. Sie helfen nicht, sondern führen unweigerlich in die geistige Umnachtung. Was wir brauchen ist eine neue Politik des Gemeinwohls, die weniger zögerlich ist als in den letzten Jahrzehnten und eindeutig Stellung bezieht zu Konzepten von Gerechtigkeit und Bürgersinn und Sozialstaat.

Die Voraussetzungen für die Entfaltung von Potentialen des Lebens bis ins hohe Alter in einer entwickelten Gesellschaft wie der unseren sind (noch) gut.  Die persönliche Entfaltung kann heute in einem hygienischen, medizinischen, ökonomischen und ökologischen Umfeld erfolgen, das nicht nur Langlebigkeit, sondern auch Leben bei physischem und psychischem Wohlbefinden ermöglicht, wie es früheren Generationen verschlossen war. Dennoch sind insbesondere die Potentiale des Alters kein Thema, das in beeindruckender Medienberichterstattung, in sozialpolitischen Zielvorgaben oder in wissenschaftlichen Kongressen häufig auftaucht. Potentiale haben sich – so wird argumentiert – bei Personen entwickelt, Institutionen haben sie kaum einmal aufgegriffen, noch haben sie sie nennenswert gefördert. Institutsdenken scheint den Blick für die Wahrnehmung von Potentialen des Alters eher zu verstellen und ihre Berücksichtigung zu erschweren. Auch dies manifestiert den zerrissenen Zustand unseres Volkes.

Die modernen Alten sind zu mehr fähig als uns Medien und Politik in ihrer Unwissenheit und Unerfahrenheit  darzustellen bemüht sind . Denn neben einer hohen sozialen Kompetenz besitzen die Alten in aller Regel  reiches Faktenwissen in den grundlegenden Fragen des Lebens, reiches Strategiewissen, reiches Wissen um Kontexte des Lebens und des gesellschaftlichen Wandels, Wissen um die Relativität von  Werten und Lebenszielen und nicht zuletzt Wissen um die Ungewissheient des Lebens.

Unsere Gesellschaft befindet sich im  Wandel – niemand erkennt das deutlicher als die Alten. Sie können mit ihrer tiefen Lebenserfahrung  auf die vergangenen achtzig Jahre zurückblicken und erkennen, dass die Altersstruktur der Bevölkerung hierzulande sich in den vergangenen acht Jahrzehnten stark geändert hat.

Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, war 1950 noch jede zehnte Person (10 %) auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik Deutschland 65 Jahre und älter. 2021 stieg ihr Anteil auf mehr als ein Fünftel (22 %). Der Anteil der jüngeren Bevölkerungsgruppen im Alter von unter 15 Jahren nahm im selben Zeitraum ab – von 23 % im Jahr 1950 auf 14 % im Jahr 2021. Wenig Veränderung gab es dagegen in der Gruppe der Menschen im erwerbsfähigen Alter von 15 bis einschließlich 64 Jahren. Sie stellten auch 2021 den größten Anteil an der Bevölkerung mit 64 %. 1950 hatte ihr Anteil mit 67 % nur wenig höher gelegen.
Insgesamt ist die Bevölkerung hierzulande stark gewachsen. 1950 lebten auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik Deutschland gut 69,3 Millionen Menschen, 2021 waren es rund 83,2 Millionen – eine Zunahme von 20 %.

Die modernen Alten beobachteten diese Prozesse und die technischen Entwicklungen, aber bei diesen handelt es sich um bloß quantitative Veränderungen, die nichts über den geistigen Zustand der Bevölkerung aussagen. Ihre Aufmerksamkeit richtete sich auf die Entwicklung der Werte, die eine Gesellschaft zusammen führen und zusammen halten.

Nach 1945, nach den furchtbaren Erfahrungen der NS-Zeit und den Schrecken des Zweiten Weltkrieges, war der höchste Wert der Menschen das Leben an und für sich. Damit war also nicht nur das menschliche Leben gemeint, sondern das Leben allen Lebendigen. Deswegen erhielten die Worte eines Urwaldarztes eine so tief greifende Bedeutung. Er sagte:

Leben ist Leben inmitten von Leben, das leben will – und ein weiteres Wort grub sich ins Denken der Menschen ein:  Nur der Geist erkennt den Wert des Geistes..

Der einst bedeutsame Bensberger Kreis schrieb im Rückblick auf die Nachkriegsjahre: „Wenn heute in den unterschiedlichen politischen Lagern eine so einmütige Zustimmung zur Politik der Privatisierung und völligen Liberalisierung des Marktes zu beobachten ist, wo doch nach 1945 alle, wenn auch mit verschiedenen Ansätzen in eine solidarische Gesellschaft aufbrechen wollten, dann ist die Politik anscheinend immer mehr eine Gefangene des alles beherrschenden modernen Kapitalismus geworden und hat ihren gesellschaftlichen Gestaltungsauftrag aufgegeben.“ Sie ist so (wie ein Großteil der Medien) zum Handlanger einer von Kapitalinteressen geleiteten Ideologie geworden, bei der das Geld – wie es bei Leitbildern aller anderen Ideologien auch üblich ist – zum Selbstzweck wird. Offenbar hat die Politik sich von dem als alternativlos dargestellten Gesetz des Kapitalismus, der totalen Vermarktung um des Profites willen und der daraus folgenden neoliberalen Ideologie, in Zugzwang bringen lassen.“

Nach 1945 hatten die Deutschen erkannt, dass die Übel und das Böse der vergangenen Jahre aus der Profitgier und den expansionistischen Ideologien einer kleinen elitären Gruppe entsprungen war, Deshalb schworen sie sich, dass niemals wieder großer Reichtum in den Händen von Einzelnen oder kleinen Gruppen entstehen durfte. Kartellgesetze wurden erlassen. Leider  sahen  die nachwachsenden Generationen darin einen Fortschritt, diese elementaren Erkenntnisse der Alten über Bord zu werfen. In ihrer Ignoranz und Unerfahrenheit sahen sie nicht, dass sie eben dadurch das tödliche Wirken der Höllenfürsten erneut ermöglichten. Es war ihre Geschichtsvergessenheit, die nun wieder in den Abgrund führte. Statt die Erfahrungen der Alten zu übernehmen, ergaben sie sich den Lehren aus den anglo-amerikanischen Raum. Sie erkannten nicht, dass deren Lehren den Keim des Untergangs enthielten. Sie sahen nicht, dass die Europäer und vor allem die Deutschen im Verlauf ihrer oft grausamen Geschichte Erfahrungen und Wissen gewonnen hatten, welches den Amerikanern auf ewig unerreichbar bleiben würde.

Nach 1945 gaben die Deutschen sich eine Verfassung, das Grundgesetz, das hybrides Denken und Handeln aus den Köpfen des Deutschen Volkes auf ewig verbannen sollte. Die menschliche Würde wurde zum obersten Gebot erhoben und mit ihm die Freiheit der Person, das Recht auf Leben, das Recht auf unversehrtes Leben, das Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit.

Es ist die Politik der Geschichtsvergessenheit, es sind diese dem jeweiligen Modewahn ausgelieferten Politiker, die den derzeitigen negativen gesellschaftlichen Zeitgeist und die Finanz- und Wirtschaftskrise zu verantworten haben. „Denn sie fliegen“, um es mit Erich Kästner zu sagen, „wie mit Engelsflügeln immer auf den ersten besten Mist. Selbst das Schienbein würden sie sich bügeln! Und sie sind auf keine Art zu zügeln, wenn sie hören, das was Mode ist. – Wenn’s doch Mode würde zu verblöden! Denn in dieser Hinsicht sind sie groß. Wenn’s doch Mode würde, diesen Kröten jede Öffnung einzeln zuzulöten! Denn dann wären wir sie endlich los.“

Wir haben im Verlauf der 240 Jahre seit der Aufklärung die Macht des Klerus und des Adels, die Macht der Fürsten, Könige und Kaiser überwunden und besiegt. Wir haben die Leibeigenschaft abgeschüttelt und die selbstverschuldete Unmündigkeit - und wir haben uns im Zuge der Aufklärung zu freien Menschen empor geschwungen. Deshalb  werden wir es nicht zulassen, wenn uns heute die Macht des Geldes erneut zu Untertanen machen will. Wir bekennen uns zu den allgemeinen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gesellschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt. Wir sind freie Menschen in einem Land der Freien. Wir folgen dem Wahlspruch der Aufklärung, den unsere Väter uns als größtes Erbe hinterlassen haben:

„Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines andern zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist der Wahlspruch der Aufklärung.“

„Die neuen Herrscher der Welt“, sagt der Schweizer Soziologe Jean Ziegler, „ - die Beutejäger des globalisierten Finanzkapitals, die Barone der transkontinentalen Konzerne, die Börsenspekulanten - häufen ungeheure Vermögen an. Mit ihrem Tun zerstören sie den Staat, verwüsten die Natur und entscheiden jeden Tag darüber, wer sterben muss und wer überleben darf. Willfährige, effiziente Verbündete stehen ihnen zu Diensten, allen voran die Funktionäre der Welthandelsorganisation, der Weltbank und des Weltwährungsfonds.“ - Der Geist des Bösen weht von vielen Hügeln her.

Bereits 1968 besaß dieses Denken kaum noch Erinnerungswert. Auch wenn Willi Brandt und Helmut Schmidt noch Garanten solcher Gedanken waren, so verschwand das Wissen um die wirklichen und echten Werte des Lebens unter Helmut Kohl, Gerhard Schröder, Angela Merkel und Olaf Scholz bis auf jene Reste, die von den Alten gehütet werden. Die modernen Alten hüten einen Schatz, der die Grundlagen der Menschlichkeit und des Friedens bilden kann.

Die modernen Alten der Generationen 50plus im Jahre 2023 beobachteten und beobachten diese Entwicklungen mit Sorge. Trotz der Anzahl der Jahre, die sie gelebt haben, hören sie nicht auf zu lernen, sich zu bilden und mitten in der Gesellschaft zu leben und zu wirken. Die Alten sind nicht alt qua Jahreszahlen – denn wer sich in den Hörsälen und Seminaren der Universitäten umsieht, erfährt, dass eine nicht unerhebliche Anzahl der Studierenden im Alter zwischen 20 und 26 in ihrem Handeln und ihren Denkweisen gegen über denen, die sie für „alt“ hielten, selbst uralt sind. Es entgeht den modernen Alten nicht, wie sich das Denken der Jüngeren  entwickelt und wie sich daraus die Lehren aus der Vergangenheit zurückbildeten. Was die Jüngeren für Fortschritt halten, ist nichts als pure Rückentwicklung in vorzivilisatorischen Lebensweisen.

Im gleichen Atemzuge werden die Lehren der Alten, ihre Lebenserfahrung und ihre Kompetenzen als überholt und als antiquarisch dargestellt - und ihre Mahnungen werden mit der Arroganz der Dummheit beiseite gewischt.

Wohl können die Alten gelassen sein und damit leben, wie die Bilder aussehen, die die Medien, die Politik und die Finanzbarone von ihnen konstruieren – doch wie auch immer: Es sind falsche Bilder. Es sind bösartig zielgerichtet negative Bilder. Denn wo das Alter negativ dargestellt wird, da lassen sich die Kosten drücken und die Gewinne steigern. Denn der Neoliberalismus kann mit Menschen, die aufgrund ihrer Lebenserfahrung Urteilsvermögen besitzen und kritisch denken nichts, aber auch gar nichts anfangen. Im Gegenteil: Erfahrene, kritische und denkende Menschen stören seine windigen und menschenverachtenden Geschäfte. Der Neoliberalismus will herrschen und beherrschen. Er und seine Anhänger sind die eigentlichen Zerstörer der Menschen, ihrer Mitwelt, Umwelt und des Klimas. Ihr Denken und Handeln entspringt dem puren Utilitarismus anglo-amerikanischer Art und birgt den  Tod in sich.

Wenn die modernen Alten hierzulande utilitaristischen Überlegungen angelsächsischer Art, d.h. dem Neoliberalismus, die Argumentation nehmen und gesellschaftliche Bedeutung in dem Sinne gewinnen wollen, dass sie  jenseits der Reproduktion auf andere Art etwas zur Erhaltung der Spezies beitragen,. dann muss diese Bedeutung über ihre persönliche Zukunft hinausgehen. Sie müssen erkennen, dass der Zeitgeist und die Ziele der privaten Wirtschaft und der privaten Versicherungen darauf gerichtet sind, die sozialen und Solidarität stiftenden Errungenschaften des späten 19. Jahrhunderts und insbesondere der 50er, 60er und 70er Jahre des 20. Jahrhunderts zu zerstören. Die Alten dürfen ihre Energien nicht für Trivialitäten verplempern. „Wenn die Alten ihre Energie im Alter verbrauchen oder mit Trivialitäten und Spielereien verplempern“, sagt die berühmte amerikanische Altersforscherin Betty Friedan, „wenn sie nur die Zeit totschlagen und das Alter und den Tod verleugnen, verschleudern sie ihre auf die Zukunft gerichtete Weisheit und Generativität. Ihr Leben muss mehr sein als nur jene bedeutsamen Erinnerungen, die sie vielleicht für ihre Enkel aufschreiben. Die Alten  können die Zukunft nicht voraussehen. Doch wenn sie an den Problemen arbeiten, vor denen unsere Gesellschaft steht, und dabei ihre im Lauf des Lebens erworbene Weisheit und Generativität einsetzen, einschließlich des Wissens um die Entstehung des Sozialstaats, dann  hinterlassen sie ihren  Enkeln ein Vermächtnis, das darin besteht, dass sie bei der Gestaltung der Zukunft helfen und die Generativität des menschlichen Gemeinwesens entfalten und bewahren.“

Die Alten müssen ihr eigenes Leben leben, generativ und als Teil der Gemeinschaft. Sie wissen, worauf es ankommt, nämlich auf Freiheit und auf Brüderlichkeit und Schwesterlichkeit mit Herz und Hand. Sie kennen den Schwur, den Friedrich Schiller einst erdichtete und der sie freimachen kann:

„Wir wollen sein ein einzig Volk von Brüdern, in keiner Not uns trennen und Gefahr. Wir wollen frei sein, wie die Väter waren, eher den Tod, als in der Knechtschaft leben. Wir wollen trauen auf den höchsten Gott und uns nicht fürchten vor der Macht der Menschen.“

Bund der Pflegeversicherten e.V. /alter-aktiv-bdpv
Gerd Heming (Vors.)
Münster 01. Juli 2023

Spannende Zeiten  

Das Märchen vom bösen Virus haben die meisten Deutschen geschluckt. Sie werden erst aufwachen, wenn in den nächsten Monaten - etwa ab Oktober - die unbarmherzige Faust des Neoliberalismus zuschlägt und ihnen klar wird, das es nicht das Virus war, dem ihre unbegründete Furcht hätte gelten müssen, sondern die stählerne Klammer der Hochfinanz. Das Virus war lediglich Täuschung, es war das "trojanische Pferd", mit dem die Höllenfürsten des Raubtier-Kapitalismus - und die diesen hörigen Berufpolitiker und Medien - die Masse in geistige Umnachtung versetzt hatte.  

Leider fehlen in unserem Volk die Anständigen! Und wo es sie gibt, werden sie weder erkannt noch gehört, da nur die Geistig Geborenen den Wert des Geistes erkennen, die Masse aber  geistlos ist.  Maßhalten und allgemeingültige Maßstäbe haben in der westlichen Welt ihre Bedeutung verloren. Die Politiker haben sich dem Finanzsystem unterworfen. Deshalb müssen die weiter unten genannten Maximen zwingend unter Selbstverwaltung, unter sich selbstverwaltenden Genossenschaften, gestellt werden. Es ist durch entsprechende Gesetze zu sichern, dass weder Interessengruppen, Wirtschaft noch Politik Zugriff auf die Gestaltung der unten genannten Prinzipien erhalten.    

Wir haben es in unserem Land nämlich zunehmend mit korrupten Akteuren zu tun. Mit korrupten Teil-Gesellschaften.  Mit Bestechung. Mit Vorteilsnahme. Mit Ämterpatronage. Mit Lobbykratie. Mit schwarzen Kassen. Mit Geldkoffern. Mit Spendenskandalen. „In der Weltrangliste der Bananenrepubliken belegt Deutschland inzwischen Platz achtzehn“ berichtet Hans Leyendecker in seinem Buch „Die Korruptionsfalle- Wie unser Land im Filz versinkt“ (2003).

Das erste und größte Ziel muss daher die radikale Zerschlagung des Neoliberalismus sein. Denn dieser Raubtierkapitalismus folgt einzig dem Kosten-Nutzen-Denken, d.h. dem Utilitarismus. Es ist diese Denkart, die vorrangig aus dem anglo-amerikanischen Raum stammt,  die den Keim des Bösen in sich trägt und sich wie giftiger Schleim über die westliche Welt ausgebreitet hat – und das, obwohl besonders im deutschsprachigen Raum die Grundphilosophie des Universalismus als Gegengift geboren wurde.

Dem Ziel der Zerschlagung des Neoliberalismus muss die Abwahl der Frau Merkel und ihrer gesamten Regierung folgen. Denn Frau Merkel und ihre Regierung konnten es nicht und haben es nie gekonnt. Das Ergebnis ihres Nichtkönnens ist die grassierende Orientierungslosigkeit, die tiefe Zerissenheit und die gräßlich wachsende Armut innerhalb unseres Volkes.    

Unter totalem Ausschluss der Reichen

Wenn also die ersten beiden Ziele erreicht worden sind, dann muss die Ent-Privatisierung angegangen werden. Denn folgende Güter dürfen nie – ich wiederhole NIE, privaten Spekulationen und Geschäftemachern überlassen werden, d.h. Privateigentum ist bei den folgenden Maximen ausgeschlossen:    

Das Gesundheitswesen. Denn Gesundheit bzw. Krankheit ist keine Ware, bei deren Kauf oder Verkauf die Vertragspartner  gleichen Bedingungen unterliegen. Gewinne, die aus der Tätigkeit für Kranke generieren, sind mit einem Steuersatz von 100 Prozent zu besteuern. Die Sorge um Krankheit und Gesundheit ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Wer sich dieser Gemeinschaftsaufgabe entzieht – hier sind vor allem die Privatversicherten angesprochen – hat in unserer sozialen Gemeinschaft nichts zu suchen.  

Die Pflege. Gleiches gilt für die Besteuerung von Gewinnen, die sich daraus ergeben, dass Menschen, die infolge ihres Lebenslaufes, und ganz besonders ihres Berufslebens, einen erhöhten oder hohen Pflegeaufwand benötigen. Denn nicht das Alter macht krank, sondern das Leben davor.

Die Altersvorsorge. die Vorsorge für das Alter ist Gemeinschaftsaufgabe nach Punkt 1 und 2.  

Der Boden. Der Boden ist ein nicht vermehrbares Gut. Alle Menschen, die unter dem Punkt “Staatsangehörigkeit” bzw. “Nationalität” in ihrem Personalausweis den Eintrag “deutsch” amtlich vermerkt haben, sind Miteigentümer des deutschen Bodens. Somit ist der Boden unverkäuflich und muss dem privaten Zugriff entzogen werden. Für die Überwachung sind gesellschaftliche Selbsverwaltungsgesellschaften einzurichten, die unabhängig von Politik und Wirtschaft, d.h. bedingungslos neutral, tätig sind und das Gemeinwohl, d.h. das Wohl aller Bürger zum Ziel haben. Gewinne, die aus dem Verkauf von Boden erzielt werden, sind mit einem Steuersatz von 100 Prozent zu belegen.  

Die Luft. Für das Gemeingut “Luft” gelten die Ausführungen zu Punkt 4.  

Das Wasser. Für das Gemeingut “Wasser” gelten die Ausführungen zu Punkt 4.  

Die Energie (sprich: Feuer). Die Energieversorgung ist Aufgabe des gesamten deutschen Volkes. Es hat in freier und unabhängiger Bürger- und Bürgerinnenentscheidung darüber zu entscheiden, mit welchen Mitteln eine sichere und ausreichende Energieversorgung gewährleistet wird. Da die Erneuerbare Engergiegewinnung die Energieversorgung unseres Volkes nicht sicherstellen kann, sind bei der Wahl der Mittel Vorbedingungen ausgeschlossen. Wer einmal den gesamten Bau einer Windanlage, von ihrer Verankerung im Boden bis zur Bewegung der Rotoren und Flügel durchkalkuliert hat, wird feststellen, dass der Energieaufwand, der hier erforderlich ist, den Ertrag um Vieles überteigt. Die Energiepolitik ist auf einem gefährlichen Irrweg. Inzwischen wird von Fachleuten ein “Supergau” innerhalb der nächsten fünf Jahre vorhergesagt. Unter Supergau wird ein totaler, langanhaltender Blackoaut verstanden. Ohne Energieversorgung werden Krankenhäuser zu Sterbeanstalten, der Verkehr bricht zusammen, Flugzeuge fallen vom Himmel, Computer bis hin zum Smartphone erweisen sich als das, was sie wirklich sind, nämliche nutzlose virtuelle Werkzeuge. Die gesamte digitale Welt fällt in ein todbringendes Koma. Wer die analoge Welt nicht mehr kennt, ist rettungslos verloren.  

Die Infrastruktur. Die gesamte Infrastruktur (Straßen, Autobahnen, Eisenbahnen, Brücken, Telefon- und Funknetze usw.) ist Eigentum der Bürgerinnen und Bürger. Die nachträgliche Privatisierung dieser Güter ist Raub. Alle Personen, die an diesem Raub mittelbar oder unmittelbar beteiligt sind, sind strafrechtlich zu verfolgen. Da Personen die Infrastrukturen infolge ihrer privaten oder unternehmerischen Tätigkeiten unterschiedlich stark nutzen, sind die Kosten für Erhaltung und Modernisierung ensprechend der Vernutzung über Abgaben, Gebühren und Steuern zu berechnen.

Die soziale Verantwortung für jeden einzelnen unseres Volkes. Ohne einen starken Sozialstaat kann es keine Demokratie und ebensowenig Rechtstaatlichkeit geben. Demokratie ist unlösbar mit  Sozialstaat und Rechtstaat verwoben.  

Die Bildung. Bildung ist insgesamt nach den neuesten philosophischen Erkenntnissen zu gestalten. Bildung ist der Privatisierung zu entziehen. Außerdem sind "akademische Grade" streng von der Charakterbildung, der allein wahren Bildung, zu trennen.  

Fließendes Geld. Der schnelle Erfolg jenes Landes, das als erstes eine «Fairconomy» mit fließendem Geld einführt, wird einen weltweiten «Dominoeffekt» auslösen. Die Pioniere einer neuen Weltordnung aber werden, wie alle erfolgreichen Pioniere, einen Vorsprung haben, den andere kaum noch einholen können. Fließendes Geld bedeutet darüber hinaus, dass den Banken die Geldschöpfung aus dem "Nichts" unter schärfter Strafe verboten ist.  

Die Warnung 

Nicht allein den Reichen, sondern auch den berufsmäßigen Politikern ist der Zugang zu und die Einflussnahme  auf die vornhin genannten Maximen und Prinzipien radikal zu versagen. Denn der oben erwähnte Investigativ-Journalist Leyendecker und unsere eigenen Lebenserfahrungen zeigen uns: Ob in Politik, Verwaltung oder Wirtschaft, in kommunalen Betrieben, Medien, Arztpraxen, Pflegeeinrichtungen oder Kliniken – wohin der Blick auch fällt: Korruption breitet sich metastasenartig aus. Beamte und Angestellte werden bestochen, Manager leiten Riesensummen in die eigene Tasche, und Politiker werden „beatmet“, wie Schmieren im Jargon der Eingeweihten heißt. – Vorteilsnahme, Bestechung, Ämterpatronage, Lobbykratie, schwarze Kassen, Parteispendenskandale – das Monster, mit dem sich etliche Staatsanwälte derzeit herumzuschlagen haben, stammt nicht aus Sizilien oder Abu Dhabi, wir haben es selbst erschaffen. Oder dulden es doch. Nun frisst es uns auf, unser Gemeinwesen, unsere Moral.”

Die jetzt schon mehrere Jahrzehnte währende Zerschlagung von sozialen Rechten der abhängig Beschäftigten auf allen Ebenen ist nicht einem Naturgesetz oder einem großmeteorologischen Klimawandel geschuldet, sie ist Ergebnis einer sehr erfolgreichen Klassenkampfstrategie der Kapitalseite.

Diese hat den von Generationen erkämpften Klassenkompromiss im so genannten „Rheinischen Kapitalismus“ aufgekündigt. Diese Klassekampfstrategie der Kapitalisten konnte die Regierungen aller Couleur für ihre neue Strategie der Bruttolohnsenkung zur besseren Gewinnmaximierung gewinnen.

Der bisher größte Coup gelang ihr mit dem Einkaufen der Führungsspitzen aus SPD und Grünen. Die beiden ehemals als arbeiter- oder emanzipationsfreundlich geltenden Parteien sind so lange von neoliberalen Think-Tanks „beraten“ und gesponsert worden, bis sie bereit zum Klassenverrat waren: „Wirtschaft wird in der Wirtschaft gemacht!“, fertigte der Basta!-Kanzler, Gerhard Schröder, seine Genossen ab. Und mit dem wütenden Ausruf: „Ihr könnt nicht Politik gegen die internationalen Finanzmärkte machen“, verbat sich der Außenminister des deutschen  Neoimperialismus, Joseph Fischer, auf einem Grünen-Parteitag jegliche Kritik. Heute dürfen die beiden sich aussuchen, ob sie lieber für eine Million Euro jährlich im Aufsichtsrat bei Gasprom sitzen oder eine Professur in den USA annehmen wollen. Als Referenten für erfolgreichen neoliberalen Systemwandel liegen ihre Honorare zwischen 25 000 und 100 000 Euro pro Vortrag.

Die regierungsamtlich inszenierte Verarmung der gegenwärtigen und zukünftigen Rentnerinnen und Rentner ist nur ein Segment im staatlich flankierten Klassenkampf der Kapitalagenten mit dem Ziel der Profitratensteigerung auf Kosten der Bruttolohnrate. Noch darf das Statistische Bundesamt die jeweiligen Anteile am Volkseinkommen publizieren: Danach blieben in den fünf Jahren nach 2000 die Arbeitnehmerentgelte (=Gesamtlohnquote, woraus auch die Sozialbeiträge resultieren) mit insgesamt nur 2,6 Prozent Zunahme um mindestens 10 Prozent unter der Preissteigerung und der Zunahme des BIP. Die Unternehmens- und Vermögenseinkommen konnten im gleichen Zeitraum um mehr als 30 Prozent zulegen. Die Lohnquote war beim Abgang von Rot-Grün in 2005 auf 67 Prozent vom Volkseinkommen gesunken, das ist der niedrigste Anteil für Löhne und Soziales seit Bestehen der Bundesrepublik Deutschland.  

Wann endlich wachen die Bürger auf?

Die reine Kenntnis der Fakten und Zusammenhänge dieser gezielten Verarmungsstrategie ist nutzlos, wenn sie nicht begleitet wird von nachhaltigem Zorn. Die bloße Kenntnisnahme derartiger Analysen löst bei Mitbürgern Ohnmachtgefühle aus. Als Einzelne, so glauben sie, kann man wenig ausrichten gegen diese integrierte Macht der Bosse aus Kapital und Kabinett.

Aber es wird nicht so bleiben. Der Zorn wird wachsen. Selbst oder gerade deswegen, weil mit den etablierten, pseudo-linken Parteien wie SPD und Grüne auch die Gewerkschaftsvorstände immer wieder zu Überläufern degenerieren!  Reichtum richtet sich längst gegen das Volk. Der Grundsatz des Artikel 14 im Grundgesetz der Deutschen, der da heißt: „Eigentum verpflichtet, sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen“, ist außer Kraft.

Die Reichen sind zu Verrätern am Volk und zu Parasiten und Schmarotzern mutiert. Die Ordnung des Grundgesetzes ist, die Staatsgrundlagen, sind zerstört.    Deshalb haben alle Deutschen das Recht zum Widerstand (Art. 20, Abs. 4 GG).    

Es geht um die Enteignung der Reichen.  Beim Recht auf Widerstand können sich die Deutschen nicht bloß auf Art. 20 GG berufen. Nach Artikel 14 können sie die Enteignung der Reichen straflos erzwingen. Denn Enteignung zum Wohle der Allgemeinheit ist zulässig.  Der Artikel 15 GG kommt den Widerständlern darüber hinaus zu Hilfe: „Grund und Boden, Naturschätze und Produktionsmittel können zum Zweck der Vergesellschaftung (…) in Gemeineigentum oder in andere Formen der Gemeinwirtschaft überführt werden.“ 

Seit Jahren wird über Lobbyisten in Bundesministerien berichtet, die, von großen Unternehmen bezahlt, Gesetze und Entscheidungen mitformulieren. Und das sei keine kleine „Schmuddelecke“ der Demokratie, sondern ein „elender Lobby-Sumpf“. Die Hartz-Gesetze sind ein Beispiel dafür. Ebenso die Rentengesetzgebung und die neueren Gesetze im Aktien- und Steuerrecht. Aber auch die Gesetze im Gesundheitswesen und in der Pflege sind dafür ein Beispiel. Und die Justiz folgt diesen „Gesetzen“ und spricht auf den Grundlagen solcher Gesetze Recht.

Heute, so könnte man sagen, ist die Justiz erneut zur Hure der Kapitalisten und Großkonzerne verkommen.

  Während der vergangenen 170 Jahre hat sich am Ziel der Reichen nichts geändert. Und wenn, dann bestenfalls, dass an die Stelle des disqualifizierten Adels  neoliberalistische Geschäftemacher getreten sind.  Man kann den „Hütten“ den Frieden nicht wünschen, solange der „Krieg den Palästen“ nicht erledigt ist. Und er ist nicht erledigt. Er ist bei Weitem nicht erledigt.

Die Spaltung der Gesellschaft ist heute schärfer als zu Großfürstenzeiten.  

 Bund der Pflegeversicherten (alter-aktiv-bdpv)  

Gerd Heming (Vors.) 

Münster, Juli/August 2020 

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Die Geistige Geburt befreit von Ängsten  

Es ist Verpflichtung eines jeden ehrbaren Menschen, seine Urteilsfähigkeit und Urteilskraft zu entwickeln, die Welt, in der er lebt, kritisch zu beleuchten und letztlich zu einem Urteil zu gelangen, das eines erwachsenen und verantwortungsbewussten Menschen würdig ist. Wer seine Urteilsfähigkeit und Urteilskraft stetig weiter entwickelt und verbessert, wird nicht Opfer von Interessen böswilliger oder gar bösartiger Menschen, niemand wird ihn in Panik versetzen können, und gegen Verwirrungen und Falschmeldungen, wie sie die herkömmlichen Medien derzeit verbreiten, hat er den besten und tauglichsten aller Schutzschirme: Urteilskraft! Ein solcher Mensch ist gegenüber äußeren und inneren Einflüssen immun. Er hat  in sich und durch sich selbst und ohne das Zutun Anderer, die geistige Geburt vollzogen – er ist ein Geistig Geborener! Er hat sich durch sich selbst unempfänglich gemacht gegen die Geistlosigkeit der heutigen Zeit.

 Ein lehrreiches Beispiel:  Wenn es nicht so abgrundtief traurig wäre, dann sollten wir am besten lachen! Denn diese Merkel-Spahn-Virologen-Regierung hat sich (und unsere Gesellschaft) in eine Lage gebracht, aus der sie nun keinen Ausweg finden wird. Sie – und die ihr hörigen Medien – haben in Sachen “Corona” grimmige Märchen verbreitet, und nun sind sie selbst und ihre Medien und mit denen zusammen  große Teile der Bürgerinnen und Bürger auf sich und auf ihre eigenen Märchen hereingefallen. Wir haben es damit mit einem inhärent destruktiven Prozess zu tun. Man kann auch sagen, dass die Politiker und ihre Hausmedien, die heute Schwierigkeiten haben, Opfer ihrer selbst geworden sind. Sie wurden zu Opfern ihrer eigenen  Unwissenheit und Unfähigkeit. Phänomene dieser Art sind relativ gut erforscht. Politiker und Medien sind in selbstreferenzielles Gestrüpp geraten, sie haben sich selbst aus purer Dummheit darin verfangen. Sie haben – wie die Kybernetik es nennen würde -  sich selbst verstärkende Regelkreise erzeugt. Solche Regelkreise wirken sich aber alles andere als positiv aus. Sie schaukeln sich auf und verstärken sich gegenseitig, bis es zur Explosion oder zum Kollaps kommt.”

Wir urteilen! Wir urteilen ohne Unterlass. Vom ersten Atemzug an urteilen wir. Jede Sekunde unseres Lebens urteilen wir. Wir sind von der Natur her dazu ausersehen, die Richter unseres Lebens und des Lebens und Sterbens unserer Mitwelt zu sein. Wir würden keinen Tag unseres Lebens überleben, würde uns unser Gehirn nicht durch seine ständigen Beurteilungen schützen. Unser Gehirn erzwingt das. Denn unser Gehirn ist das Überlebensorgan. Und am Anfang geschieht dies unbewusst.  Unser Gehirn bringt die Bedingungen der Möglichkeit zum Urteilen mit auf die Welt. Es ist leicht zu verstehen, dass auf das frische, weitgehend ungeprägte, empfindsame und aufnahmebegierige Gehirn eines neugeborenen Lebens schon vor, während und nach der Geburt die ersten starken Spuren des irdischen Lebens eingraviert werden. Es ist leicht einzusehen, dass die ersten Eindrücke, die Erfahrung von Angst während der Geburt und die Erfahrung liebevoller Besänftigung durch eine das Leben bejahende Mutter nach der Geburt, sich besonders tief in das junge Gehirn hineinsenken. Dementsprechend urteilt es: Das Leben hat angstvolle Seiten – aber es hat auch gute, tröstende, erfreuliche Seiten. Und diese Urteile bestimmen, ob wir später dem Leben gegenüber ein bejahendes Verhalten zeigen, ob wir später dem Leben gegenüber ein verneinendes Verhalten oder gar ein gleichgültiges Verhalten zeigen.    Es ist also von elementarer Bedeutung, dass dem jungen Gehirn einerseits von seinen ersten Bezugspersonen und von seiner Umwelt vertrauensvolle Impulse gesendet werden, oder ob es andererseits frühzeitig misstrauenerweckende Erfahrungen macht. Die Wissenschaft ist sich heute einig darüber, dass das junge Gehirn schon sehr früh die Fähigkeit besitzt, Zusammenhänge zu erkennen und diese Zusammenhänge zu einer entsprechenden Lebensanschauung auszuwerten.  Der Schweizer Psychologe Jean Piaget kam auf Grund genauer Beobachtung von Säuglingen und Kleinkindern zu dem Schluss, dass das Kausalitätsbewusstsein, das heißt die Einsicht in den Zusammenhang von Ursache und Wirkung, beim Kind schon in den ersten Monaten erwacht und dass es gegen Ende des zweiten Lebensjahres voll entwickelt ist.    Im Lauf der ersten zwei Kindheitsjahre führen die Entfaltung sensomotorischer Intelligenz und dazu die entsprechenden Beurteilungen des Universums, zu einem Gleichgewichtszustand, der an rationales Denken grenzt. Es ist anzunehmen, dass dieser Gleichgewichtszustand, der sich gegen Ende des zweiten oder während des dritten Lebensjahres zeigt, das Ergebnis der Schlussfolgerungen ist, die das junge Gehirn des Kindes über sich selbst und über andere zieht. Aus dieser Schlussfolgerung zieht das Gehirn – und damit das Kind -  seine Lebensanschauung. Es gewinnt eine Einstellung zu sich selbst und dem Leben, die es für immer beibehält.

Hier ist also die Nahtstelle, von der ab das weitere Lebensmuster entweder in gläubigem Vertrauen auf das Leben oder in ungläubigem Misstrauen dem Leben gegenüber unaufhaltsam verfeinert und verstärkt wird. Auf die elementare Bedeutung, die die erste Zeit des Lebens für das Gehirn hat, kann nicht ernsthaft und dringend genug hingewiesen werden. Alle späteren Urteile, die das heranreifende Kind und später der erwachsene Mensch fällt, geschehen auf Grundlage der Urteile, welche sich dem Menschen als „Erste“ eingeprägt haben.

Diese Urteile sind die Vor-Urteile, die für das Leben unverzichtbar sind. Aus einer positiven Beurteilung heraus wird der Mensch sich für das Leben entscheiden: Und so seine positive Beurteilung an der Wurzel der Existenz angelegt ist, wird er den Fortbestand und die Pflege von Leben in all seinen Formen und Arten schützen und verteidigen. So aber eine negative Beurteilung an den Wurzeln seiner Existenz nagt, wird er zu Verbitterung, Hartherzigkeit, Ichsucht, Misstrauen und Unfrieden neigen. Er ist derjenige, dem das lebendige Leben nichts sagt. Er ist derjenige, der nach Ersatz für das lebendige Leben wie ein Süchtiger auf der Jagd ist, der Reichtum braucht, der ohne die Krücken von äußeren Statussymbolen völlig verloren ist.    

Es ist das Sittengesetz mit dem wir es hier zu tun haben. Und nur unter diesem Sittengesetz können Familien, Nachbarschaften, Gruppen und ganze Gesellschaften friedlich und gedeihlich miteinander leben. Wehe jenen, die das Sittengesetz missachten.  Die Bundesrepublik Deutschland hat sich mit seinem Grundgesetz zur Achtung des Sittengesetzes unumstößlich verpflichtet. So ist die Würde eines jeden Menschen zu achten und zu schützen. 

Das Grundgesetz garantiert ferner jedem Deutschen die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, das Recht auf Leben, auf körperliche Unversehrtheit, die Freiheit der Person, freie Meinungsäußerung, Versammlungsfreiheit und… und… und …    In zwanzig Grundrechte sind die wichtigsten Forderungen des Grundgesetzes ehern gegossen. Allesamt sind sie Garantien, die den Bürger vor rechts- und freiheitswidrigen Eingriffen durch den Staat schützen. In Artikel 20 GG i.V.m. Artikel 28 GG, d.h. in den Staatsgrundlagenbestimmungen, werden die Abwehrrechte gegen staatliche und despotische Eingriffe und Angriffe als Ewigkeitsrechte zementiert.    Was mich immer wieder zutiefst verwundert und ratlos macht, das ist die Tatsache, dass die Deutschen ( insbesondere Politiker, die öffentlichen Unrechtsmedien aber auch alternativen Medien) die Verfassung der Deutschen, das Grundgesetz, nicht kennen. Dabei haben wir mit dem Artikel 20 GG ein unzerstörbares Himmelsgeschenk:    Artikel 20 (Staatsgrundlagenbestimmungen, Widerstandsrecht 

1. Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat.  2. Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus. Sie wird vom Volke in Wahlen und Abstimmungen und durch besondere Organe der Gesetzgebung, der vollziehende Gewalt und der Rechtssprechung ausgeübt.  3. Die Gesetzgebung ist an die verfassungsmäßige Ordnung, die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung sind an Gesetz und Recht gebunden.  4. Gegen jeden, der es unternimmt, die Ordnung zu beseitigen, haben alle Deutschen das Recht zum Widerstand, wenn andere Abhilfe nicht möglich ist.  In diesem Artikel, der in seiner Aussagekraft und Deutlichkeit unübertroffen ist, wird fest gemauert, dass die Deutschen eine Republik sind mit demokratischen und sozialen Prinzipien, dass sie ein Volk sind und dass alle Deutschen – und nur sie – das Recht haben auf Widerstand.    In Verbindung mit Artikel 28 GG wird die Rechtsstaatlichkeit hinzugefügt.    Es ist für jeden Bürger von höchster  Bedeutung zu wissen, dass die Artikel 1und Artikel 20 GG i.V.m. Artikel 28 GG durch Artikel 79 Abs. 3 besonderen Schutz, einen Ewigkeitsschutz, erhalten: Keine wie auch immer geartete Mehrheit kann diese Artikel ändern oder beseitigen.    Frau Merkel und ihre Komplizen haben dieses Recht ad absurdum geführt. Sie haben sich selbst außerhalb unserer Verfassung gestellt. Kein Deutscher, der was auf sich hält, darf daher den i.S. Corona verfügten Maßnahmen gehorchen. Denn diese Maßnahmen sind nichtig.    Zudem besteht ob der aberwitzigen Fehlsteuerung des deutschen Gesundheitswesens inzwischen wohl allgemein „Lebensgefahr“:

  • Mehr als 50 Prozent aller geplanten Operationen wurden abgesagt, der „OP-Stau“ geht in die Tausende.
  • 30 bis 40 Prozent weniger Patienten mit Herzinfarkt und Schlaganfall werden behandelt, da diese sich nicht mehr in die Kliniken trauen. Bundesweit stehen 150.000 Krankenhaus- und 10.000 Intensivbetten leer.
  • In Berlin sind nur 68 Intensivbetten mit Corona-Patienten belegt, die Notklinik mit 1.000 Betten bleibt ungenutzt.
  • Der Deutsche Rat für Wiederbelebung hat eine offizielle Empfehlung veröffentlicht, nach der Menschen nach Herzstillstand nicht mehr beatmet werden sollen.
  • In Großbritannien sterben bereits circa 3.000 Menschen pro Woche an den Effekten des Lockdowns, wegen der allgemeinen Panik und des teilweisen gesellschaftlichen Zusammenbruchs.
  • Millionen Existenzen werden vernichtet und wehr- und hilflose alte Menschen in Pflege- und Altenheimen sowie Krankenhäusern isoliert, zu Objekten gemacht und zu Tode geängstigt.

Um diesen Zerfall unserer Grundordnung zu widerstehen, müssen wir gereifte Urteilsfähigkeit und gelebte Urteilskraft einsetzen. Die Voraussetzung für den Widerstand wiederum ist die Geistige Geburt. Denn diese Geistige Geburt ist die einzige Geburt, die ohne das Zutun Anderer jeder bei sich selbst und durch sich selbst vollziehen muss. So  macht man sich selbst zu einem mündigen Menschen, der frei und achtsam denkt und frei und achtsam seine Gedanken äußert. Der Weg dorthin geht nur über die tiefe Reflektion aller Lebensumstände, d.h. es geht um die Bedenkuung des Wirklichkeitsganzen. Das herausragende Merkmal der Geistigen Geburt zeigt sich darin, dass wir unsere Kraft dem Wohle aller Menschen widmen, ihren Nutzen mehren und Schaden von ihnen wenden. Es ist dies die gleiche Kraft, mit der wir unsere Familie pflegen und Menschen zu unseren  Freunden machen.  

Geistige Geburt – das ist Reflektion! Reflektion! Reflektion! Reflektion ist die Handlung, die die Spreu vom Weizen trennt, die die gutartigen Vorurteile von den bösartigen Vorurteilen der Kindheit, Jugend und des frühen Erwachsenenalters säubert und erlittene Traumata heilt. Reflektion ist die kritische Bedenkung all dessen, was uns auf unserem Weg durchs Leben begegnet. Reflektion ist die Handlung, die die Eliten, die Medien und die Politik vor Furcht erzittern lässt. Denn von dieser göttlichen Handlung aus enthüllt sich denen, die mit der Reflektion beginnen und die Geistige Geburt wagen, das falsche, das verlogene, das menschenverachtende Spiel dieser selbsternannten Eliten, dieser selbstverliebten Ichlinge, dieser Barone der Hochfinanz kurz: diesen Fürsten der Hölle. Vielleicht sind es nur wenige, die die Geistige Geburt vor dem vierzigsten Lebensjahr wagen, und noch wenigere sind es, die sie vor dem fünfzigsten Geburtstag abgeschlossen haben.  Nur die Geistig Geborenen verfügen über Urteilsfähigkeit und Urteilskraft. Sie finden die richtigen Antworten auf die wirlich wesentlichen Fragen des Lebens.    

Fragen, die uns nach vielen Befragungen sowie nach  Interviews mit Prof. Bhagdi, mit Dr. Wodarg u.v.a. stärker beschäftigen sollten, sind die, die sich auch aus einer Rede von Heiko Schöning auf der Demo am 31.05.2020 in Stuttgart / QUERDENKEN711 ergeben.


Folgender Hinweis:  “Heiko Schöning Ärzte für Aufklärung Zu Risiken und Nebenwirkungen von Corona https://www.ärzte-für-

aufklärung.de


Die Fragen, um die es geht, lauten:

   1. Hat das Virus “Corona” eine außergewöhnliche Übersterblichkeit generiert? (Das RPP Institut Wien sagt hierzu “Nein”.  

2. Haben die politischen Maßnahmen gegen Corona, etwa die Nichtbehandlung von Schwerstkranken, die Zurückstellung von notwendigen Operationen usw.  Übersterblichkeit erzeugt? Dr. Schöning geht in der oben genannten Rede davon aus, dass uns diese politischen Maßnahmen (nicht das Corona-Virus) Folgeschäden kosten, an der bis zu 100.000 Menschen sterben werden oder bereits gestorben sind.  

3. Waren´olglich die politischen Entscheidungen um Vieles gefährlicher als das Virus? Nicht Corona, sondern die politischen Fehlentscheidungen haben bisher rund zehn Millionen Menschen in Kurzarbeit gebracht und es ist fraglich, ob daraus nicht eine langandauernde Arbeitslosigkeit wird.  

4. Haben sich die Politiker, Wissenschaftler und Systemmedien der leichtfertigen oder beabsichtigten Tötung vieler Menschen schuldig gemacht?    


Diese und andere Fragen müssen von einem unabhängigen Untersuchungsausschuss geklärt werden, von einem Außerparlamentarischen Untersuchungsausschuss.  

Bund der Pflegeversicherten (alter-aktiv-bdpv)

Gerd Heming (Vors.)  Münster / Westfalen, Juni 2020


Frau Merkel - und die Unfähigkeit unser Land gesund und ausgewogen zu regiseren (G.H. Mai 2020)

Unvergessen ist jener Satz, den Gerhard Schröder am 18. September 2005 ausrief: „Sie kann es nicht!“ Gemeint war Angela Merkel, die an diesem Tag die Wahl zum 16. Deutschen Bundestag gewonnen hatte. Die Bundestagswahl 2005 fand infolge der vorzeitigen Auflösung des 15. Deutschen Bundestages am 18. September 2005 statt. Bei der  Wahl zum 16. Deutschen Bundestag wurde an diesem Tag in 298 von 299 Wahlkreisen gewählt. Als Ergebnis kam es zu einer Großen Koalition unter Angela Merkel. Bei 61.870.711 Wahlberechtigten und einer Wahlbeteiligung von 77,7 Prozent betrug der Anteil der ungültigen Zweitstimmen 1,6 Prozent. Die zugelassenen Parteien bzw. Fraktionsgemeinschaften hatten folgende Ergebnisse erzielt: Der Fraktionsgemeinschaft von CDU und CSU waren 226 Sitze zugeordnet worden. (Wahlrechtlich werden sie als selbstständige Parteien separat behandelt.) Die SPD erhielt 222 Sitze, die FDP 61, Linkspartei 54, Grüne 51 Mandate. Der 16. Deutsche Bundestag bestand daher gemäß Bundeswahlgesetz aus 598 Abgeordneten plus 16 Überhangsmandaten (sieben für die Union, neun für die SPD), also aus insgesamt 614 Abgeordneten.  Heute wissen wir, dass Schröder Recht hatte. Frau Merkel kann es nicht, sie konnte es nicht, sie hat es nie gekonnt. Sie war und ist unfähig, unser Land gesund und ausgewogen zu regieren. Frau Merkel hat die Einigkeit zerstört. Das Staatsschiff der Deutschen ist in höchster Seenot, es ist unter Angela Merkel in eine katastrophale Schieflage geraten. Das ist so! - auch wenn uns unsere „Qualitätsmedien“ und die, die an der Schieflage bestens verdienen, das Gegenteil weismachen wollen.    Frau Merkel hat das, was Schröder begonnen hatte, radikal und ohne Gnade fortgesetzt. Dafür wurde sie von den Milliardären, den Millionären und denen, die sich ums tägliche Überleben keine Sorgen machen müssen, hoch gelobt. Man kann es in Zahlen sagen: 7,5 Prozent der Deutschen, jene nämlich, die die Deutungshoheit innehaben, unterstützten sie, während die eigentliche Macht der Deutschen, nämlich 92,5 Prozent, verhärmt und verschämt schweigt. Sie schweigt, obwohl vor ihren Augen der Sozialstaat zerstört wird, obwohl von jenen 7,5 Prozent die Rechtsstaatlichkeit zunehmend brutaler mit Füssen getreten wird, obwohl die Kaufkraft der Arbeiter, Angestellten und Rentner im Jahre 2020 rund dreißig Prozent unter des Jahres 1995 liegt, obwohl die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer werden. Die 92,5 Prozent der Deutschen haben eine einfache Wahrheit nicht verstanden: “Wenn der Sozialstaat stirbt, dann geht mit ihm die Demokratie und die Rechtsstaatlchkeit zugrunde.” (Gerd Heming).    Unter Merkel wurde “die Einigkeit” der Deutschen zu Grabe getragen, das “Recht” verkam zur Farce, die “Freiheit” wurde abgeschafft”. Seither singen die Deutschen  ihre glorreiche Hymne nicht mehr:  

Einigkeit und Recht und Freiheit
Für das deutsche Vaterland!
Danach lasst uns alle streben
Brüderlich mit Herz und Hand!
Einigkeit und Recht und Freiheit
Sind des Glückes Unterpfand –
Blüh im Glanze dieses Glückes,
Blühe, deutsches Vaterland!“.

Da ist nichts mehr von “Blüh im Glanze dieses Glückes, blühe, deutsches Vaterland”.    

Die Arbeiter und Angestellten, die Rentner, die Handwerker mit ihren kleinen Betrieben und die Einzelhändler sind das Salz einer jeden gesunden Gesellschaft  Im Denken der Frau Merkel und ihrer Regierung, und ebensowenig im Denken ihrer Gefolgschaft, den Superreichen, den Reichen und den Wohlhabenden kommen die Arbeiter, die Angestellten, die Rentner, die Handwerker mit ihren kleinen Betrieben und die Einzelhändler wenn überhaupt, dann als lästiges Beiwerk vor, das keine Beachtung und somit auch keine Achtung verdient. Jene 7,5 Prozent haben nur eine Ideologie! Für sie gibt es nur „herrschende Menschen“ und „beherrschte Menschen“. Die Herrschenden sind die geborenen Hirten, die Beherrschten sind die geborenen Diener, d.h. die geborenen Lämmer, die sich von ihren Eliten zur Schlachtbank führen lassen:  „Das gemeine Volk modert immer im Schlamm seiner Vorurteile dahin". “Das Volk muss überzeugt sein, dass „Volksherrschaft“ immer nur Elitenherrschaft bedeuten kann”. „Das Volk ist blöde genug, sich von anderen mit offenen Augen betrügen und belügen zu lassen.“    Da ist nichts mehr von “brüderlich mit Herz und Hand!”    Der renommierte Sozialexperte, Jürgen Borchert, schreibt in seinem Buch „Sozialstaatsdämmerung“ auf Seite 34, was bei ihm das Fass zum Überlaufen brachte: “Was das Fass zum Überlaufen brachte, war die Feier der Sozialdemokraten anlässlich des zehnten Jahrestages der Verkündung der Agenda 2010 am 14. März 2013. Dass die SPD unter zustimmender Telnahme der Regierungskoalition, eine Reform feiert, deren harter Hartz-IV Kern eine verfassungsgerichtlich festgestellte Verletzung der Menschenwürde enthielt, ist ein beispielloser Vorgang. Zusammen mit der Ignoranz gegenüber den verfassungsrechtlich garantierten Rechten beleuchtet er (Borchert)einen rüden und rücksichtslosen Umgang mit den verfassungsgerichtlich geschützten Interessen der „kleinen Leute“ hierzulande. Dass das nicht erst seit gestern passiert, sondern die Politik der letzten Jahrzehnte prägt, wird hier zu zeigen sein“. Soweit Jürgen Borchert.

Dass durch die Agenda 2010 der Artikel 12 unseres Grundgesetzes außer Kraft gesetzt wurde, bedarf einer genauen Prüfung. Denn durch die „Zumutbarkeitsregeln“ der Agenda standen nun die Tore für eine „moderne Sklaverei“ weit offen.  

Betroffen von der Agenda 2010 sind alle Teile unseres Volkes, mit Ausnahme der Reichen und Superreichen, mit Ausnahme der „Gutverdiener“, mit Ausnahme der Abgeordneten, der Beamten und Richter. Selbstverständlich auch mit Ausnahme der Kanzlerin und des Bundespräsidenten.  

Bis ins Jahr 1998 hinein ließen sich die medialen Blockflöten der Politik noch einigermaßen sicher bestimmen. Außer ARD und ZDF waren es auf der einen Seite die FAZ, Die WELT, die BILD u.a., die sich schon in den 1990er Jahren einem neoliberalen Rechtsruck verschrieben hatten und auf der anderen Seite Zeitungen wie die Süddeutsche, die Franfurter Rundschau, Die Zeit u.a., die sich dem Schritt in den privatisierten und deregulierten Raubtierkapitalismus zunächst noch verweigerten. Ob sich die zur Zeit entstehenden Internet-Redaktionen und Internetmedien dem abgründigen Zeitgeist wirksam entgegenstellen können, bleibt abzuwarten. Denn auch sie scheinen nicht zu erkennen, welche gesellschaftlichen Gruppen das “Salz” ausmachen. Arbeiter, Angestellte, Rentner, Handwerker mit den kleinen Betrieben oder Einzelhändler sind ihrem Denken jedenfalls ebenfalls nicht besonders nahe. Obwohl diese existentiell wesentlichen Gruppen durch die “neuen Medien immer wacher und kritischer werden -    

Im Februar 2003  hatte die damalige gesamte Deutsche Medienlandschaft sich in nationale Märchenerzähler verwandelt und den Schritt in die Finanzradikalität getan. Denn es war im Februar 2003 als die Crème de la crème des privaten deutschen Banken-, Wirtschafts- und Versicherungswesens heimlich zum Kanzler schlich, um ihm ihre erbärmliche Dummheit und ihr totales Versagen zu gestehen. Es war das Lehrbeispiel für falsche Wirtschafts- und Finanztheorien und deren Umsetzung. Wenn wir bedenken, dass  die Medien zu diesem Zeitpunkt jedes kritische Denken abgelegt hatten, dann ist es nicht verwunderlich, dass dieses Datum damals und heute zur Nullnummer einer möglichen, umfassenden Diskussion geworden ist. Dabei geschah an jenem Tag im Februar 2003 etwas Ungeheuerliches. Aber vielleicht gerade wegen der Gewalt und „Unfassbarkeit“ des „Ungeheuerlichen“ blieben die ansonsten so rührigen Märchenerzähler der Nation, die Medien, seltsam stumm. Denn jene Bosse der Wirtschaft, denen  sich die Märchenerzähler in den vergangenen zwanzig Jahren so unverfroren angedient, und deren falsche Theorien sie ebenso unerschütterlich wie unermüdlich verbreitet und verstärkt hatten, mussten öffentlich gestehen: Sie hätten sich selbst und den Großteil all derer ruiniert, die ihnen vertraut hatten. Sie hätten sich zum Ersten an den Börsen der Welt verspekuliert.. Zum Zweiten hätten sie ihren Börsenanalysten vertraut. Ein Fehler! Leider. Ja. Und schade. Aber nun müssten sie den Kanzler - Schröder hieß der Kerl -  bitten, doch all jene faulen Kredite und Spekulationen, denen sie aufgesessen waren, zu sozialisieren, damit sie, die „so sehr hintergangen worden seien“, nun wieder ordentlich arbeiten könnten. Das sei nicht neu. In Schweden hätten sie das auch so gemacht. – Fünf Milliarden Euro! 5.000.000.000.000 Euro, hat der mediokere Kanzler  - Schröder hieß der Kerl  -  ihnen ohne mit der Wimper zu zucken über den Tisch geschoben. Sozialisierung privater Verluste nennt man das. Verlustsozialisierung. Dies blieb auch unter Merkel so.  

Plünderer, Betrüger, Bestechung, Beatmung  

Man könnte meinen, dass damit das unverantwortliche und gefährliche Spiel der privaten Banken und Versicherer sein Ende gefunden hätte. Aber weit gefehlt. Schröder, und in seiner Folge Angela Merkel, hatten ihre Arbeitsweise leichtfertig begünstigt - diese Arbeitsweise, die Begünstigungen, Betrug, Bestechung, geheimen Absprachen und der Umleitung von öffentlichen Mitteln in private Taschen Tür und Tor öffnet. Es ist die Arbeitweise, die Plünderer generiert – Führungskräfte, die maximalen persönlichen Gewinn aus den Unternehmen ziehen, deren Leitung ihnen anvertraut wurde. Anstatt die Gier zu zähmen, vernichtet das Handeln der Rot-Grünen-Regierung jede Moral und entfesselte eine Gier, die sich als Leitideal westlicher Gesellschaften bis auf den heutigen Tag durchsetzte.

Es gibt nichts Gefährlicheres als eine Private Absicherung der Grundversorgung einer Gesellschaft, für Krankheit und Pflege, für Alter und Lebensabend. Wer anderes sagt, lügt oder will die Leute ausnehmen oder betrügen.

Weil rund neunzig Prozent der Bundesbürger Alterssicherung aus der umlagefinanzierten Gesetzlichen Rentenversicherung (GRV) erhalten oder erwarten und eben so viele in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) sind, steigerte  sich von nun an die Gier der privaten Banken und Versicherer ins Unermessliche. Sie wollen ran ans große Geld. Deshalb schüren sie Angst. Mit Hilfe der Medien und fast aller Politiker schürten sie die Angst der Menschen, in Alter und Krankheit kein ausreichendes Einkommen zu haben. In großangelegten Kampagnen, unterstützt von irregeleiteten Wissenschaftlern und ahnungslosen Publizisten redeten sie die großartigste Errungenschaft der Nachkriegsdeutschen kaputt: Das Gesetzliche und solidarische Deutsche Renten- und Krankenversicherungssystem, das Umlageverfahren. Der Ausweg, den sie anboten heißt Kapitalstockfinanzierung. Sie heißt kapitalstock-finanzierte Rente, sie heißt private Absicherung gegen Krankheit und Alter. Wer ihnen folgt, fällt böse auf die Nase.    Denn die umlagefinanzierte solidarische Renten-, Krankheits- und Altersabsicherung ist gegenüber der privaten Altersvorsorge der alleinige Königsweg.

In der Realität wird man nämlich davon ausgehen müssen, dass das private Sparen für die Altersvorsorge und die Krankheitsabsicherung den gesamten Sparprozess gesellschaftsweit beeinflussen wird. Nebenbei wirkt der Anstieg der Lebenserwartung zusätzlich auf  den gesamtgesellschaftlichen und volkswirtschaftlichen  Prozess.  Als 1957 die solidarische Altersabsicherung auf der Basis des Umlageverfahrens eingeführt wurde, wurden die Menschen im Mittel 57 Jahre alt. Im Jahre 2016 werden sie im Durchschnitt 80 und  leben somit rund 23 Jahre länger.  Dieser Zugewinn an Lebenszeit ist bisher weder kreativ noch sozial von der Gesellschaft verarbeitet. Allein die Kostenseite dieses Lebensgewinns ins Blickfeld zu nehmen, wie das von den unfähigen Führern der Industrie- und Handelstage heute geschieht, macht augenscheinlich blind für die Potenziale und Chancen, die in den Kompetenzen und in der Lebenserfahrung der Alten liegt.

Um so  bewundernswerter ist es, mit welch enormer Leistungskraft die umlagefinanzierten sozialen Systeme den bisherigen schwierigen Weg des demografischen Wandels – einschließlich der Kosten der Wiedervereinigung und der Frühverrentung - bewältigt haben.  Kein anderes System, und insbesondere nicht das System des kapitalgedeckten Verfahrens, kann, wie die Beispiele USA und England zeigen, diesen Wandel ohne Armutsprobleme - und damit gravierende soziale Probleme - meistern. Alle kapitalgedeckten Alterssicherungssysteme befinden sich seit Reagan, Thatcher und Schröder  in einem rasanten Abwärtssog. Ein deutliches Zeichen dafür, dass gerade die kapitalgedeckten Renten und Krankheitsabsicherungen weder demografie-unabhängig noch armutsfest sind.

Der Untergang der privaten Versicherer  

In den USA verlieren derzeit täglich einige hunderttausend Menschen als Privatversicherte ihre Ansprüche auf Altersvorsorge und Krankheitsschutz. Es ist ein schmachvoller Niedergang, der heute die USA auszeichnet. Verursacht wird dieser Niedergang durch unfähige Führungskräfte in Politik und Wirtschaft sowie durch kriminelle Machenschaften der Konzerne. Enron, Worldcom und Co. sind nur einige Beispiele dafür.

In England erleben die Briten seit Jahren den katastrophalen Einbruch ihrer privaten und betrieblichen Vorsorge. Ihr gesamtes kapitalgedecktes System steht vor dem endgültigen Zusammenbruch. Für viele ehemals private Versicherte ist die Sozialhilfe der letzte Rettungsanker.  In Deutschland haben die privaten Versicherer in den vergangen Jahren an der Börse einige hundert Milliarden Euro verbrannt. Die private Mannheimer Lebensversicherung hat das Neugeschäft eingestellt. Sie ist pleite. Sie ist ein Fall für die Branchen-Auffanggesellschaft.


Das Kapitaldeckungsverfahren ist ein vergiftetes und tödliches Geschäft.

   Nach dem Kapitaldeckungsverfahren finanzierte Renten und Risikoabsicherungen sind nämlich nur dann demographieunabhängig und armutsfest, wenn die Rentabilität der mit den angesammelten Ersparnissen getätigten Investitionen eine von der Bevölkerungsentwicklung unabhängige Größe wäre. Das ist sie aber, wie nachfolgend gezeigt wird, nicht.  Wenn derzeit die sozialen Systeme und somit das Umlageverfahren bis aufs Skelett kaputtgeredet werden, dann steckt System dahinter. Die Kritiker des Umlageverfahrens behaupten, durch ein kapitalgedecktes Verfahren ließen sich die mit dem demografischen Wandel einhergehenden Verteilungskonflikte abfedern. Sie plädieren dafür, „den mit der demografischen Entwicklung einhergehenden Verteilungskonflikt zwischen den Generationen dadurch abzufedern, dass das Umlageverfahren durch das Kapitaldeckungsverfahren ersetzt wird, das heißt durch die Ansammlung eines Kapitalstocks und damit nach dem Prinzip privater Rentenversicherungen.“ Die Vertreter dieses - nur vermeintlichen - "Königsweges" übersehen jedoch, dass auch private Lebensversicherungen spezifischen Zukunftsrisiken unterliegen. Diese Risiken bestehen weniger in einer bei Vertragsabschluss nicht berücksichtigten Verlängerung der Lebenserwartung der Versicherten, sondern eher darin, dass die Leistungsfähigkeit einer privaten Lebensversicherung auch vom Verhältnis der "Neukunden" zur Zahl der "Leistungsberechtigten" und von der Wachstumsdynamik des Prämienaufkommens abhängt. Neukunden finden die privaten Versicherer und Banken in der Regel aber bei den 18 bis 35 jährigen. Dieser Anteil der Bevölkerung ist schon in den letzten Jahren geschrumpft, er wird in den nächsten Jahren weiter deutlich abnehmen. Es steht also nicht gut um die Wachstumsdynamik des Prämienaufkommens.    Wenn es  aus demographischen oder aus Beschäftigungsgründen zu einem rückläufigen Neugeschäft bei den Versicherungen kommt, wird es erforderlich, den angesammelten Kapitalstock zur Erfüllung der vertraglichen Pflichten abzuschmelzen.

Der Weg, den die Lebensversicherer derzeit gehen, nämlich, dass sie die Leistungen an ihre "Kunden" kürzen oder die Prämien erhöhen, kann dauerhaft nicht gelingen, da sich künftig immer weniger kluge Menschen dazu bereit finden werden, unter solchen Voraussetzungen eine private Versicherung abzuschließen.    Damit ist dann aber auch eine private Lebensversicherung nicht "demografie-immun". Sie ist es um so weniger, wenn die schrumpfende Generation der Erwerbstätigen ihre Sparquote nicht entsprechend dem Anstieg des Altenquotienten erhöht.. Denn im Falle konstanter oder gar sinkender Sparquoten ergeben sich wachsende Risiken im Hinblick auf die Liquidierbarkeit von Vermögensanlagen in Wertpapieren und/oder Immobilien am Kapitalmarkt, was zur Folge hat, dass die Wertpapierkurse und/oder Immobilienpreise sinken und es damit zu Vermögensverlusten der ihre Kapitalstöcke abschmelzenden Versicherungen kommt, so wie das heute bereits der Fall ist.  

Es geht um viel Geld. Es geht um sehr viel Geld.  

Um etwa die derzeitigen Rentenauszahlungen der Gesetzlichen Rentenversicherung (GRV) in Höhe von jährlich mehr als zweihundert Milliarden Euro aus einem Kapitalstock – also aus dem kapitalgedeckten Verfahren - auszahlen zu können - und zwar so, dass der Kapitalstock nicht abschmilzt - müsste eine Summe von rund zehn Billionen Euro  (10.000.000.000.000,-) privat angespart werden. Eine unvorstellbare Summe. Sie beflügelt die Fantasie der Börsenwelt. Daher die Gier, sie unter Kontrolle zu kriegen. Die Börse aber, dass ist das Fazit geschichtlicher Erfahrung, ist kein Ort, der für Alter, Krankheit, Arbeitslosigkeit und Pflegebedürftigkeit Sicherheit bietet. Und wer seine Beiträge bei den Privaten abgibt, der gibt sie an die Börse. Und das ist teuer! - Auch an dieser Stelle sollten die Beispiele aus den USA und England als warnende Signale im Blickfeld bleiben. Selbst wenn die US-amerikanischen Rentenfonds derzeit 3,4 Billionen Dollar ausweisen, ergibt das, gemessen an der dortigen Bevölkerungszahl und auf den Durchschnitt gesehen, eine Rente unterhalb des Sozialhilfeniveaus. Wer also im Alter Armut bevorzugt, der ist bei den privaten Versicherern bestens aufgehoben.  Neben der Bevölkerungszahl spielt die Volkswirtschaft insgesamt bei der Stabilität des Geldes eine beachtliche Rolle. Es ist – vom demografischen Faktor abgesehen - völlig ungewiss,  ob auf die Zukunft gesehen das volkswirtschaftliche Gesamtvermögen insgesamt schrumpft oder wächst. Das Kapitaldeckungsverfahren aber ist auf eine stetige Ergiebigkeit der Kapitaleinkommen angewiesen – eine Ergiebigkeit die, wie gesagt, völlig ungewiss ist. Gewiss ist nur, dass die Gesamtbevölkerung schrumpft. So ist dann für all jene, die das privatangesparte Kapitaldeckungsverfahren für einen Königsweg halten,  die Sozialhilfe letztlich die einzig verlässliche Alters- und Krankheitsabsicherung.  


Das Kapitaldeckungsverfahren ist, wo es um soziale Angelegenheiten geht, ein gesamtgesellschaftlicher Irrweg. Das Plädoyer der privaten Versicherer und Banken, das Kapitaldeckungsverfahren sei gegenüber dem Umlageverfahren insgesamt sicher, kostengünstig, versichertenfreundlich und demografieresistent, lässt sich durch keines ihrer Argumente belegen. Vielmehr ist die private Altersvorsorge und Krankheitsabsicherung durch Kapitaldeckung - neben der Tatsache, dass sie teuer ist – höchst anfällig gegenüber demografischen und volkswirtschaftlichen Veränderungen.  Es ist in der Tat bemerkenswert, wenn  Politiker und Medien diesen sozialen Irrweg in ihren Programmen leichtfertig propagieren.  Im Vergleich mit dem sozialen und solidarischen Umlageverfahren verlässt die privatisierte und unsolidarische Kapitaldeckung als krasse Verliererin die neoliberalisierte Arena.

Wenn es das Umlageverfahren nicht schon gäbe, müsste man es erfinden. Es ist preiswert, es arbeitet einfach, es ist den meisten Menschen zugänglich und für sie verstehbar. Es wäre das beste für unser Land und für die Mehrheit der Menschen, wenn wir zu diesem Verfahren zurückkehren und zur Verpflichtung jedes einzelnen Bürgers und jeder einzelnen Bürgerin, d.h. ohne Ausnahme, gesetzlich festschreiben würden“.

Die Kanzlerin hätte die Richtlinien ihrer Politik zum Wohle des gesamten Volkes bestimmen können. Sie hat es nie getan. Jetzt ist der Schaden unermesslich. Dabei ist der Weg, den sie hätte gehen müssen, klar beschrieben. Die Staatsgrundlagen des Artikel 20 i.V.m. Artikel 28 unseres Grundgesetzes zeigt ihn. „Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat…“. Ohne Sozialstaat gibt es keine Demokratie! Ohne Sozialstaat ist ein Rechtsstaat nicht zu machen!  

Bund der Pflegeversicherten e.V. (alter-aktiv-Bdpv)  

Gerd Heming (Vors.)  Münster,

Mai 2020

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Die großartigen Generationen 50+ des Jahres 2019 (G.H. August 2019)

Sie sind einzigartig – die Generationen 50plus im Jahre 2019. Ihresgleichen gab es in der Geschichte der Menschheit zuvor nie. Denn die Nachkriegsgenerationen sind die ersten, deren durchschnittliche Lebensdauer etwa 40 Jahre über der der Vorkriegsgenerationen liegt. Dies erfordert neues Denken – somit sind die Generationen 50plus des Jahres 2019  pures neues Denken. Es handelt sich dabei um einen qualitativ hochwertigen Sprung innerhalb der menschlichen Evolution. Sie mit früheren Generationen, etwa mit der Generation 50plus des Jahres 1921 oder mit der Generation 50plus des Jahres 1931, zu vergleichen, hieße, den modernen Homo sapiens sapiens mit dem vorsintflutlichen Neandertaler zu vergleichen. Vierzig Jahre längeres Leben bedeuten vierzig Jahre zusätzliche Lebenserfahrung, bedeuten in der Generationenfolge etwas nie da Gewesenes. Im öffentlichen gesellschaftlichen Denken wird dieser enorme Fortschritt noch nicht erkannt.


Dass der Vergleich geschieht, wie er geschieht, dafür tragen die Generationen 50plus des Jahres 2019 keine Verantwortung. Dass er geschieht hängt mit jenen überholten Denkstrukturen und Denkweisen zusammen, denen all jene anhängen, denen Neues Denken unbekannt ist und in deren Adern noch Reste des Blutes von Neandertalern rinnt.


Man muss nicht lange raten, welche Gruppen es sind, in deren Adern Reste des Blutes von Neandertalern fließt: Es sind die meinungsführenden Gruppen der Gesellschaft, die so genannten „Eliten“! Neandertalerblut in den Adern entdecken wir im traditionellen Sinne innerhalb der Vorstände der Medien, innerhalb der Vorstände der großen gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Institutionen, innerhalb der Vorstände der Wirtschafts- und Industrieverbände, innerhalb der Vorstände der großen Banken und Versicherer und nicht zuletzt  innerhalb nahe zu aller Disziplinen der Wissenschaften, allen voran die Rechts- und Staatswissenschaften, die Naturwissenschaften, die Lebenswissenschaften, der Gesundheits- und Pflegewissenschaften und – leider - auch in der Philosophie.


Dass die Medien von Neandertalern beherrscht werden, verwundert kaum. Denn Medienleute leben, denken und handeln in Sphären, in denen Wirklichkeit, so, wie sie an und für sich ist, nicht stattfindet, nicht stattfinden kann. Sie sind ohnehin die Bauchredner des Seins, Papageien, Nachplapperer, die nie etwas Eigenes zustande gebracht haben. Sie liefern nichts Neues, sondern allenfalls Abgestandenes – und nicht selten sind gerade sie es, die die falschen wissenschaftlichen Theorien, wie sie derzeit in den Finanz- und Wirtschaftswissenschaften, in der Medizin oder in den Gesundheits- und Pflegewissenschaften in Umlauf sind, bedenkenlos, ahnungslos und kenntnislos verbreiten und verbreitet haben. Sie laufen den falschen Propheten hinterher. Diese falschen Propheten tragen Namen wie: Otto Graf Lamsdorf, Helmut Kohl, Theo Waigl, Friedrich Merz, Angela Merkel, Ursula von der Leyen, Gerhard Schröder, Joska Fischer, Schäuble, Scholz, Schulz oder Nahles und so weiter und so fort. Sie halten sich für „elitär“ und merken nicht einmal, wie sehr sie denen immer wieder aufgesessen sind, von denen sie belogen und betrogen wurden und werden. Wie es um die Zerklüftung der Gesellschaft bestellt ist, nehmen diese Leute nicht wahr, denn es fehlt ihnen Geistige Reife, es fehlt ihnen echte auf die Menschheit bezogene Urteilskraft.  Sie bringen die Gesellschaft nicht voran, sondern behindern ihre Weiterentwicklung. Sie liefern nicht Information, sondern Desinformation. Inzwischen hat die Gesellschaft einen Verblödungsgrad erreicht, den etwa die Religionen niemals bewerkstelligen konnten. „Die Kinder des Glaubens wie die Kinder der Wissenschaften bedeuten kein Ende der Torheit, sondern nur dessen beliebige Fortsetzung“, sagt der Paderborner Philosoph Hans Ebeling.


Die Alten der Generationen 50plus im Jahre 2019 beobachten diese Entwicklungen mit Sorge. Trotz der Anzahl der Jahre, die sie gelebt haben, hören sie nicht auf zu lernen, sich zu bilden und mitten in der Gesellschaft zu leben und zu wirken. Die Alten sind nicht alt qua Jahreszahlen – denn wer sich in den Hörsälen und Seminaren der Universitäten umsieht, erfährt, dass eine nicht unerhebliche Anzahl der Studierenden im Alter zwischen 20 und 26 in ihrem Habitus und ihren Denkweisen gegen über denen, die sie für „alt“ erachten, selbst uralt sind.


Wohl könnten die Alten gelassen sein und damit leben, wie die Bilder aussehen, die die Medien von ihnen konstruieren – doch wie auch immer: Es sind falsche Bilder. Es sind bösartig zielgerichtet negative Bilder. Denn wo das Alter negativ dargestellt wird, da lassen sich die Kosten drücken und die Gewinne steigern. Denn der Neoliberalismus kann mit Menschen, die aufgrund ihrer Lebenserfahrung Urteilsvermögen besitzen und kritisch denken können nichts, aber auch gar nichts anfangen. Im Gegenteil: Erfahrene, kritische und denkende Menschen stören seine windigen und menschenverachtenden Geschäfte. Der Neoliberalismus will herrschen und beherrschen. Er ist der eigentliche Zerstörer der Menschen, seiner Mitwelt und des Klimas.


Wer echten Menschenschutz, Schutz der Mitwelt und der Umwelt sowie Schutz des Klimas betreiben will, wer Krieg vermeiden und Frieden bewahren will, der muss zu allererst den Neoliberalismus vernichten.


Und weil die Medien vom neoliberalen Ungeist durchsetzt sind, bleiben die Bilder, die die Medien derzeit vom Altern und von den Alten zeichnen, einseitig und unhaltbar destruktiv.


Trotzdem werden sie nahezu ohne Kritik von Jung und Alt übernommen. Wen wundert’s, wenn die Alten nicht fröhlich sind. Es ist damit wie mit der „self-fullfilling- prophecy“: die Alten glauben zu verblöden, und weil sie es glauben, verblöden sie wirklich, obwohl sie nicht wirklich verblödet sind. Es fehlt ihnen das gesunde Selbstbewusstsein, es fehlt ihnen das, was sie gegen die von den Medien abgesonderten Zuschreibungen immunisiert. Es fehlt ihnen Zivilcourage. Denn es ist nicht wahr, dass man im Alter als erstes die Haare verliert – im Alter verliert man hierzulande als erstes das gesunde Selbstwertgefühl.


Selbst auf  Krankheit und Pflege bezogen,   stimmen die Daten, die seit Jahren von Politik und Medien verbreitet werden, nicht. So ist z.B. die Zahl der Pflegebedürftigen in den vergangenen vierzehn Jahren um 240.000 gestiegen. Das sind rund 17.000 jährlich. Hochgerechnet auf die nächsten zwanzig Jahre, wird sich die Zahl der Pflegebedürftigen um 340.000 erhöhen. Die Zahlen, die der Öffentlichkeit präsentiert werden, sind die Zahlen der Geschäftemacher, die mit Gesundheit und Pflege der Menschen Millionen Euro scheffeln wollen – realistisch sind deren Zahlen nicht. 1,4 Prozent unserer Gesamtgesellschaft bedarf derzeit einer mehr oder weniger intensiven Pflege. Was die Zahlen der demenziellen Erkrankungen angeht, so liegt deren Zahl bei etwa 500.000 oder bei 0,4 Prozent der Gesamtbevölkerung. Wobei darauf zu achten ist, dass sich dementielle  Erscheinungen auch unter Medienleuten, Bankmanagern, Wirtschaftswissenschaftlern oder Neurologen feststellen lassen. Ein allgemeiner Blick auf den Zustand unserer Gesellschaft wird diese Diagnose bestätigen.


Das Alter ist anders. Denn die Voraussetzungen für die Entfaltung von Potentialen des Lebens bis ins hohe Alter in einer entwickelten Gesellschaft wie der unseren sind (noch) gut.  Die persönliche Entfaltung kann heute in einem hygienischen, medizinischen, ökonomischen und ökologischen Umfeld erfolgen, das nicht nur Langlebigkeit, sondern auch Leben bei physischem und psychischem Wohlbefinden ermöglicht, wie es früheren Generationen verschlossen war. Dennoch sind insbesondere die Potentiale des Alters kein Thema, das in beeindruckender Medienberichterstattung, in sozialpolitischen Zielvorgaben oder in wissenschaftlichen Kongressen häufig auftaucht. Potentiale haben sich – so wird argumentiert – bei Personen entwickelt, Institutionen haben sie kaum einmal aufgegriffen, noch haben sie sie nennenswert gefördert. Institutsdenken scheint den Blick für die Wahrnehmung von Potentialen des Alters eher zu verstellen und ihre Berücksichtigung zu erschweren. Auch dies manifestiert den Zustand unseres Volkes.


Zwar sind die Alten  - etwa beim Hundertmeterlauf oder beim Kampf um olympisches Gold -  „zu nichts zu gebrauchen“, aber das wollen sie auch gar nicht. Da spenden sie gerne jenen jungen Männern und Frauen Beifall, die dafür geeigneter sind. Die Interessen der Alten sind nicht auf körperliche Schnelligkeit oder Kraft gerichtet, denn da sind die Hasen schneller und die Elefanten stärker, als Menschen es jemals sein werden. Die Aufgaben der Alten sind nicht das Rudern, die Aufgaben der Alten liegen darin, die Richtung anzuzeigen, die eine qualitativ hochwertige Gesellschaft einschlagen sollte. Das sich heutzutage pure Unfähigkeit auf den Bänken der Plenarsäle einnistet, ist nicht den modernen Alten zu zuordnen.


Die modernen Alten sind zu mehr fähig als sich in den Plenarsälen zeigt.  Denn neben einer hohen sozialen Kompetenz besitzen die Alten in aller Regel  reiches Faktenwissen in den grundlegenden Fragen des Lebens, reiches Strategiewissen, Wissen um Kontexte des Lebens und des gesellschaftlichen Wandels, Wissen um die Relativität von  Werten und Lebenszielen und nicht zuletzt Wissen um die Ungewissheit des Lebens.


Leben ist Leben inmitten von Leben, das leben will – leben endet frühestens mit dem letzten Atemzuge.


Nur der Geist erkennt des Geistes Wert.


Wenn die Alten hierzulande utilitaristischen Überlegungen angelsächsischer Art, d.h. dem Neoliberalismus, die Argumentation nehmen und gesellschaftliche Bedeutung in dem Sinne gewinnen wollen, dass sie  jenseits der Reproduktion auf andere Art etwas zur Erhaltung der Spezies beitragen,. dann muss diese Bedeutung über ihre persönliche Zukunft hinausgehen. Sie müssen erkennen, dass der Zeitgeist und die Ziele der privaten Wirtschaft und der privaten Versicherungen darauf gerichtet sind, die sozialen und Solidarität stiftenden Errungenschaften des späten 19. Jahrhunderts und insbesondere der 50er, 60er und 70er Jahre des 20. Jahrhunderts zu zerstören. Die Alten dürfen ihre Energien nicht für Trivialitäten verplempern. „Wenn die Alten ihre Energie im Alter verbrauchen oder mit Trivialitäten und Spielereien verplempern“, sagt die berühmte amerikanische Altersforscherin Betty Friedan, „wenn sie nur die Zeit totschlagen und das Alter und den Tod verleugnen, verschleudern sie ihre auf die Zukunft gerichtete Weisheit und Generativität. Ihr Leben muss mehr sein als nur jene bedeutsamen Erinnerungen, die sie vielleicht für ihre Enkel aufschreiben. Die Alten  können die Zukunft nicht voraussehen. Doch wenn sie an den Problemen arbeiten, vor denen unsere Gesellschaft steht, und dabei ihre im Lauf des Lebens erworbene Weisheit und Generativität einsetzen, einschließlich des Wissens um die Entstehung des Sozialstaats, dann  hinterlassen sie ihren  Enkeln ein Vermächtnis, das darin besteht, dass sie bei der Gestaltung der Zukunft helfen und die Generativität des menschlichen Gemeinwesens entfalten und bewahren.“


Die Alten müssen ihr eigenes Leben leben, generativ und als Teil der Gemeinschaft. Sie wissen, worauf es ankommt, nämlich auf Brüderlichkeit und Schwesterlichkeit mit Herz und Hand. Sie kennen den Schwur, den Friedrich Schiller einst erdichtete und der sie freimachen kann: „Wir wollen sein ein einzig Volk von Brüdern, in keiner Not uns trennen und Gefahr. Wir wollen frei sein, wie die Väter waren, eher den Tod, als in der Knechtschaft leben. Wir wollen trauen auf den höchsten Gott und uns nicht fürchten vor der Macht der Menschen.“


alter-aktiv-bdpv / Bund der Pflegeversicherten e.V.

Gerd Heming (Vors.)

August 2019

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Ein Rentner erhebt Klage

Von unserem Mitglied beauftragt und bevollmächtigt, geben wir im Folgenden seine Klage bei dem für ihn zuständige Sozialgericht wieder.


Unser Mitglied ist 74 Jahre und bezieht eine geringe Rente. Um das Existenzminimum zu gewährleisten, wurde Grundsicherung beantragt. Grundlage für die Grundsicherung ist das Zwölfte Sozialgesetzbuch, im Folgenden SGB XII genannt. Dem SGBXII liegen Gedanken zugrunde, die durch die „Hartz-Gesetze“ allgemein bekannt sind. Dabei handelt es sich um eigens minimiertes Existenzminimum, das die „Altersarmut“ gewissermaßen zum regierungsamtlich inszenierten Programm macht. Mittlerweile sind hunderttausende Rentnerinnen und Rentner diesem Machwerk ausgeliefert. Da es politisch so gewollt ist, können sich die heutigen und zukünftigen Rentnerinnen und Rentner ausmalen, dass sie von Seiten der Politiker und Parteien nichts Gutes zu erwarten haben. Da auch die Medien dieses menschenverachtende „Werk“ blindlings unterstützen, sind die Rentnerinnen und Rentner auf sich allein gestellt. Es ist ihnen daher zu empfehlen, sich in selbst entwickelten und eigens gegründeten Zusammenschlüssen  gesellschaftliche Macht zu sichern – und sie haben eine gewaltige Macht. Denn wenn sie nicht für sich selbst eintreten, wird niemand für sie eintreten.


Unser Mitglied hat gegen einen Bescheid des für ihn zuständigen Sozialamtes Widerspruch eingelegt. Sein Widerspruch wurde ablehnend entschieden. Daraufhin erhob er seine Klage beim Sozialgericht wie folgt:


„Gegen die Ablehnung des  Widerspruchs durch Bescheid des Sozialamts wird Klage erhoben.


Der Widerspruchsbescheid argumentiert und beruft sich, wie bereits vorangegangene ähnliche Bescheide, auf Inhalte und Paragrafen des Zwölften Sozialgesetzbuches (SGB XII), das in seinen Inhalten und Paragrafen, folglich insgesamt, wesentlichen Bestimmungen des Grundgesetzes widerspricht.


Begründung:


·         Das SGB XII verstößt gegen Artikel 1 des Grundgesetzes. Der Artikel 1, besonders geschützt durch den Artikel 79 Abs. 3, verlangt, dass die Würde des Menschen unantastbar ist und ihre Achtung und ihr Schutz Verpflichtung aller staatlichen Gewalt ist. (…) Artikel 1 Absatz 3 legt unwiderruflich fest, dass die nachfolgenden Grundrechte (Art. 1 bis Art. 20 a) Gesetzgebung, vollziehende Gewalt und Rechtsprechung als unmittelbar geltendes Recht binden. „Die Recht sprechende Gewalt ist den Richtern anvertraut, sie wird durch das Bundesverfassungsgericht, durch die in diesem Grundgesetze vorgesehenen Bundesgerichte und durch die Gerichte der Länder ausgeübt“. Da das SGB XII, wie im Folgenden dargelegt wird, Grundrechte des Unterzeichners verletzt, ist die Anwendung des SGB XII in seiner aktuellen Form wegen Grundgesetzwidrigkeit zu untersagen.


o        Grundlage des SGB XII ist eine Reform, nämlich der Agenda 2010, deren harter Kern, die so genannten Hartz-Gesetze, eine verfassungsgerichtlich festgestellte Verletzung der Menschenwürde, enthält. „Mit Urteil vom 9. Februar 2010 stellte das Bundesverfassungsgericht die Verfassungswidrigkeit der Regelsatzbemessung und die Verletzung der Menschenwürde fest. Ob die zum 1, April 2011 in Kraft getretene Neuregelung verfassungskonform ist, erscheint mehr als zweifelhaft. „Denn das dem Gesetzeswerk erneut grobe Fehler in der Methodik anhaften, hat der Gesetzgeber in Paragraf 10 Regelbedarfsermittlungsgesetz sogar selbst zugegeben. Diese Vorschrift liest sich wie eine Schutzschrift des Gesetzgebers gegenüber dem Bundesverfassungsgericht und stellt ein Novum in der Rechtsgeschichte dar. Statt nun aber zur Wahrung der Menschenwürde einen Sicherheitsabstand einzubauen, wurden von der ganz großen Koalition im Vermittlungsausschuss alle nur möglichen Tricks und Winkelzüge erdacht, um das Existenzminimum existentiell zu minimieren“ (s. „Sozialstaatsdämmerung“, Jürgen Borchert, 2014). Der Unterzeichner beantragt, die Ausführungen des Jürgen Borchert in die Entscheidungen des Gerichts einzubeziehen. Ferner wird beantragt, die Ergebnisse des Gutachtens der Irene Becker (2014), Hans-Böckler-Stiftung, zum Thema „Alters-Armut“ in die Entscheidungen des Gerichts einzubeziehen.


·         Das SGB XII verstößt darüber hinaus gegen Artikel 2 des GG. In diesem Artikel wird die „Freie Entfaltung der Persönlichkeit, Recht auf Leben, Körperliche Unversehrtheit Freiheit der Person“ bestimmt. Zweifelsfrei führt die Minimierung des Existenzminimums dazu, dass die „Freie Entfaltung der Persönlichkeit“ und die „Freiheit der Person“ verunmöglicht werden. Der oben erwähnte Bescheid über die Ablehnung des Widerspruchs führt auf Seite 3 die Leistungen auf, die die Grundsicherung umfassen. Es zeigt sich, dass die soziale und kulturelle Teilhabe am gesellschaftlichen Geschehen, etwa die Nutzung der modernen Kommunikationsmittel (z.B. Digitalisierung aller Lebenslagen),  nicht einmal einer Erwähnung gewürdigt wird. Kurz gesagt: Der Regelsatz- und Leistungskatalog ist, da beide aus Tricks und Winkelzügen geboren wurden, zu dem völlig antiquiert und entspricht nicht den aktuellen Erfordernissen der soziokulturellen Teilhabe. Auch an dieser Stelle offenbart das SGB XII seine Grundgesetzwidrigkeit. Um diese Darstellungen nicht zu überfrachten, wird auf die Darstellung weiterer offenkundiger Beispiele (Erwerb von Bildungsgütern, Büchern, Teilnahme an kulturellen Veranstaltungen usw.) verzichtet.


·         Ferner verstößt das SGB XII gegen den Grundsatz der Gleichheit. Art. 3 Abs. 2 Darin heißt es: „Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.“ - Das Gegenteil geschieht. Wie weiter oben ausgeführt, verschärft der Gesetzgeber die bestehenden Nachteile und missachtet darüber hinaus die in Art. 1 GG festgelegte Menschenwürde. Art. 3 Abs. 3 führt aus: „Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.“ Neuerdings muss diesem Grundsatz das Alter hinzugefügt werden, denn das „Alter“ steht unter Diskriminierungsschutz. Der Artikel 3 besagt: „Niemand darf wegen seines Alters diskriminiert werden“. Die Erklärung der Menschenrechte, etwa dass „der Mensch gleich an Rechten und Würde geboren“ wurde, ist ein Prinzip zu Wahrung der Würde des Menschen. Wenn dieses Prinzip aufrecht erhalten werden will, dann muss es andere Umverteilungen geben, dann muss es Umverteilungen zu Gunsten der Gesellschaft geben – und nicht zu Gunsten einiger weniger, nur dann kann das humanitäre Prinzip aufrecht erhalten werden.


Wenn wir so weiter machen wie in den letzten drei Jahrzehnten, dann kommt es zwangsläufig zu neuen Selektionsmechanismen. Beispielsweise zu  Selektionsmechanismen zwischen Staaten, zwischen Rassen, zwischen Religionen, zwischen berechtigten Menschen, zwischen unberechtigten Menschen, zwischen wertvollen und nicht wertvollen Menschen, zu lebenswertem Leben und zu lebensunwertem Leben, dann wird der monetäre Wert des Menschen irgendwann in den Vordergrund geschoben und dann beginnt ein neues Zeitalter der Barbarei. Das ist unausweichlich! Dieser humanitären Katastrophe Einhalt zu gebieten, ist alle staatliche Gewalt verpflichtet (Art. 1 GG).


·         Das SGB XII verstößt gegen das Recht auf Freizügigkeit. Art. 11 Abs. 1 sagt: „Alle Deutschen genießen Freizügigkeit im ganzen Bundesgebiet“. - Hier ist es der Gesetzgeber selbst, der dieses Recht durch das SGB XII zunichte gemacht hat. Der Riss zwischen Arm und Reich ist mittlerweile, verursacht durch den Gesetzgeber, nicht mehr zu heilen. „Zudem belasten die Sozialbeiträge niedrige Einkommen härter als hohe und verschonen überdies Abgeordnete, Beamte, Richter sowie viele Selbständige und die verkammerten Berufe. Ungerechter geht es nicht! Das alles ist keine Zuviel an „Stärke“, sondern ein Zuviel an Ungerechtigkeit. Nämlich die Folge verfassungswidriger Gesetze und einer Gesetzgebung, die sich um Karlsruher Weisungen einen feuchten Kehricht schert“ (s. Borchert, „Sozialstaatsdämmerung“ (2014).


  • Das      SGB XII verstößt gegen Berufsfreiheit und freie Wahl des Arbeitsplatzes.      Der Artikel 12 des GG      formuliert: „Alle Deutschen haben das Recht, Beruf, Arbeitsplatz und Ausbildungsstätte      frei zu wählen“. – Diese Freiheit und dieses Recht wurden durch den Zwang      der „Zumutbarkeit“ total zerstört. Niedriglohn, Ein-Stunden-Jobs,      erzwungene Teilzeitarbeit, Verleih von Arbeitskräften usw. haben unsere      Rechte pervertiert. Aus freien Männern und Frauen wurden moderne Sklaven. Wer      mit Job-Centern oder Sozialämtern zu tun hat, der weiß, wovon hier die      Rede ist. Dass die Deutschen Gerichte und Richter, dass das      Bundesverfassungsgericht diese Verwüstung unseres Grundgesetzes zu gelassen      haben, zeigt deren Denkhaltungen und darüber hinaus, dass die Hüter      unserer Verfassung an dem Erhalt dieser Verfassung nicht im Geringsten      interessiert sind. Eine Gesellschaft, die solche Richter hat, ist eine      verlorene Gesellschaft. Sie haben sich selber prostituiert. Sie sind die      Huren der Mächtigen und finanziell Starken.

·         Das SGB XII verstößt gegen den Artikel 14 „Eigentum“. Rente steht unter Eigentumsrecht und somit auch der aktuelle Rentenwert. Das SGB XII greift auf verfassungswidrige Weise in dieses Recht ein. Beispiel: Der aktuelle Rentenwert steigt um 4,25 % von 29,21 Euro auf 30,45 Euro. Durch die Veränderung des aktuellen Rentenwertes verändert sich die Höhe der Rente. Statt bisher 489,99 Euro steigt die Rente ab 01.07.2016 auf 510,79 Euro. Gleichzeitig wird die Leistung nach dem SGB XII um den Betrag der Rentenerhöhung gekürzt, so dass es real zu keiner finanziellen Veränderung kommt, d.h. die Rentenerhöhung wird durch Minderung der Leistungen nach SGB XII zunichte gemacht. Damit nicht genug. Denn die "neue" Rente kommt erst zum 01.08.2016 zur Auszahlung, während die Leistung nach SGB XII bereits am Monatsanfang - um die Rentenerhöhung gemindert - zur Auszahlung kommt. Somit stehen dem Empfänger der Leistungen für den Monat Juli im geschilderten Fall Euro 20,80 weniger zur Verfügung. Zumindest für diesen Monat ist das Existenzminimum nicht gewährleistet.


§         Mit dem obigen Beispiel erhöht sich die Grundsicherung nach SGB XII von 207,27 Euro auf 212,27 Euro, also um Euro 5,00. Durch eine nicht nachvollziehbare Berechnung, die wegen ihrer „Nichtnachvollziehbarkeit“ der verfassungsmäßigen Ordnung widerspricht, erhöht sich der Rentenbezug nicht um 20,80 Euro, sondern lediglich um Euro 5,00, was im Ergebnis zu einer Rentenkürzung um 15,80 Euro pro Monat führt. Das ist offener Bruch mit dem Artikel 14. Da jedoch eine Rentenerhöhung zum 01.07.16 um 20,80 Euro verbindlich zugesagt wurde, entsteht ein verfassungswidriger Widerspruch, der aufzulösen ist.


·         Der Grundsatz des Gemeinwohls wird allerdings nicht nur von den Gesetzgebenden, sondern von all jenen verletzt, die einen Amtseid nach deutschen Grundsätzen geschworen haben.


"Sich mit Entschiedenheit zum Prinzip des Vorrangs der Verfassung zu bekennen, mag eine weise Entscheidung sein, das eigentliche Problem besteht jedoch darin, diesem Prinzip in der Wirklichkeit Respekt zu verschaffen.“ – Prof. Dr. Dres. h.c. Jutta Limbach (1994 bis 2002 Präsidentin des Bundesverfassungsgerichts).


Die Erkenntnisse  erlauben den Schluss, dass das deutsche Staatswesen sich in einer katastrophalen Schieflage befindet. Für diese Schieflage ist jeder einzelne, der den Amtseid geleistet hat, das heißt alle Abgeordneten, Minister, Kanzler, Beamte, Richter usw. verantwortlich. Von dieser Verantwortung können sie nicht entbunden werden.


Dem vorgenannten Prinzip in der Wirklichkeit Respekt zu verschaffen, darin hat die Rechtsprechung - und insbesondere die Sozial-Rechtsprechung - kläglich versagt. Wie sich dieses Versagen auswirkt, macht die Zusammenfassung deutlich, die am Ende des Buches "Sozialstaatsdämmerung" von Jürgen Borchert einzusehen ist: "Rentenversicherung, Kindergeld oder Hartz IV - was der Staat als wohlwollende Gaben verpackt, ist nichts als schöner Schein“, so Jürgen Borchert. Der renommierte Sozialexperte zeigt anhand harter Fakten, „wie Familien vom Staat übers Ohr gehauen werden, warum Hartz IV infam, das Steuersystem zutiefst ungerecht und das bedingungslose Grundeinkommen unsozial ist. Einen Sozialstaat erkennt man nicht daran, wie er vermeintliche Geschenke, sondern wie er die Verantwortung und Lasten verteilt - und da sieht es in Deutschland zappenduster aus. So bewirken ausgerechnet die "Solidarsysteme" Ungerechtigkeit und Not, anstatt davor zu schützen. Unser scheinbarer Wohlsland basiert auf Raubau am Menschen".


Dies alles wirft  ein verheerendes Licht auf die gesamte Gesetzgebung und auf die Rechtsprechung. Es ist ein tiefer Makel in der neueren Deutschen Geschichte, dass insbesondere das Bundesverfassungsgericht zu all diesen Verwüstungen geschwiegen hat. Der Unterzeichner bezeichnete sich oft „Verfassungspatriot“, doch für das Nichthandeln der obersten Deutschen Gerichte bleibt ihm nur tiefste Scham.


·         Das SGB XII verstößt gegen den Artikel 20 i.V.m Artikel 28 des Grundgesetzes Dort steht auf ewig geschrieben: „Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer, sozialer und rechtlicher Bundesstaat“. Artikel 20 i.V.m. Artikel 28 stehen unter dem Artikel 79 Abs. 3 GG und befasst sich mit den „Staatsgrundlagenbestimmungen“ und mit dem „Widerstandsrecht“.


"Wenn der Sozialstaat stirbt, dann stirbt die Demokratie, dann stirbt der Rechtsstaat!!!" Der Bund der Pflegeversicherten e.V. hat vielfach auf diese einfache Wahrheit hingewiesen. Derzeit findet ein Klassenkampf von Seiten der Kapitalisten gegen die arbeitende Bevölkerung statt. Warren Buffett, ein vielfacher Milliardär, sagt es offen: „Wir befinden uns gegen die Armen im Krieg – und wir sind dabei, diesen Krieg zu gewinnen“. Es handelt sich um einen Krieg, den die Reichen gegen die Armen führen. Das ist ein totaler Bruch mit den Staatsgrundlagenbestimmungen des Grundgesetzes, mit Art. 20, der durch Artikel 79 Abs. 3 zur unzerstörbaren Bestimmung erhoben wird.


Der Artikel 20 GG besagt: Wir sind eine Republik! Und diese Republik funktioniert nach demokratischen, sozialen und rechtlichen Prinzipien. Wird eine dieser Prinzipien zerstört, werden zugleich die anderen vernichtet.


Die jetzt schon mehrere Jahrzehnte währende Zerschlagung von sozialen Rechten der abhängig Beschäftigten auf allen Ebenen ist nicht einem Naturgesetz oder einem großmeteorologischen Klimawandel geschuldet, sie ist Ergebnis einer sehr erfolgreichen Klassenkampfstrategie der Kapitalseite. Diese hat den von Generationen erkämpften Klassenkompromiss im sog. „Rheinischen Kapitalismus“ aufgekündigt, und sie konnte die Regierungen aller Couleur für ihre neue Strategie der Bruttolohnsenkung zur besseren Gewinnmaximierung gewinnen. Der bisher größte Coup gelang ihr mit dem Einkaufen der Führungsspitzen aus SPD und Grünen. Die beiden ehemals als arbeiter- oder emanzipationsfreundlich geltenden Parteien sind so lange von neoliberalen Think-Tanks „beraten“ und gesponsert worden, bis sie bereit zum Klassenverrat waren: „Wirtschaft wird in der Wirtschaft gemacht!“, fertigte der Basta!-Kanzler Gerhard Schröder seine GenossInnen ab. Und „Ihr könnt nicht Politik gegen die internationalen Finanzmärkte machen“, verbat sich der Außenminister des deutschen  Neoimperialismus, Joseph Fischer, auf einem Grünen-Parteitag jegliche Kritik. Heute dürfen die beiden sich aussuchen, ob sie lieber für eine Million Euro jährlich im Aufsichtsrat bei Gasprom sitzen oder eine Professur in den USA annehmen wollen. Als Referenten für erfolgreichen neoliberalen Systemwandel liegen ihre Honorare zwischen 25 000 und 100 000 Euro pro Vortrag.


 

Regierungsamtlich inszenierte Verarmung


Die regierungsamtlich inszenierte Verarmung der gegenwärtigen und zukünftigen Rentnerinnen und Rentner ist nur ein Segment im staatlich flankierten Klassenkampf der Kapitalagenten mit dem Ziel der Profitratensteigerung auf Kosten der Bruttolohnrate. Noch darf das Statistische Bundesamt die jeweiligen Anteile am Volkseinkommen publizieren: Danach blieben in den fünf Jahren nach 2000 die Arbeitnehmerentgelte (=Gesamtlohnquote, woraus auch die Sozialbeiträge resultieren) mit insgesamt nur 2,6 Prozent Zunahme um mindestens 10 Prozent unter der Preissteigerung und der Zunahme des BIP. Die Unternehmens- und Vermögenseinkommen konnten im gleichen Zeitraum um mehr als 30 Prozent zulegen. Die Lohnquote war beim Abgang von Rot-Grün in 2005 auf 67 Prozent vom Volkseinkommen gesunken, das ist der niedrigste Anteil für Löhne und Soziales seit Bestehen der Bundesrepublik Deutschland. Das ist Zerschlagung der Staatsgrundlagenbestimmungen.


An der regierungsamtlich inszenierten Verarmung sind neben der Legislative, dem Gesetzgeber, zu allererst die Judikative, die Rechtsprechung, beteiligt. Sie sind beteiligt an der Beseitigung der im Grundgesetz verankerten Ordnung.


Der Unterzeichner nimmt daher seit mehr als zehn Jahre sein Recht zum Widerstand war. Es ist für ihn eine Ehre, wenn im die Zuschreibung „Querulant“ angeheftet wird. Denn Artikel 20, Abs. 4 bestimmt: „Gegen jeden, der es unternimmt, diese Ordnung zu beseitigen, haben alle Deutschen das Recht zum Widerstand…“.


Der Unterzeichner ist ein Deutscher. Er klagt auf ein Denken und Handeln der Gesetzgebung, der Rechtsprechung und der Exekutive, bei denen der Artikel 1 und der Artikel 20 des Grundgesetzes der Deutschen im Mittelpunkt steht. Der Unterzeichner klagt auf Fairness!! Der Unterzeichner klagt auf Widerstand gegen Armut und Alters-Armut. Der Unterzeichner klagt auf eine Politik und auf Gerichte, die verstehen, dass Politik  Handeln nach moralischen Prinzipien ist. Er klagt auf Wiederherstellung der Staatsgrundlagenbestimmungen und auf sein Recht zum Widerstand.“


Bund der Pflegeversicherten e.V.

Gerd Heming (Vors.)

Münster, Januar/Februar 2018

 

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Die Generationen 50plus - und das Überleben der Deutschen (Okt./Nov. 2017)

Die Menschen sehnen sich nach den großen Themen, nach Werten, denen sie vertrauen können und die ihnen Lebenssinn vermitteln können. Es gibt diese Werte, sie werden seit Menschengedenken gelebt und bei allen Veränderungen und allem Wandel der Gesellschaften bleiben sie stabil und sind über die Jahrtausende hinweg stabil geblieben – auch wenn sie in wirren Zeiten scheinbar vergessen wurden.  Freundschaft ist so ein Wert und Anstand, Mut, Wahrhaftigkeit, Maßhalten, Klugheit, Ehrbarkeit und Fairness. Aber die Politik hat sich in den vergangenen Jahrzehnten von den höheren Anliegen verabschiedet und sich auf Management und Technokratie reduziert. Die Digitalisierung und zuvor die Neoliberalisierung aller Lebenslagen sind solche Technokratien. Doch ohne die Grundlage der vorgenannten Werte, sind sie  bloße Werkzeug zur Zerstörung des menschlichen Zusammenlebens. Was wir brauchen ist eine neue Politik des Gemeinwohls, die weniger zögerlich ist als in den letzten Jahrzehnten und eindeutig Stellung bezieht zu Konzepten von Gerechtigkeit und Bürgersinn und Sozialstaat.


Denn wenn der Sozialstaat stirbt, dann stirbt die Demokratie, dann ist der Rechtsstaat tot!


Diese einfache Wahrheit wird von den aktiven und weisen Männern und Frauen des Bundes der Pflegeversicherten seit 1998 wieder und wieder in die Öffentlichkeit getragen. Anfangs mit geringem Widerhall. Seit 2009 wird das Nachdenken über die positiven Wirkungen des Sozialstaats jedoch spürbar intensiver. Das liegt u.a. auch daran, dass vor allem die Alten, die Generationen 50+, sich deutlicher an die Jahre von 1950 bis 1982 erinnern und allmählich erkennen, dass eine neoliberal ausgerichtete Gesellschaft unmittelbar auf ihren Untergang zusteuert. Die Alten können den gravierenden Unterschied zwischen dem Sozialstaat der 50er, 60er und siebziger Jahre und dem heutigen, neoliberalen Staat aus Erfahrung beurteilen.


Der Sozialstaat hat im Wesentlichen zwei Aufgaben: 1. Den Einzelnen vor Armut und Not zu schützen, 2. durch gerechte Umverteilung die Entstehung solcher Vermögen zu verhindern, die es durch ihre finanzielle Kraft vermögen, die sozialen Maßnahmen des Staates zu untergraben und demokratische Entscheidungen zu beeinflussen. In den fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts geschah dies vor allem durch den Lastenausgleich und durch Steuersätze auf Einkommen, die auf bis zu 95 Prozent festgelegt waren. Bis in die frühen achtziger Jahre konnten die Bürger weitgehend auf das Funktionieren des Sozialstaats vertrauen.


Diese Erfahrung fehlt den Jüngeren. Deshalb sind die Alten verpflichtet, den Generationen nach ihnen die überlebenswichtigen Funktionen des Sozialstaats zu erklären. Denn ohne das Wissen,  ín einer sozialen Gesellschaft abgesichert und aufgehoben zu sein, wäre z.B. der Aufstieg Deutschland aus den Ruinen nach 1945 nicht möglich gewesen. Somit gilt, dass der Sozialstaat einzig dem Wohle des deutschen Volkes und seinen differenzierten Anliegen dient; der Artikel 20 GG, der die Staatsgrundlagen und das Widerstandsrecht bestimmt, weist in Abs. 4 jedem Deutschen diese Exklusivität ausdrücklich zu. Dieser Staat ist der Staat der Deutschen! „Gegen jeden, der es unternimmt, diese Ordnung zu beseitigen, haben alle Deutschen das Recht zum Widerstand“!. Dies bedeutet ferner, dass alle Leistungen des Staates, die sozialen Leistungen eingeschlossen, nur den Deutschen zur Verfügung stehen.


Diese Gesellschaft wird ohne die Einmischung der Alten nicht überlebensfähig sein.


In einer Gesellschaft, in der die Menschen Lebenszeitgewinne gegenüber von vor 150 Jahren bis zu 45 Lebensjahre leben und erleben, wachsen naturgesetzlich - durch eben dieses Älterwerden - die gesamtgesellschaftlichen Gewinne an. Solche Gewinne sind:


  • ·         durchdachte, d.h. reflektierte Lebenserfahrung und biografisches Wissen
  • ·         Faktisches Wissen
  • ·         Expertenwissen in grundsätzlichen Fragen des Lebens
  • ·         Prozedurales und strategisches Wissen
  • ·         Wissen über Lebenskontexte und gesellschaftlichem Wandel
  • ·         Wissen über die Relativität von Werten und Lebenszielen
  • ·         Soziale Kompetenz und Weisheit

Aus all dem ergeben sich unschätzbare Gewinne, die von der Gesellschaft entweder noch gar nicht erkannt - oder aber bewusst negiert werden. Es sind außer der Politik und der Wirtschaft insbesondere die Medien, die die Kompetenzen und Fähigkeiten des Alters außer acht lassen. Anders ist es nicht zu verstehen, dass sie  unwidersprochen damit durchkommen, wenn sie offensichtlich falsche Behauptungen über gesellschaftliche Zusammenhänge verbreiten. Falsche bzw. nicht begründete Behauptungen werden u.a. auch zu den folgenden gesellschaftlich relevanten Themen verbreitet:


  • ·         Über den demografischen Wandel und seine unschätzbaren Gewinne  für die Gesellschaft
  • ·         Über die Ursachen von Kinderlosigkeit
  • ·         Über die verheerenden Wirkungen von Ideologien, insbesondere der satanischen Gender-Ideologie
  • ·         Über die katastrophalen Wirkungen der ungeregelten Unterwanderung der Deutschen Kultur durch widerständige fremde Kulturen
  • ·         Über die Lohnnebenkosten, die immer auch Beiträge für überlebenswichtige Dienstleistungen sind
  • ·         Über die verpflichtende Beteiligung aller  Mitglieder dieser Gesellschaft, vom Kanzler bis zum sechsjährigen Kind, vom Manager bis zum Auszubildenden, vom Professor bis zum Studierenden usw., an den Finanzierungen der  großen Aufgaben eines Gemeinwesens, und zwar nicht nur mit den Löhnen und Gehältern, sondern auch mit Unternehmensgewinnen, Renditen, Aktiengewinnen, Mieteneinnahmen, Pachten usw. Steuervermeidungskünstler und Steuerhinterzieher zeigen durch ihr Verhalten deutlich, dass sie sich an der Finanzierung der großen Aufgaben nicht beteiligen wollen, sie zeigen dadurch Verachtung für das Gemeinwesen, sie verdienen keine Toleranz und sind aus der Gesellschaft auszuschließen bzw. zu verbannen.
  • ·         Über die katastrophalen Wirkungen der Spaltung der Gesellschaft in Arm und Reich.


Die Alten sollten wissen, dass die Reden derer nichts sagend sind, die dem Alter das Tätigsein absprechen. Das ist, als ob man darauf bestehen wolle, nur weil es bewölkt sei, schiene die Sonne nicht. Die Sonne scheint über den Wolken! Das ist, so Cicero vor mehr als zweitausend Jahre, ungefähr so, wie wenn man behaupten wollte, der Steuermann tue bei der Schifffahrt nichts. Denn während die einen auf die Mastbäume klettern, andere in den Gängen umherlaufen und wieder andere das Grundwasser ausschöpfen, sitze er, das Steuer haltend, hinten ruhig auf dem Deck. „Freilich tut er nicht das, was die jungen Leute tun, aber dafür ungleich Wichtigeres und Besseres. Nicht durch Kraft oder körperliche Behändigkeit und Schnelligkeit werden große Leistungen vollbracht, sondern durch besonnenen Rat, das Gewicht der Person, gereiftes Urteil: Eigenschaften, die im Alter nicht verloren gehen, sondern sogar noch zuzuwachsen pflegen.“


“Aber das Gedächtnis nimmt ab“, hält man den Alten heute wie vor zweitausend Jahren entgegen.


„Aber nur“, antwortet Cicero heute wie damals, „wenn man es nicht übt, oder auch, wenn man von Natur etwas langsam im Kopfe ist. Die Geisteskräfte bleiben den Alten, wenn nur Eifer und Fleiß bleibt, und nicht allein bei angesehenen Staatsmännern, sondern auch im ruhigen Leben eines Privatmannes.“


Das Bild, das die Medien derzeit vom Altern und von den Alten zeichnen, ist einseitig und unhaltbar negativ. Trotzdem wird es nahezu ohne Kritik von Jung und Alt übernommen. Wen wundert’s, wenn die Alten nicht fröhlich sind. Es ist damit wie mit der „self-fulfilling- prophecy“: die Alten glauben zu verblöden, und weil sie es glauben, verblöden sie wirklich, obwohl sie nicht wirklich verblödet sind. Es fehlt ihnen das gesunde Selbstbewusstsein, es fehlt ihnen das, was sie gegen die von  Medien und Politik abgesonderten Zuschreibungen immunisiert: Es fehlt ihnen Zivilcourage. Denn es ist nicht wahr, dass man im Alter als erstes die Haare verliert – im Alter verliert man hierzulande als erstes das gesunde Selbstwertgefühl.


Was Cicero bereits vor zweitausendzweihundert Jahren erkannte, bestätigen heute die modernen Hirnforscher: Das Gehirn des Menschen besitzt eine überaus große Plastizität, es giert sozusagen nach neuem Wissen, nach unerforschten Erkenntnissen. Unter anderem durch bildgebende Verfahren (CT, MRT etc.) ist die Hirnforschung ja schon länger von ihrem Dogma abgerückt, dass sich alle Organe des Körpers immer wieder auf zellulärer Ebene regenerieren, nur das menschliche Gehirn sei davon ausgenommen – so wurde es den Schülern noch vor zwei bis drei Jahrzehnten in der Schule gelehrt. Der renommierte Gehirnforscher, Prof. Gerald Hüther, legt in einem Interview dar, welche Bedingungen dieses ausgleichende Wachstum neuer neuronaler Netze – also die Neuroplastizität - begünstigen, auch wenn man nicht in einem Kloster lebt. Tatsächlich scheinen Menschen sich bereits auf diesen Weg gemacht zu haben, denn die neuesten Daten zeigen einen Rückgang der Neuerkrankungen. Gerald Hüther hat die Einzelheiten in seinem neuen Buch zusammengefasst. Literatur: „Raus aus der Demenz-Falle“. Wir empfehlen allen Mitbürgern und Mitbürgerinnen die Lektüre dieses Buches – vor allem aber empfehlen wir sie den heutigen Medienleuten und den Politikern, damit sie den Unsinn und die Fake-News, die sie über die Generationen 50plus verbreiten, beenden. Es gibt keine gesellschaftliche Gruppe, die in einem so hohen Maße gesellschaftlichen Schaden anrichtet als eben Journalisten und Politiker.


Wie einst Odysseus sich an den Mast seines Schiffes fesseln ließ, um dem verführerischen Gesang der Sirenen nicht zu erliegen, so die Alten heute: Sie sollten die Medien und die Politik als das erkennen, was sie wirklich sind: Bloße Oberflächlichkeit! Märchenerzähler. Fake-News-verbreiter. Sie leben davon, dass sie alles auf ein tiefstes Niveau herunterziehen. Die Medien und die Politiker können die Welt nicht erklären. Was sie stattdessen zeigen, ist eine arrogante und selbstverliebte Clique, was sich zeigt, sind nur Verzierungen, die man niederreißen sollte. Was sich zeigt, sind prunkvoll ausgestattete Studios, ist Schminke, Schminke, Schminke - sind gefärbte und frisierte Haare, sind gestylte Figuren, die man unter anderem noch eigens von Mallorca herein fliegt, um die geschminkte Welt geschminkt zu erklären. Heutzutage setzt eine zur Schau getragene Schnoddrigkeit und Ungepflegtheit der geschminkten und geschminkt erklärten Welt die Krone auf. Die nackten Hälse, die man besonders auf den politischen und medialen Bühnen mehr und mehr bewundern kann, erinnern zunehmend an jene Hälse von Geiern, die irgendwo auf der Welt über den Tälern des Todes ihre Kreise ziehen.


Sie schminken die Schminke nicht ab. Sie blenden weiter. Sie moderieren Sendungen länger als dem Zuschauer lieb sein kann. Die Schminke ist ein Symbol dessen, was die Moderatoren und Moderatorinnen, die Nachrichtensprecher und –sprecherinnen wirklich sind: Sie ist ein Symbol für das, was sie  geworden sind: Oberflächlich. Und das wiederum ist ein Symbol für die Qualität unserer elektronischen Nachrichtendienste.


Wir besitzen seit einigen Jahrzehnten ein magisches Werkzeug ... ein Werkzeug aus Licht und Ton. Ein Instrument, dass uns helfen könnte die am Besten informierte Gesellschaft zu sein: Freie, aufgeklärte und kluge Bürgerinnen und Bürger. Stattdessen bringen die Medien Sendungen wie beispielsweise „Nachrichten in Schlagzeilen“. Als ob man komplexes Geschehen in Schlagzeilen sperren könnte! Sie bringen nette Moderatoren und Moderatorinnen, flaches Geplauder, alberne Sprüche und hohles Geschwätz. Sie servieren uns Kriege und Katastrophen wie die Zwischengänge einer Mahlzeit. Sie schnüffeln, sie tratschen, sie verführen.. Sie lächeln uns zu, aber sie können die eigene Verblödung hinter der Schminke und hinter dem Lächeln nicht verbergen. Ein guter Reporter bringt die Fakten, ein großer Reporter versteht ihre Bedeutung, sie aber sind saturiert, verdienen bestens – und verstehen nichts. Sie besitzen den Tiefgang einer Briefmarke.


Die Alten sollten erkennen, dass ihnen von Medienseite und von der derzeitigen Schröder-Merkel-Politik keine Hilfe erwächst. Deshalb sollten sie sich um ihres eigenen Selbstwertes willen einmischen ins gesellschaftliche, mediale und politische Geschehen. Die Aufforderung zur Mitgestaltung ist ein dringlicher Appell. Die Gestaltung eines neuen Weltbildes darf nicht allein jenen überlassen bleiben, die aus kurzfristigen Interessen denken und handeln. Die Kurzdenker unserer Nation sind für die gesamtgesellschaftliche Entwicklung ein Fluch, sie zerstören die solidarische Gemeinschaft. Die Prinzipien der Nachhaltigkeit, der Sozialverträglichkeit und der Zukunftsverträglichkeit bleiben auf der Strecke. Es könnte eine wesentliche Aufgabe des Alters darin liegen, den Sozialstaat gegen seine Feinde zu schützen. Die Alten sind eine Macht. Sie sind eine Macht, die ihresgleichen sucht. Und es gilt, diese Macht nach außen deutlich zu machen. Denn es gibt viel zu tun. Es gilt beispielsweise, die Zweiklassenmedizin und Zweiklassenpflege rigoros zu bekämpfen. Die klare Einsicht muss zu der Erkenntnis führen: „Ja, wir haben eine Zweiklassenmedizin – und ja, wir müssen das System verändern. Der Fehler ist der, dass die einflussreichsten Menschen in unserem Land, also zum Beispiel die Mehrzahl der Politiker, die Professoren, die die Gutachten schreiben, die Mitglieder des gemeinsamen Bundesausschusses der Ärzte und Krankenhäuser, die Richter, die Beamten, die Einkommensstärksten, die Meinungsmacher in unserer Gesellschaft zum größten Teil privat versichert sind. Und selbst wenn sie gesetzlich versichert sind, haben sie noch Privilegien, die die Probleme der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung für sie unerkennbar machen. Deshalb muss eine Reform durchgesetzt werden gegen den Widerstand der privaten Krankenversicherung, gegen den Widerstand vieler Ärzte, gegen den Widerstand der gesamten Beamtenschaft. Dieser Widerstand und diese Reform wird ohne Unterstützung der einflussreichsten Menschen in unserem Land stattfinden, denn die sind im solidarischen System nicht mitversichert,  denn die haben sich längst aus der solidarischen Gemeinschaft ausgeklinkt. Die Schmarotzer dieser Gesellschaft finden wir nicht dort, wohin die Medien gewöhnlich deuten, die Schmarotzer unserer Gesellschaft finden wir in den Konferenzräumen der Medien, in den obersten Etagen der Konzerne, in den Glaspalästen der privaten Banken und Versicherungen, in den Villenvierteln der Städte und Gemeinden.


Die Grundsatzfrage an Politiker und Meinungsmacher muss in diesen Tagen daher lauten:


 „Sind Sie solidarisch in der gesetzlichen Renten-, Kranken- und Pflegeversicherung versichert?“


Die Frage muss jetzt gestellt werden - und kein Politiker, der nicht solidarisch gesetzlich - und zwar ohne Beitragsbemessungs- und Pflichtversicherungsgrenze -  in der GRV, GKV, AV oder GPV voll versichert ist, darf die öffentliche Bühne als Vertreter des Volkes betreten. Sie verdienen uns nicht – wir verdienen etwas Besseres.


Man muss nicht  nach England reisen oder in die USA, um zu wissen, was auch hierzulande angedacht wird, der Anführer der Jungen Union hat es unlängst verdeutlicht: Englische Verhältnisse. Diskriminierung! Ab 65 keine medizinische Behandlung mehr.


Das sei echte Diskriminierung sagte Heiner Geißler vor einiger Zeit anlässlich einer Rede zum deutschen Anwaltstag: „Diskriminierung aber führt zu schweren Menschenrechtsverletzungen. Wo Diskriminierung verankert ist in der Rechtsordnung, dort wird es gefährlich für den Zusammenhalt der Gesellschaft. Denn die beruht allein auf Gerechtigkeit, Fairness und Edelmut. Wo politische Diskriminierung zu schweren Menschenrechtsverletzungen führt, haben wir es mit politischer Verfolgung zu tun – gleich in welchem Land. Neuerdings gehört ja, was diese Frage anbelangt, was der Mensch sein muss, auch das richtige Alter dazu, denn es ist ja ebenfalls eine neue Kategorie. In England kriegen 65jährige keine Beipass-Operation, keine künstlichen Hüftgelenke, werden vom Dialyseapparat abgeschaltet, es sei denn, sie haben genügend privaten „Bimbels“, wie man in der Pfalz sagt, um also die Therapie aus der eigenen Tasche bezahlen zu können.  Wir sind heute in Deutschland genau so weit. Für bestimmte Leute werden die Lebensrisiken privatisiert und die Konsequenzen haben wir ja. Also mein Parteifreund ... der Philipp Missfelder, Vorsitzender der Jungen Union, hat gemeint, Leute die älter sind als 85 Jahre sollten auch keine künstlichen Hüftgelenke mehr bekommen, sie sollten gefälligst Krücken verwenden. Nun kann man einem 23jährigen jungen Mann manches verzeihen, auch ich habe mit 20 manches gesagt, was Blödsinn war. Aber man darf ihm nicht noch auf die Schulter klopfen, und sagen, du hast ein richtiges Problem aufgeworfen. Du hast den Finger in eine klaffende Wunde gelegt. Man kann höchstens sagen, ja, was soll der denn anderes reden, wenn schon leibhaftige Professoren, drei Stück an der Zahl, vor einem halben Jahr erklärt haben, wer älter ist als 75, der sollte keine lebenserhaltenden Medikamente mehr bekommen. Alles unter Kostengesichtspunkten. Also einer der Professoren war sogar Berater der Deutschen Bischofskonferenz, der wurde am anderen Tag suspendiert, a la bon heur, die Katholische Kirche hat hier rasch reagiert, kein Zweifel, aber wir können sehen, wo wir hinkommen mit der Kategorisierung von Menschen. Wenn die Leute Pech hatten oder das Pech haben, dass sie zur falschen Klasse, Rasse, Nation, Religion, zum falschen Geschlecht, zum falschen Alter gehören, dann werden oder wurden sie liquidiert, vergast, gesteinigt, zu Tode gefoltert, in die Luft gesprengt oder sonst wie umgebracht. Die falschen Menschenbilder waren und sind die Ursachen für die schwersten Verbrechen, die die Menschen je begangen haben. Aber auch waren sie Ursache für die schwerwiegendsten politischen Fehlentscheidungen, die die Menschen erleben mussten. Und deswegen ist die Frage nach dem richtigen Menschenbild die entscheidende Frage.“


Das richtige Menschenbild  aber ist der Mensch, so, wie er geht und steht.


Wenn die Alten hierzulande utilitaristischen Überlegungen angelsächsischer Art die Argumentation nehmen und gesellschaftliche Bedeutung in dem Sinne gewinnen wollen, dass sie  jenseits der Reproduktion auf andere Art etwas zur Erhaltung der Spezies beitragen,. dann muss diese Bedeutung über ihre persönliche Zukunft hinausgehen. Sie müssen erkennen, dass der Zeitgeist und die Ziele der privaten Wirtschaft und der privaten Versicherungen darauf gerichtet sind, die sozialen und Solidarität stiftenden Errungenschaften des späten 19. Jahrhunderts und insbesondere der 50er, 60er und 70er Jahre des 20. Jahrhunderts zu zerstören. Die Alten dürfen ihre Energien nicht für Trivialitäten verplempern. „Wenn die Alten ihre Energie im Alter verbrauchen oder mit Trivialitäten und Spielereien verplempern“, sagt die berühmte amerikanische Altersforscherin Betty Friedan, „wenn sie nur die Zeit totschlagen und das Alter und den Tod verleugnen, verschleudern sie ihre auf die Zukunft gerichtete Weisheit und Generativität. Ihr Leben muss mehr sein als nur jene bedeutsamen Erinnerungen, die sie vielleicht für ihre Enkel aufschreiben. Die Alten  können die Zukunft nicht voraussehen. Doch wenn sie an den Problemen arbeiten, vor denen unsere Gesellschaft steht, und dabei ihre im Lauf des Lebens erworbene Weisheit und Generativität einsetzen, einschließlich des Wissens um die Entstehung des Sozialstaats, dann  hinterlassen sie ihren  Enkeln ein Vermächtnis, das darin besteht, dass sie bei der Gestaltung der Zukunft helfen und die Generativität des menschlichen Gemeinwesens entfalten und bewahren.“


Die Alten müssen ihr eigenes Leben leben, generativ und als Teil der Gemeinschaft.


Im Talmud heißt es: „Wenn ich nicht für mich bin, wer ist dann für mich,  wenn ich nur für mich bin, was bin ich dann? Wenn nicht jetzt – wann sonst“.


Die Alten sollten wissen. dass sie das können.


Die aktiven und weisen Alten des Bundes der Pflegeversicherten (alter-aktiv-bdpv)

Gerd Heming (Vors.)

Münster, Oktober/November 2017

 

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Dann aber ist den Alten wirklich nicht mehr zu helfen - Ein Krimi, die Alten, die Wirklichkeit und wir (19.05.2017)

Als Prolog ein Kommentar zum Sonntagabend-Krimi „Polizeiruf 110 – Nachtdienst“ vom 07. Mai 2017 (Quelle: t-online)

„Der eigentliche Mord verkommt in diesem Szenario zum Beiwerk, denn was sich dem Zuschauer in "Nachtdienst" offenbart, ist ein Massenmord auf Zeit. Ein großer Teil unserer ach so zivilisierten Gesellschaft wird an den Rand geschoben, lebendig unter Ignoranz beerdigt und des Geldes wegen zum Dahinsiechen verurteilt.


Als Kommissar von Meuffels auf Claus Grübner (Ernst Jacobi), einen ehemaligen Angehörigen einer Polizei-Spezialabteilung trifft, keimt Hoffnung auf. Grübner gibt sich nicht geschlagen, er kämpft weiter, er schreibt Briefe an die Heimleitung. Ein Kampf gegen das Vergessenwerden, gegen eine menschenverachtende Bürokratie, die ein Leben auf die Größe einer bestimmten Summe an Euros reduziert.

Seht her: "Ihr habt euch nicht gekümmert!"

Doch Grübner ist ein Don Quijote, die Windmühlen, gegen die er aufbegehrt, reduzieren seinen Zorn auf den kleinsten Nenner. Er will den Mord an Urban auf sich nehmen, um die Pflegerin Marija Abramovic (Marina Galic), die von dem Toten sexuell belästigt wurde, zu schützen. Grübner will seinem Leben noch einmal einen Sinn geben, doch von Meufells verwehrt ihm diesen Akt der Gnade.


Am Ende setzt Grübner seinem Leben nicht nur selbst ein Ende, sondern nimmt 23 Menschen mit in den Tod. Mit seiner Waffe, der letzten "Leidenschaft", die ihm noch geblieben ist, geht er von Zimmer zu Zimmer und erschießt einen Heimbewohner nach dem anderen. Auch Kroll, der pflichtbewusste Pfleger sowie Elisabeth Strauß sind unter den Toten. Grübners perfide Idee: Durch ein "kleineres Unheil" auf ein viel größeres  aufmerksam machen, denn seht her: "Ihr habt euch nicht gekümmert!"


Fazit: Hochemotionales, beklemmendes Kammerspiel, das mit dem FairFilm Award 2017 ausgezeichnet wurde und deren Schauspielriege - allen voran die betagten Bewohner des Seniorenstifts - so überzeugt, dass sie den Zuschauer bis zuletzt in ihren Bann zieht.


"Lassen Sie die Leute immer alleine beim Sterben?", fragt Hanns von Meuffels (Matthias Brandt) den Altenpfleger Kroll (Philipp Moog), der eigentlich gar nicht zu antworten braucht, denn sein abgekämpftes übermüdetes Gesicht und die Augen, die unter tiefen dunklen Ringen liegen, sprechen für sich.


Der Kriminalhauptkommissar tigert im neuen "Polizeiruf 110" "Nachtdienst" eine ganze Nacht lang durch die Flure eines Altenheims auf der Suche nach Antworten. Kurz zuvor, während einer Feierabendkippe, war ihm die Seniorin Elisabeth Strauß (Elisabeth Schwarz) auf den Stufen des Kommissariats begegnet und hatte ihm berichtet, im "Johannishof" einen Mord beobachtet zu haben. Hanns von Meuffels, ein Gentleman der alten Schule, fährt die alte Dame, die an vaskulärer Demenz leidet, zurück ins Seniorenheim und entschließt sich, der Sache nachzugehen.

Keine Todesmitteilung vor Sonnenaufgang

Schnell stellt sich heraus, dass es an diesem Abend tatsächlich einen Toten gegeben hat: Karl Urban (Günter Mattern), Professor der Ökonomie. Doch das scheint niemanden so recht zu kümmern, schon gar nicht das überforderte Pflegepersonal und überhaupt: der Tod gehört, gerade in einem Seniorenheim, zum Alltag. Einen Totenschein gibt es auch noch nicht, und außerdem hat der Verstorbene einen Vermerk der Angehörigen in seiner Akte: keine Todesmitteilung vor Sonnenaufgang.


Von Meuffels findet sich in einem Mikrokosmos der Vergessenen wieder. Wenn er über die kärglichen Gänge streift, schaut er in Zimmer, in denen einsame ruhiggestellte, ans Bett fixierte Menschen liegen, Menschen, die nichts mehr anderes zu sein scheinen, als eine Last - für das Pflegepersonal, für ihre Angehörigen, für die ganze Gesellschaft, für sich selbst.

Vom vollwertigen Menschen zum "Wickelbubi"

"Nachtdienst" scheut sich nicht, den Blick draufzuhalten. Das Altersheim als trostlose Endstation des Lebens. Die Gesichter in den in Neonlicht gehüllten Räumen sind geisterhafte Abziehbilder einer vergangenen Jugend und von Resignation gezeichnet. Einst vollwertige Mitglieder der Gesellschaft sind die Alten heute nur noch die sogenannten "Wickelbubis" - gelandet auf dem Abstellgleis des Vergessens.“ Soweit der Kommentar.


Sowohl der Kommentar als auch der Krimi berichten von üblen gesellschaftlichen Zuständen, wie sie dem Bund der Pflegeversicherten fast täglich begegnen. Es sind Zustände, die von der Politik gewollt und von den verschiedenen Gruppen der Gesellschaft – von jung bis alt – akzeptiert werden, einer Gesellschaft, die jegliche menschliche Regung dem Gott Mammon zum Opfer gebracht hat, einer Gesellschaft, die einen  großen Teil ihrer Mitglieder an den Rand geschoben, lebendig unter Ignoranz beerdigt und des Geldes wegen zum Dahinsiechen verurteilt hat.


Die Alten sind, wie gesagt, ein großer Teil dieser „köterrassigen“ Gesellschaft. Vielleicht sind es die Generationen 50plus auf die sich die Zuschreibung „köterrassig“ am Wenigsten anwenden ließe. Kämen wir auf die Idee, die Generationen 50plus aus dieser Gesellschaft auszumerzen, dann bliebe ein qualitativ zutiefst minderwertiger kleiner Teil von etwa dreißig Millionen Mitgliedern übrig. Ohne Orientierung. Ohne innere Stärke!. Ohne die Generationen 50plus würde dieser Teil unseres Volkes richtungslos im geschichtslosen Nirwana der Evolution verschwinden.


Die menschenverachtende Bürokratie, die große Teile unserer Gesellschaft lebendig und unter Ignoranz beerdigt und des Geldes wegen zum Dahinsiechen verurteilt, ist am Gängelwagen der Eliten gekettet. Deswegen haben wir es mit einer Regierung und insbesondere mit Sozial- und Arbeitsministerien zu tun, die lediglich Vasallen dieser Eliten sind, also Attrappen. Von hier gehen die Gesetze aus, die die nachfolgenden Institutionen, bis hin zu den Sozialämter und den Ämtern für Grundsicherung dazu zwingen, menschenverachtende Richtlinien und Vorschriften durchzuführen.


Die Generationen 50plus sollten sich die Wahl ihrer politischen Vertreter sehr genau überlegen.


Die Generationen 50plus sollten es sich folglich genauestens überlegen, welchen Politikern sie bei den anstehenden Wahlen ihre Stimme geben. Geben sie diese Stimme den so genannten etablierten Parteien, die ja die Verantwortung für die misslichen Zustände tragen, dann verhalten sie sich nicht anders als jene berühmten Schafe, die sich ihre Schlächter selbst wählen.


Dann aber ist den Alten wirklich nicht mehr zu helfen!!!


Warum muss ein Rentner, der eine 29 Quadratmeter Ein-Raum-Wohnung bewohnt, um seinen Lebensunterhalt kämpfen?


Warum werden diesem Rentner Teile seiner Grundsicherung gestrichen? Etwa weil er sich zum eigenen gesundheitlichen Nachteil um niedrige Kosten für Energie sowie für Wasser, Heißwasser und Heizkosten bemüht?  Die geringen Kosten ergeben sich einerseits aus der Größe der Wohnung sowie aus einer Überprüfung und Neuregulation der Kostenquellen. M.a.W., die energieverbrauchenden Geräte wurden durch energiesparende Geräte ersetzt. Die erhöhten Kosten für die Anschaffung der Geräte hat unser Rentner allein getragen.


Wie kann es sein, dass ihm das Amt für Grundsicherung einen Teil dieser Sicherung deswegen entziehen will, weil eine schwere Erkrankung, die eine fünfwöchige stationäre ärztliche Behandlung erforderte, die Kosten für den allgemeinen Lebensunterhalt senkte?


Nun ist eine sozialamtliche Überprüfung der jeweiligen Verbräuche, wie sie sich etwa in einer Miet – Nebenkostenabrechnung widerspiegeln, durchaus begrüßenswert.


Allerdings muss eine solche Überprüfung den Grundsatz der Gleichbehandlung und der Verhältnismäßigkeit befolgen. So ist es nicht nachvollziehbar, wenn aus dem Betrag für die Grundsicherung, der lediglich ein Drittel der Altersrente ausmacht, Euro „109,64 wegen Rückrechnung“ in Abzug gebracht werden. Die Grundsicherung unterliegt anderen Bedingungen als die Sozialhilfe.


Wie sieht es mit der Gleichbehandlung aus? Hier wären zum Beispiel als Vergleich die Kosten für die Einrichtung für den Unterhalt des umgewandelten „Finanzamtes Innenstadt“ in eine „Flüchtlingseinrichtung“ hinzuziehen, die derzeit von einer „Wohlfahrtsorganisation“ verwaltet wird.


Ferner wären hier hinzuziehen die viele hundert Millionen Euro betragenden Kosten, weil wir Millionen von Menschen in der Migrationsindustrie - z.B. bei der AWO, bei der Caritas usw. -  dafür entlohnen, dass sie solche Zustände im Eigeninteresse zur Sicherung ihrer Arbeitsplätze immer weiter verschlimmern und unseren einstigen Wohlstand skrupellos vernichten! Die Wohlfahrtskonzerne sind längst zu schädlichen Parasiten verkommen, sie schaden der Gesellschaft mehr als sie ihr nützen.


Bereits im Jahre 2010 berichtet die FAZ, dass bis dahin mehr als 1 Billion Euro für Migranten mehr ausgegeben worden seien, als diese durch Einzahlung in die Sozial- und Steuersysteme eingebracht hätten. Inzwischen dürfte sich der Betrag auf rund 2 Billionen Euro erhöht haben.


Wie kann es sein, dass wir diesen Wahnsinn aus Gründen der politischen Korrektheit bislang niemals in Frage gestellt haben? Diese gigantische Wohlstandsvernichtung bewirkt nur eines: Fremdenfeindlichkeit und wachsenden Unmut unter jenen, die dafür bezahlen müssen. Unter anderen die armen Rentner!!! Im »Lustigen Migrantenstadl« heißt die Zukunft für Deutsche jetzt: Armut ist für alle da. Es sei denn, wir öffnen die Augen und ziehen endlich die notwendigen Konsequenzen.


Seit 1998 wird mit unserem Staat Raubbau betrieben. Dieser Raub an unserer Bevölkerung wurde nicht nur zugelassen, er war von der Politik, von den Medien und von der "allmächtigen" Hochfinanz, d.h. den Eliten, gewollt und wurde gefördert.


Das Gesundheitssystem ist marode. Sein Niedergang ist täglich in vielen Bereichen zu beobachten. Die Verantwortlichen sehen hilf- und tatenlos zu. Die Krankenhäuser sind nicht mehr Orte der Genesung, sie sind Orte sich ständig ausbreitender, tödlicher Krankheiten. Die Gefahr, in einem Krankenhaus an einer Krankheit zu sterben, wegen der man gar nicht ins Krankenhaus gekommen ist, ist millionenfach größer, als bei einem Flugzeugabsturz ums Leben zu kommen.


Neunzig Prozent unserer Bevölkerung leiden unter der Unfähigkeit der ewigblinden Parlamentarier und unter der groben Verletzung des Amts-Eides, den diese Blinden geleistet haben. Sie dienen nicht dem allgemeinen Wohl unseres Volkes und schützen und mehren es, sie zerstören es. Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die Gesunden und Kranken, die Menschen mit hohem Pflegebedarf, die Empfänger von Leistungen nach den Hartz-Gesetzen, die Rentnerinnen und Rentner, die Geringverdiener, die prekär Beschäftigten usw., sie alle müssen Einschränkungen hinnehmen, während  für Migranten Billionen verschleudert und den Großkonzernen und den Superreichen immense Steuergeschenke gemacht werden. Inzwischen leben fast sechzehn Millionen Deutsche unterhalb der Armutsgrenze.


Alles Handeln der Parlamente führt geradewegs ins Negative und Sinnlose. So wurden aus Alten- und Pflegeheimen noch immer keine Horte des Lebens und des Lebendigen, keine Lebenshäuser, sondern Häuser des Siechens und Verendens. Dafür, sagen die Ewigblinden, das sind die Politiker  und die Medien unisono, fehle das Geld. Für Migranten aber werden binnen Wochenfrist locker mal mehr als tausend Milliarden Euro auf den Tisch gelegt. Und da wundern sich die Ewigblinden, das sind die Regierenden und die Medien ebenfalls unisono, dass das deutsche Volk nur mehr tiefste Verachtung und Respektlosigkeit für sie übrig hat?!


Unter der Regentschaft von CDU, SPD, Grünen und Gelben sind alle Infrastrukturen, die Eisenbahnen, die Straßen, die Autobahnen, die Brücken, die elektronischen und elektrischen Interaktionsmöglichkeiten, die Luftfahrt usw. verkommen.


Die Blinden aus SPD, Grüne, CDU und Gelben haben die schwere Wirtschaftskrise und die Krise in Europa zu verantworten, sie haben das Geld der deutschen Steuerzahlerinnen und Steuerzahler (die Reichen zahlen keine Steuern und zahlen nicht in die sozialen Kassen ein) missbraucht und in dunkelste Kanäle gelenkt. Übrigens zahlen auch  die vorgenannten "Volksvertreter" in die gesetzlichen und sozialen Absicherungen keinen Cent ein, m.a.W., sie beteiligen sich nicht an den großen Lasten, die sie den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern aufbürden. Und  sie haben die Frechheit, über die Verteilung der Lasten zu bestimmen.


Eine weitere Todsünde besteht darin, dass das deutsche Parlament dabei ist, das Wesen der Familie, diesen geheiligten Ursprung aller Gesellschaften, zu zerstören. Gehirnwäsche durch Genderismus findet statt. Vierjährigen Kindern wird das Onanieren in Kitas beigebracht. Vierjährigen! -  Werft den Genderismus auf jenen Haufen unserer Geschichte, der zu den Unseligen zählt!!! Erzählt uns, welch satanischer Geist Euch den "Gender-Gedanken" in den Kopf gepflanzt hat. Reißt diese teuflische Idee aus den Analen unserer Gesellschaft, denn er lässt eine grundlegende Erkenntnis außer acht, nämlich "dass die vorempirischen Elemente für die Erfahrung unverzichtbar sind und dass es folglich für die satanische Ideologie des Genderismus keine verwertbare Erkenntnis gibt". Diese unverzichtbaren vorempirischen Elemente aber sind es, die der Gender-Wahn leugnet. Damit jedoch verleugnet er sich selbst und das Gedankengebäude, dass er der Gesellschaft unterjubeln will. Denn "vom bloß Gedachten" gibt es keine Erkenntnis. Wer das Gegenteil annimmt, wie Politiker und Medien es tun, erliegt einer Illusion, sogar einer Fata Morgana: "Er glaubt zu erkennen, wo es  nichts zu erkennen gibt" (Kant, KrV). Mit anderen Worten: Diese Leute wissen nicht, was Sie tun, denn Sie besitzen keine Urteilskraft. Der Mangel an Urteilskraft jedoch ist, so Kant, "Dummheit". Und diesem Mangel ist nicht abzuhelfen.


Wir müssen den Norwegern folgen und der Genderforschung alle finanziellen Mittel entziehen, denn nur so werden wir sie los.


Last but not least wollen Regierung und Banken das Bargeld abschaffen. Sie wollen die totale Kontrolle über die Bürger. Denn wer per Kreditkarten zahlt, ist ein gläserner Kontenidiot, von dem die "Entscheider" dann jederzeit wissen, wie viel Geld er oder sie besitzt und wofür sie oder er ihr virtuelles Geld verwenden. Wenn jemand z.B. abends zur Entspannung gern ein Glas Bier oder ein Gläschen Wein zu sich nimmt, dann wissen die Entscheider das und bei der nächsten Verhandlung mit der Versicherung, wird ihr oder ihm dieser "Luxus" oder gar "Sucht" als gesundheitgefährdendes Verhalten ausgelegt. Es hat zur Folge, dass die Versicherungen ihnen die Mitgliedschaft verweigern. Vor allem die jüngeren Leute wissen nicht, was sie tun. Denn ihr möglicher künftiger Arbeitgeber weiß über sie alles, er weiß mehr über sie als sie über sich wissen, so z.B wissen sie, auf welche Parties sie wie oft gehen oder für welche Vorlieben oder Schwächen sie ihr Geld an den Kassen der Geschäfte von den digitalen Bestände ihrer Konten ausgeben. Selbst Orwell konnte sich das Ausmaß einer solchen allumfassenden Kontrolle nicht vorstellen.


Fazit: Die sogenannten "Volksvertreter"  dienen nicht dem Wohl aller Deutschen, Sie sind dabei, das Wohl aller Deutschen zu Gunsten der Reichen, zu Gunsten der so genannten "Eliten" und zu Gunsten der Migranten zu opfern.


Abschließend einige Forderungen an Sozialämter, Politik und Medien:


Wann hören Sie auf, von Bereicherung - etwa im Falle der Migranten - zu reden, wo doch offensichtlich das Gegenteil der Fall ist?


Berichten Sie endlich die Wahrheit, nämlich z.B. dass uns die Migranten im Schnitt und pro Person und pro Jahr rund 70.000,00 Euro mehr kosten, als sie durch ihre Tätigkeiten jemals zum Staats- und Gemeinwohl beitragen? Hier schließt die Forderung an: studieren Sie bitte die Ergebnisse des Präsidenten des Ifo-Institutes, München, in diesem Zusammenhang sowie die Studien des Niederländers Jan van de Beek und die Ergebnisse vieler entsprechender Institutionen, die sich nicht der "political correctness" unterwerfen.


Geben sie endlich zu,  dass schon mehr als 40 Prozent der Sozialhilfebezieher in Deutschland Ausländer sind und die von diesen verursachten Kosten für die Steuerzahler pro Jahr (!) höher sind als die Kosten der Finanzkrise.


Gestehen Sie dem deutschen Volk endlich, dass  Migranten laut Armutsberichten immer ärmer werden und zugleich von Jahr zu Jahr mehr Milliarden ins Ausland schaffen! • Wissen Sie, wie viele türkische Hartz-IV-Empfänger Schwarzgeldkonten in Liechtenstein haben?


Geben Sie zu und berichten Sie, dass deutsche Sozialgerichte Sozialhilfebetrug bei Migranten inzwischen als »kulturelle Besonderheit« akzeptieren und mit dieser Begründung auf Rückforderung der betrügerisch abkassierten Summen verzichten.


Berichten Sie und geben Sie zu, dass wir seit Jahrzehnten Türken und Mitglieder von Balkan-Großfamilien, die noch nie in Deutschland gewesen sind, kostenlos und ohne einen Cent Zuzahlung in der gesetzlichen deutschen Krankenversicherung mitfinanzieren.


Davon können ethnische Deutsche, deren  Krankenkassenbeiträge ständig erhöht werden, nur träumen!


Berichten Sie den Deutschen, dass die Bundesregierung seit 2003 versprochen hat, diese Benachteiligung ethnischer Deutscher endlich zu beenden, es aber bis heute nicht getan hat.


Berichten Sie, dass der deutsche Staat Inzest unter muslimischen Migranten toleriert und dass für die Folgen des Inzests pro Fall bis zu 380.000,00 Euro aus den Sozialkassen der Deutschen gezahlt werden.


Berichten Sie endlich, dass wir Millionen von Menschen in der Migrationsindustrie - z.B. bei der AWO, bei der Caritas, beim ASB, bei den Johannitern usw. -  dafür entlohnen, dass sie solche Zustände im Eigeninteresse zur Sicherung ihrer Arbeitsplätze immer weiter verschlimmern und unseren einstigen Wohlstand skrupellos vernichten! Die Wohlfahrtskonzerne sind längst zu schädlichen Parasiten verkommen, sie schaden der Gesellschaft mehr als sie ihr nutzen.


Wandeln Sie stattdessen die unsäglichen Pflegeheime in Orte des Lebens, des Lichts um! Bauen Sie Lebenshäuser, Häuser des Lichts, anstelle von Pflegeheimen


Wie kann es sein, dass wir diesen Wahnsinn aus Gründen der politischen Korrektheit bislang niemals in Frage gestellt haben? Diese gigantische Wohlstandsvernichtung bewirkt nur eines: Fremdenfeindlichkeit und wachsenden Unmut unter jenen, die dafür bezahlen müssen. Im »Lustigen Migrantenstadl« heißt die Zukunft für Deutsche jetzt: Armut ist für alle da. Es sei denn, wir öffnen die Augen und ziehen endlich die notwendigen Konsequenzen.


Wann endlich werfen die Ewigblinden, d.h. die „gewählten Vertreter unseres Volkes“, die Hartz-Gesetze und alle Gesetze, die nach 1998 von den verschiedenen Bundestagen verabschiedet wurden dorthin, wohin sie gehören? Nämlich in den Schredder! Insbesondere alle Gesetze, die von den "Grünen" initiiert wurden fallen darunter.


Bund der Pflegeversicherten e.V. (Alter aktiv BdPV e.V.)

Gerd Heming (Vors.)

Münster, 11. Mai 2017)

 

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Der Weg in die Freiheit (G.H. 16.07.2017)

Der Weg in die Freiheit führt allein über selbstständiges Denken, es führt einzig über den Mut, „sich seines eigenen Denkens ohne Leitung durch andere zu bedienen“. Wer frei sein will, muss sich bewusst machen, dass er den Reichen und den Eliten nicht über den Weg trauen darf, dass er sie mäßigen und in die Schranken weisen muss, denn das Synonym für Eliten und Reiche ist der Inbegriff des absolut Bösen. Abartige Denkweisen in Bezug auf das gemeine Volk durchziehen seit Menschengedenken die Grundhaltung der Eliten und Reichen. Friedrich II, einer der Harmloseren, war der Ansicht, das „das gemeine Volk immer im Schlamm seiner Vorurteile dahin modert“. Heutzutage, etwa bei Jean Claude Juncker, wird das wie folgt formuliert: „Das Volk ist blöde genug, sich von anderen mit offenen Augen betrügen und belügen zu lassen“ oder „Volk - das sind Tiere unterhalb des Menschengeschlechts“ oder „Die Elite ist intelligent, klug, verantwortungsbewusst, gebildet, rational und erkennt das gemeinsame Wohl“ oder „Das Volk ist irrational, infantil, triebhaft, launenhaft, selbstsüchtig, rationalen Argumenten nicht zugänglich und nur auf kurzfristige Eigeninteressen aus.“


Dass durch solche Denkweisen das Volk diskriminiert wird, verbietet das Grundgesetz der Deutschen. Das Fazit solcher Denkarten ist jedoch viel schwerwiegender, denn die sich selbst ernannten „Eliten“ haben keine Skrupel, das Volk auszubeuten und etwa für ihre Zwecke oder für ungerechte Kriege zu missbrauchen. Da aber in der Demokratie jeder gegenüber jedem gleichberechtigt ist, geht das gar nicht. Hier liegt der tiefere Grund dafür, dass Figuren wie Bush, Clinton, Obama, Blair oder Schröder dem Internationalen Gerichtshof zu geführt werden müssen.


Die Reichen und Superreichen haben sich jeder gesellschaftlichen Verantwortung längst entzogen. Sie leben unter uns. Aber sie leben nicht mit uns. Ihr Ziel ist  Herrschaft! - nicht die Gemeinschaft, ihr Ziel ist die Diktatur des Geldes. Sie sind den Verlockungen des Geldes verfallen.  Sie erkennen nicht, dass nicht sie das Geld besitzen, sondern das Geld sie besitzt- dass das Geld ihr gesamtes Denken und Handeln wahnhaft bestimmt. Sie sind süchtig wie  Alkoholiker, die vom Alkohol besessen sind oder mit anderen Worten: Sie sind geistig und psychisch krank.  Denn ihr Wahn hat das Ziel der  Zerstörung  gesellschaftlicher Moral und des Gemeinwohls, ihr Wahn  will die totale Verwirklichung des alles zermalmenden neoliberalen Kapitalismus. „Die neuen Herrscher der Welt“, sagt der Schweizer Soziologe Jean Ziegler, „ - die Beutejäger des globalisierten Finanzkapitals, die Barone der transkontinentalen Konzerne, die Börsenspekulanten - häufen ungeheure Vermögen an. Mit ihrem Tun zerstören sie den Staat, verwüsten die Natur und entscheiden jeden Tag darüber, wer sterben muss und wer überleben darf. Willfährige, effiziente Verbündete stehen ihnen zu Diensten, allen voran die Funktionäre der Welthandelsorganisation, der Weltbank und des Weltwährungsfonds.“  Dieser Geist ist die Urmutter aller Kriege, allen Tötens, allen Grauens. Es ist dieser wahnhafte Geist, den Goethe in seinem „Faust“ treffend sagen lässt: „Ich bin der Geist, der stets verneint, und das mit Recht. Denn alles, was entsteht, ist wert, dass es zugrunde geht. Drum besser wär’s. dass nichts entstünde! So ist denn alles, was ihr Sünde, Zerstörung, kurz das Böse nennt, mein eigentliches Element“. Wenn die Menschheit leben will, wenn die Menschen frei sein und sich selbst und das Gemeinwohl erhalten wollen, dann müssen die Reichen und ihre Propheten mit sofortiger Wirkung weltweit den geschlossenen Abteilungen forensischer Psychiatrien zu geführt werden. Sie sind eine tödliche Gefahr für das Fortbestehen unserer Spezies.


Die Deregulierung der Finanz- und Wirtschaftswelt der vergangenen dreißig Jahre öffnete Steuerhinterziehung, Begünstigung, Betrug, Bestechung, geheimen Absprachen und der Umleitung von öffentlichen Mitteln in private Taschen Tür und Tor. Darüber hinaus generiert die deregulierte Finanzwelt  "Plünderer" – das sind Führungskräfte, die maximalen persönlichen Gewinn aus den Unternehmen ziehen, deren Leitung ihnen anvertraut wurde. Sie zielen auf private Gewinne, meist in Verbindung mit Börsenwerten. Das ist die eigentliche Motivation hinter vielen der Buchhaltungsbetrügereien die große  Firmen, Banken und auch Börsengesellschaften plagen. Allerdings haben die Plünderer mächtige Freunde in der Regierung, die zu ihrer Rettung eilen. So werden dann nicht Staaten und ihre Bevölkerung gerettet, sondern private Versicherungen, Banker und Banken – während im Volk die Verarmung eine zunehmende Rasanz gewinnt.


Zwielichtigkeit ist der zweite Name der Reichen. Doch diese Zwielichtigkeit ist mitunter nur schwer zu erkennen. Am ehesten vielleicht sind sie mit jenen Psychopathen oder Soziopathen zu vergleichen, bei denen das Fehlen von Empathie, das Fehlen von sozialer Verantwortung und Gewissen in der Regel nur von jenen Menschen erkannt wird, die über große Soziale Kompetenz, durchdachte Lebenserfahrung und nicht zuletzt über Weisheit verfügen.. Psychopathen sind auf den ersten Blick charmant, sie verstehen es, oberflächliche Beziehungen herzustellen und „Freunde“ an sich zu binden. Dabei sind sie nicht selten sehr manipulativ, um ihre Ziele zu erreichen. Ihre  dissoziale Persönlichkeitsstruktur ist durch ausgeprägte Diskrepanz zwischen Verhalten und geltenden sozialen Normen gekennzeichnet. Man erkennt sie an ihrer Unfähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen, an ihrer Unfähigkeit, längerfristige Beziehungen aufrechtzuerhalten, wobei sie jedoch keine Probleme mit der Aufnahme frischer Beziehungen haben. Schwieriger noch ist es, ihr fehlendes Schuldbewusstsein auszumachen, denn sie spenden oft und reichlich und geben sich ausgesprochen sozial. Allerdings spenden sie nur dort reichlich und jovial, wo sie die Folgen ihrer Spenden kontrollieren und entsprechende Anerkennung, Bewunderung und Dankbarkeit als ihren persönlichen Erfolg verbuchen können. Ihre Kontrollsucht ist übrigens einer der Gründe, warum sie sich der Zahlung von Steuern so gern entziehen. Sie können nicht akzeptieren, Geld zu zahlen, dessen Verwendung sie nicht kontrollieren und bestimmen können. Letztlich aber zeichnet sie eines gemeinsam aus, nämlich die Unfähigkeit, aus Erfahrung zu lernen.


Die Unfähigkeit aus Erfahrung zu lernen, zeigt sich bei all diesen Propheten des Neoliberalismus und Radikalkapitalismus. Friedhelm Hengsbach, Professor  für Wirtschafts- und Gesellschaftsethik, beschreibt in seiner berühmten Analyse mit der Überschrift „Das Reformspektakel“ die Propheten des Geldes und der alles zermalmenden Ökonomie wie folgt: „Dass die geringe Lernfähigkeit jener Propheten, die im Widerspruch zu empirischen Beobachtungen ihre marktradikal wirtschaftsliberale Bekenntnisse aufrechterhalten, für die wirtschaftliche Krise mitverantwortlich ist, dass die politischen Entscheidungsträger, die ihnen gefolgt sind, nicht zur Beseitigung, sondern zur Verschärfung der Krisen beigetragen haben, dass die Konzernchefs sich in schwerwiegenden Entscheidungen der Fusion und Finanzierung von Unternehmen vergriffen haben, wird in der Öffentllichkeit nicht sonderliche registriert.“ Was, wie daraus zu schließen ist, darüber hinaus auch auf die Unfähigkeit so mancher Medien und Medienmacher verweist.


Diese Unfähigkeit ist immanent und hängt mit jenen minderwertigen Denkstrukturen und Denkweisen zusammen, der all jene anhängen, denen Neues Denken unbekannt ist und in deren Adern noch Reste des Blutes von Neandertalern rinnt. Der Film „Dead Man Working“ ist ein grausiges Beispiel dafür.


Man muss nicht lange raten, welche Gruppen es sind, in deren Adern Reste des Blutes von Neandertalern fließt: Es sind die „meinungsführenden“ Gruppen der Gesellschaft! Das böse Blut in den Adern entdecken wir im übertragenen Sinne innerhalb der Vorstände und Chefetagen der Medien, innerhalb der Vorstände der großen gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Institutionen, innerhalb der Vorstände der Wirtschafts- und Industrieverbände, innerhalb der Vorstände der großen Banken, privaten Versicherer, der Hedge-Fonds-Manager und nicht zuletzt  innerhalb nahezu aller Disziplinen der Wissenschaften, allen voran die Rechts- und Staatswissenschaften, die Naturwissenschaften, die Lebenswissenschaften, der Gesundheits- und Pflegewissenschaften und – leider - auch in der Philosophie.


Innerhalb dieser unheiligen und amoralischen Allianz werden Gesetze geschmiedet, die passgenau auf die Ziele und Interessen der Reichen ausgerichtet sind und somit das Gemeinwohl und den Gemeinsinn zerstören.


Den Reichen  treibt der Wille zur Macht. Nicht nur zur Macht über Menschen und Völker – zur Macht über die ganze Welt. Sie schaffen sich in Gemeinschaft mit den ihnen hörigen Politikern und Medien ihre eigenen Gesetze, und mit „gesetzlicher Legitimation“ sind sie nun dabei, sich die Menschheit gefügig zu machen. Mit gesetzlicher Kraft frieren sie deren Freiheitsgrade ein. Und mit Gesetzesmacht zwingen sie die sozial erzeugte Kälte auf Minusgrade herab. Versklavung ist ihr Ziel. Der Rest der Welt als Verfügungsmasse. Deswegen predigen sie Flexibilität, deswegen predigen sie Deregulierung, deswegen predigen sie Privatisierung, deswegen predigen sie die Abschaffung des Bargeldes. „Die reale, positive Macht des Bösen“ formuliert der Philosoph Hans P. Schmidt, „ist nur zu verstehen, wenn das Böse nicht einer Schwäche des Willens beziehungsweise einer unbestimmten Willkür entspringt, sondern im Willen selbst gründet, nämlich im aktiven „Eigenwillen“ des Subjekts, das sich als Einzelner, als Gruppe oder auch zum Beispiel als Nation gegen den „Universalwillen“ durchsetzen kann. Wenn der „Eigenwille“ danach strebt, ‚das, was er nur in der Identität mit dem Universalwillen ist, als Partikularwille zu sein, dann ist er als partikularisierter Wille böse.“


Leben ist Leben inmitten von Leben, das leben will – leben endet frühestens mit dem letzten Atemzuge. Und nur der große, aufrechte und aufrichtige Geist erkennt des Geistes Wert.


Die Politik hat sich in den letzten 30 Jahren weitgehend von ihren höheren Anliegen verabschiedet und sich auf Management und Technokratie reduziert. Was wir brauchen ist eine neue Politik des Gemeinwohls, die weniger zögerlich ist als in den letzten Jahrzehnten und eindeutig Stellung bezieht zu Gerechtigkeit und Bürgersinn. Politik muss, wie Helmut Schmidt einst sagte, „pragmatisches Handeln zu sittlichen Zwecken“ sein.


Die Ära die Marktgläubigkeit ist zu überwinden. Den amerikanischen Philosophen Michael Sandel erschüttert es, dass diese Ära, als deren führende Protagonisten Ronald Reagan und Margarete Thatcher zu nennen sind, „von der politischen Bühne verschwanden und durch Nachfolger ersetzt wurden – Bill Clinton, Tony Blair und Gerhard Schröder gehören dazu. Diese mäßigten die Marktgläubigkeit, doch zugleich verfestigten sie sie. Keiner der drei Exponenten der linken Mitte – keiner! – stellte die Grundannahme, die Leitidee des Marktglaubens von Reagan und Thatcher infrage: nämlich dass die Märkte das wichtigste Instrument zur Erreichung des Gemeinwohls seien“.


Heute wissen wir, dass die Leitidee des Marktglaubens Gemeinsinn und Gemeinwohl zerstören. Heute wissen wir, dass die Menschen sich  nach den großen Themen, nach zuverlässigen moralischen Werten sehnen, nach Werten, die unsere Alten einst zu Prinzipien ihrer Lebensführung erkoren haben. Die „Zehn Gebote“ sind darin zu finden und die vier Kardinaltugenden des Aristoteles, nämlich Weisheit, Tapferkeit, Klugheit und Mäßigung.


Wenn die Alten hierzulande utilitaristischen Überlegungen angelsächsischer Art die Argumentation nehmen und gesellschaftliche Bedeutung in dem Sinne gewinnen wollen, dass sie  jenseits der Reproduktion auf andere Art etwas zur Erhaltung der Spezies beitragen, dann muss diese Bedeutung über ihre persönliche Zukunft hinausgehen. Sie müssen erkennen, dass der Zeitgeist und die Ziele der privaten Wirtschaft und der privaten Versicherungen darauf gerichtet sind, die sozialen und Solidarität stiftenden Errungenschaften des späten 19. Jahrhunderts und insbesondere der 50er, 60er und 70er Jahre des 20. Jahrhunderts zu zerstören. Die Alten dürfen ihre Energien nicht für Trivialitäten verplempern. „Wenn die Alten ihre Energie im Alter verbrauchen oder mit Trivialitäten und Spielereien verplempern“, sagt die berühmte amerikanische Altersforscherin Betty Friedan, „wenn sie nur die Zeit totschlagen und das Alter und den Tod verleugnen, verschleudern sie ihre auf die Zukunft gerichtete Weisheit und Generativität. Ihr Leben muss mehr sein als nur jene bedeutsamen Erinnerungen, die sie vielleicht für ihre Enkel aufschreiben. Die Alten  können die Zukunft nicht voraussehen. Doch wenn sie an den Problemen arbeiten, vor denen unsere Gesellschaft steht, und dabei ihre im Lauf des Lebens erworbene Weisheit und Generativität einsetzen, einschließlich des Wissens um die Entstehung des Sozialstaats, dann  hinterlassen sie ihren  Enkeln ein Vermächtnis, das darin besteht, dass sie bei der Gestaltung der Zukunft helfen und die Generativität und Solidarität des menschlichen Gemeinwesens entfalten und bewahren.“


Es sind insbesondere die Alten, die den Gedanken der Freiheit neu entfachen können, denn sie wissen, dass sie ihr eigenes Leben leben, generativ, solidarisch und als Teil der Gemeinschaft. Nur dem, der das Gemeinwohl fest im Blick hat, gehört die Zukunft.


Bund der Pflegeversicherten e.V.

 

Gerd Heming (Vors.)

Münster in Westfalen im März 2017

 

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Ohne die Alten geht diese Gesellschaft zugrunde (G.H. 25.08.2016)

Die Leute sehnen sich nach den großen Themen, nach den Werten. Aber die Politik hat sich in den vergangenen Jahrzehnten von ihren höheren Anliegen verabschiedet und sich auf Management und Technokratie reduziert. Was wir brauchen ist eine neue Politik des Gemeinwohls, die weniger zögerlich ist als in den letzten Jahrzehnten und eindeutig Stellung bezieht zu Konzepten von Gerechtigkeit und Bürgersinn und Sozialstaat.


Denn wenn der Sozialstaat stirbt, dann stirbt die Demokratie!


Diese einfache Wahrheit wird vom Vorsitzenden des Bundes der Pflegeversicherten, Gerd Heming, seit 2000 wieder und wieder in die Öffentlichkeit getragen. Anfangs mit geringem Widerhall. Seit 2009 wird das Nachdenken über die positiven Wirkungen des Sozialstaats jedoch spürbar intensiver. Das liegt u.a. auch daran, dass vor allem die Alten, die Generationen 50+, sich deutlicher an die Jahre von 1950 bis 1982 erinnern und allmählich erkennen, dass eine neoliberal ausgerichtete Gesellschaft unmittelbar auf ihren Untergang zusteuert. Die Alten können den gravierenden Unterschied zwischen dem Sozialstaat der 50er, 60er und siebziger Jahre und dem heutigen, neoliberalen Staat aus Erfahrung beurteilen.


Der Sozialstaat hatte im Wesentlichen zwei Aufgaben: 1. Den Einzelnen vor Armut und Not zu schützen, 2. durch gerechte Umverteilung die Entstehung solcher Vermögen zu verhindern, die es durch ihre finanzielle Kraft vermochten, die sozialen Maßnahmen des Staates zu untergraben und demokratische Entscheidungen zu beeinflussen In den fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts geschah dies vor allem durch den Lastenausgleich und durch Steuersätze auf Einkommen, die auf bis zu 95 Prozent festgelegt waren. Bis in die frühen achtziger Jahren konnten die Bürger weitgehend auf das Funktionieren des Sozialstaats vertrauen.


Diese Erfahrung fehlt den Jüngeren. Deshalb sind die Alten verpflichtet, den Generationen nach ihnen die überlebenswichtigen Funktionen des Sozialstaats zu erklären. Denn ohne das Wissen,  ín einer sozialen Gesellschaft abgesichert und aufgehoben zu sein, wäre z.B. der Aufstieg Deutschland aus den Ruinen nach 1945 nicht möglich gewesen. Somit gilt, dass der Sozialstaat einzig dem Wohle des deutschen Volkes und ihren differenzierten Anliegen dient; der Artikel 20 GG, der die Staatsgrundlagen und das Widerstandsrecht bestimmt, weist in Abs. 4 jedem Deutschen diese Exklusivität ausdrücklich zu.


Diese Gesellschaft wird ohne die Einmischung der Alten nicht überlebensfähig sein.


In einer Gesellschaft, in der die Menschen Lebenszeitgewinne gegenüber von vor 150 Jahren bis zu 45 Lebensjahre leben und erleben, wachsen naturgesetzlich - durch eben dieses Älterwerden - die gesamtgesellschaftlichen Gewinne an. Solche Gewinne sind:


durchdachte, d.h. reflektierte Lebenserfahrung und biografisches Wissen

Faktisches Wissen

Expertenwissen in grundsätzlichen Fragen des Lebens

Prozedurales und strategisches Wissen

Wissen über Lebenskontexte und gesellschaftlichem Wandel

Wissen über die Relativität von Werten und Lebenszielen

Soziale Kompetenz und Weisheit


Aus all dem ergeben sich unschätzbare Gewinne, die von der Gesellschaft entweder noch gar nicht erkannt - oder aber bewusst negiert werden. Es sind außer der Politik und der Wirtschaft insbesondere die Medien, die die Kompetenzen und Fähigkeiten des Alters außer acht lassen. Anders ist es nicht zu verstehen, dass sie  unwidersprochen damit durchkommen, wenn sie offensichtlich falsche Behauptungen über gesellschaftliche Zusammenhänge verbreiten. Falsche bzw. nicht begründete Behauptungen werden u.a. auch zu den folgenden gesellschaftlich relevanten Themen verbreitet:

 

Über den demografischen Wandel und seine unschätzbaren Gewinne  für die Gesellschaft


Über die Ursachen von Kinderlosigkeit


Über die verheerenden Wirkungen von Ideologien, insbesondere der satanischen Gender-Ideologie


Über die Lohnnebenkosten, die immer auch Beiträge für überlebenswichtige Dienstleistungen sind


Über die verpflichtende Beteiligung aller  Mitglieder dieser Gesellschaft, vom Kanzler bis zum sechsjährigen Kind, vom Manager bis zum Auszubildenden, vom Professor bis zum Studierenden usw., an den Finanzierungen der  großen Aufgaben eines Gemeinwesens, und zwar nicht nur mit den Löhnen und Gehältern, sondern auch mit Unternehmensgewinnen, Renditen, Aktiengewinnen, Mieteneinnahmen, Pachten usw. Steuervermeidungskünstler und Steuerhinterzieher zeigen durch ihr Verhalten deutlich, dass sie sich an der Finanzierung der großen Aufgaben nicht beteiligen wollen, sie zeigen dadurch Verachtung für das Gemeinwesen, sie verdienen keine Toleranz und sind aus der Gesellschaft auszuschließen bzw. zu verbannen.


Über die katastrophalen Wirkungen der Spaltung der Gesellschaft in Arm und Reich.


Die Alten sollten wissen, dass die Reden derer nichtssagend sind, die dem Alter das Tätigsein absprechen. Das ist, als ob man darauf bestehen wolle, nur weil es bewölkt sei, schiene die Sonne nicht. Die Sonne scheint über den Wolken! Das ist, so Cicero vor mehr als zweitausend Jahre, ungefähr so, wie wenn man behaupten wollte, der Steuermann tue bei der Schifffahrt nichts. Denn während die einen auf die Mastbäume klettern, andere in den Gängen umherlaufen und wieder andere das Grundwasser ausschöpfen, sitze er, das Steuer haltend, hinten ruhig auf dem Deck. „Freilich tut er nicht das, was die jungen Leute tun, aber dafür ungleich Wichtigeres und Besseres. Nicht durch Kraft oder körperliche Behändigkeit und Schnelligkeit werden große Leistungen vollbracht, sondern durch besonnenen Rat, das Gewicht der Person, gereiftes Urteil: Eigenschaften, die im Alter nicht verloren gehen, sondern sogar noch zuzuwachsen pflegen.“


“Aber das Gedächtnis nimmt ab“, hält man den Alten heute wie vor zweitausend Jahren entgegen.


„Aber nur“, antwortet Cicero heute wie damals, „wenn man es nicht übt, oder auch, wenn man von Natur etwas langsam im Kopfe ist. Die Geisteskräfte bleiben den Alten, wenn nur Eifer und Fleiß bleibt, und nicht allein bei angesehenen Staatsmännern, sondern auch im ruhigen Leben eines Privatmannes.“


Das Bild, das die Medien derzeit vom Altern und von den Alten zeichnen, ist einseitig und unhaltbar negativ. Trotzdem wird es nahezu ohne Kritik von Jung und Alt übernommen. Wen wundert’s, wenn die Alten nicht fröhlich sind. Es ist damit wie mit der „self-fulfilling- prophecy“: die Alten glauben zu verblöden, und weil sie es glauben, verblöden sie wirklich, obwohl sie nicht wirklich verblödet sind. Es fehlt ihnen das gesunde Selbstbewusstsein, es fehlt ihnen das, was sie gegen die von  Medien und Politik abgesonderten Zuschreibungen immunisiert. Es fehlt ihnen Zivilcourage. Denn es ist nicht wahr, dass man im Alter als erstes die Haare verliert – im Alter verliert man hierzulande als erstes das gesunde Selbstwertgefühl.


Wie einst Odysseus sich an den Mast seines Schiffes fesseln ließ, um dem verführerischen Gesang der Sirenen nicht zu erliegen, so die Alten heute: Sie sollten die Medien als das erkennen, was sie wirklich sind: Bloße Oberflächlichkeit, die davon lebt, dass sie alles auf ein tiefstes Niveau herunterzieht. Die Medien können die Welt nicht erklären. Was sie stattdessen zeigen, ist eine arrogante und selbstverliebte Clique, was sich zeigt, sind nur Verzierungen, die man niederreißen sollte. Was sich zeigt, sind prunkvoll ausgestattete Studios, ist Schminke, Schminke, Schminke - sind gefärbte und frisierte Haare, sind gestylte Figuren, die man unter anderem noch eigens von Mallorca herein fliegt, um die geschminkte Welt geschminkt zu erklären. Heutzutage setzt eine zur Schau getragene Schnoddrigkeit und Ungepflegtheit der geschminkten und geschminkt erklärten Welt die Krone auf. Die nackten Hälse, die man besonders auf den politischen und medialen Bühnen mehr und mehr bewundern kann, erinnern zunehmend an jene Hälse von Geiern, die irgendwo auf der Welt über den Tälern des Todes ihre Kreise ziehen.


Sie schminken die Schminke nicht ab. Sie blenden weiter. Sie moderieren Sendungen länger als dem Zuschauer lieb sein kann. Die Schminke ist ein Symbol dessen, was die Moderatoren und Moderatorinnen, die Nachrichtensprecher und –sprecherinnen wirklich sind: Sie ist ein Symbol für das, was sie  geworden sind: Oberflächlich. Und das wiederum ist ein Symbol für die Qualität unserer elektronischen Nachrichtendienste.


Wir besitzen seit einigen Jahrzehnten ein magisches Werkzeug ... ein Werkzeug aus Licht und Ton. Ein Instrument, dass uns helfen könnte die am Besten informierte Gesellschaft zu sein: Freie, aufgeklärte und kluge Bürgerinnen und Bürger. Stattdessen bringen die Medien Sendungen wie beispielsweise „Nachrichten in Schlagzeilen“. Als ob man komplexes Geschehen in Schlagzeilen sperren könnte! Sie bringen nette Moderatoren und Moderatorinnen, flaches Geplauder, alberne Sprüche und hohles Geschwätz. Sie servieren uns Kriege und Katastrophen wie die Zwischengänge einer Mahlzeit. Sie schnüffeln, sie tratschen, sie verführen.. Sie lächeln uns zu, aber sie können die eigene Verblödung hinter der Schminke und hinter dem Lächeln nicht verbergen. Ein guter Reporter bringt die Fakten, ein großer Reporter versteht ihre Bedeutung, sie aber sind saturiert, verdienen bestens – und verstehen nichts. Sie besitzen den Tiefgang einer Briefmarke.


Die Alten sollten erkennen, dass ihnen von Medienseite und von der Politik keine Hilfe erwächst. Deshalb sollten sie sich um ihres eigenen Selbstwertes willen einmischen ins gesellschaftliche, mediale und politische Geschehen. Die Aufforderung zur Mitgestaltung ist ein dringlicher Appell. Die Gestaltung eines neuen Weltbildes darf nicht allein jenen überlassen bleiben, die aus kurzfristigen Interessen denken und handeln. Die Kurzdenker unserer Nation sind für die gesamtgesellschaftliche Entwicklung ein Fluch, sie zerstören die solidarische Gemeinschaft. Die Prinzipien der Nachhaltigkeit, der Sozialverträglichkeit und der Zukunftsverträglichkeit bleiben auf der Strecke. Es könnte eine wesentliche Aufgabe des Alters darin liegen, den Sozialstaat gegen seine Feinde zu schützen. Die Alten sind eine Macht. Sie sind eine Macht, die ihresgleichen sucht. Und es gilt, diese Macht nach außen deutlich zu machen. Denn es gibt viel zu tun. Es gilt beispielsweise, die Zweiklassenmedizin und Zweiklassenpflege rigoros zu bekämpfen. Die klare Einsicht muss zu der Erkenntnis führen: „Ja, wir haben eine Zweiklassenmedizin – und ja, wir müssen das System verändern. Der Fehler ist der, dass die einflussreichsten Menschen in unserem Land, also zum Beispiel die Mehrzahl der Politiker, die Professoren, die die Gutachten schreiben, die Mitglieder des gemeinsamen Bundesausschusses der Ärzte und Krankenhäuser, die Richter, die Beamten, die Einkommensstärksten, die Meinungsmacher in unserer Gesellschaft zum größten Teil privat versichert sind. Und selbst wenn sie gesetzlich versichert sind, haben sie noch Privilegien, die die Probleme der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung für sie unerkennbar machen. Deshalb muss eine Reform durchgesetzt werden gegen den Widerstand der privaten Krankenversicherung, gegen den Widerstand vieler Ärzte, gegen den Widerstand der gesamten Beamtenschaft. Dieser Widerstand und diese Reform wird ohne Unterstützung der einflussreichsten Menschen in unserem Land stattfinden, denn die sind im solidarischen System nicht mitversichert,  denn die haben sich längst aus der solidarischen Gemeinschaft ausgeklinkt. Die Schmarotzer dieser Gesellschaft finden wir nicht dort, wohin die Medien gewöhnlich deuten, die Schmarotzer unserer Gesellschaft finden wir in den Konferenzräumen der Medien, in den obersten Etagen der Konzerne, in den Glaspalästen der privaten Banken und Versicherungen, in den Villenvierteln der Städte und Gemeinden.


Die Grundsatzfrage an Politiker und Meinungsmacher muss in diesen Tagen daher lauten:


 „Sind Sie solidarisch in der gesetzlichen Renten-, Kranken- und Pflegeversicherung versichert?“


Die Frage muss jetzt gestellt werden, vor der Bundestagswahl 2017 – und kein Politiker, der nicht solidarisch gesetzlich - und zwar ohne Beitragsbemessungs- und Pflichtversicherungsgrenze -  in der GRV, GKV oder GPV voll versichert ist, darf die öffentliche Bühne als Vertreter des Volkes betreten. Sie verdienen uns nicht – wir verdienen etwas Besseres.


Man muss nicht  nach England reisen oder in die USA, um zu wissen, was auch hierzulande angedacht wird, der Anführer der Jungen Union hat es unlängst verdeutlicht: Englische Verhältnisse. Diskriminierung! Ab 70 keine medizinische Behandlung mehr.


Das sei echte Diskriminierung sagte Heiner Geißler vor einiger Zeit anlässlich einer Rede zum deutschen Anwaltstag: „Diskriminierung aber führt zu schweren Menschenrechtsverletzungen. Wo Diskriminierung verankert ist in der Rechtsordnung, dort wird es gefährlich für den Zusammenhalt der Gesellschaft. Denn die beruht allein auf Gerechtigkeit, Fairness und Edelmut. Wo politische Diskriminierung zu schweren Menschenrechtsverletzungen führt, haben wir es mit politischer Verfolgung zu tun – gleich in welchem Land. Neuerdings gehört ja, was diese Frage anbelangt, was der Mensch sein muss, auch das richtige Alter dazu, denn es ist ja ebenfalls eine neue Kategorie. In England kriegen 65jährige keine Beipass-Operation, keine künstlichen Hüftgelenke, werden vom Dialyseapparat abgeschaltet, es sei denn, sie haben genügend privaten „Bimbels“, wie man in der Pfalz sagt, um also die Therapie aus der eigenen Tasche bezahlen zu können.  Wir sind heute in Deutschland genau so weit. Für bestimmte Leute werden die Lebensrisiken privatisiert und die Konsequenzen haben wir ja. Also mein Parteifreund ... der Philipp Missfelder, Vorsitzender der Jungen Union, hat gemeint, Leute die älter sind als 85 Jahre sollten auch keine künstlichen Hüftgelenke mehr bekommen, sie sollten gefälligst Krücken verwenden. Nun kann man einem 23jährigen jungen Mann manches verzeihen, auch ich habe mit 20 manches gesagt, was Blödsinn war. Aber man darf ihm nicht noch auf die Schulter klopfen, und sagen, du hast ein richtiges Problem aufgeworfen. Du hast den Finger in eine klaffende Wunde gelegt. Man kann höchstens sagen, ja, was soll der denn anderes reden, wenn schon leibhaftige Professoren, drei Stück an der Zahl, vor einem halben Jahr erklärt haben, wer älter ist als 75, der sollte keine lebenserhaltenden Medikamente mehr bekommen. Alles unter Kostengesichtspunkten. Also einer der Professoren war sogar Berater der Deutschen Bischofskonferenz, der wurde am anderen Tag suspendiert, a la bon heur, die Katholische Kirche hat hier rasch reagiert, kein Zweifel, aber wir können sehen, wo wir hinkommen mit der Kategorisierung von Menschen. Wenn die Leute Pech hatten oder das Pech haben, dass sie zur falschen Klasse, Rasse, Nation, Religion, zum falschen Geschlecht, zum falschen Alter gehören, dann werden oder wurden sie liquidiert, vergast, gesteinigt, zu Tode gefoltert, in die Luft gesprengt oder sonst wie umgebracht. Die falschen Menschenbilder waren und sind die Ursachen für die schwersten Verbrechen, die die Menschen je begangen haben. Aber auch waren sie Ursache für die schwerwiegendsten politischen Fehlentscheidungen, die die Menschen erleben mussten. Und deswegen ist die Frage nach dem richtigen Menschenbild die entscheidende Frage.“


Das richtige Menschenbild  aber ist der Mensch, so, wie er geht und steht.


Wenn die Alten hierzulande utilitaristischen Überlegungen angelsächsischer Art die Argumentation nehmen und gesellschaftliche Bedeutung in dem Sinne gewinnen wollen, dass sie  jenseits der Reproduktion auf andere Art etwas zur Erhaltung der Spezies beitragen,. dann muss diese Bedeutung über ihre persönliche Zukunft hinausgehen. Sie müssen erkennen, dass der Zeitgeist und die Ziele der privaten Wirtschaft und der privaten Versicherungen darauf gerichtet sind, die sozialen und Solidarität stiftenden Errungenschaften des späten 19. Jahrhunderts und insbesondere der 50er, 60er und 70er Jahre des 20. Jahrhunderts zu zerstören. Die Alten dürfen ihre Energien nicht für Trivialitäten verplempern. „Wenn die Alten ihre Energie im Alter verbrauchen oder mit Trivialitäten und Spielereien verplempern“, sagt die berühmte amerikanische Altersforscherin Betty Friedan, „wenn sie nur die Zeit totschlagen und das Alter und den Tod verleugnen, verschleudern sie ihre auf die Zukunft gerichtete Weisheit und Generativität. Ihr Leben muss mehr sein als nur jene bedeutsamen Erinnerungen, die sie vielleicht für ihre Enkel aufschreiben. Die Alten  können die Zukunft nicht voraussehen. Doch wenn sie an den Problemen arbeiten, vor denen unsere Gesellschaft steht, und dabei ihre im Lauf des Lebens erworbene Weisheit und Generativität einsetzen, einschließlich des Wissens um die Entstehung des Sozialstaats, dann  hinterlassen sie ihren  Enkeln ein Vermächtnis, das darin besteht, dass sie bei der Gestaltung der Zukunft helfen und die Generativität des menschlichen Gemeinwesens entfalten und bewahren.“


Die Alten müssen ihr eigenes Leben leben, generativ und als Teil der Gemeinschaft.


Im Talmud heißt es: „Wenn ich nicht für mich bin, wer ist dann für mich,  wenn ich nur für mich bin, was bin ich dann? Wenn nicht jetzt – wann sonst“.


Die Alten sollten wissen. dass sie das können.


Bund der Pflegeversicherten (alter-aktiv-bdpv)

Gerd Heming (Vors.)

Münster, August 2016

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Gestaltungsmöglichkeiten im Alter (TA im SWR vom 26.06.2016)


Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Andreas Kruse, sehr geehrte Damen und Herren der Redaktion "TeleAkademie", liebe Mitglieder,


ich bedanke mich für den hervorragenden Beitrag des Herrn Prof. Kruse zum Thema: "Gestaltungsmöglichkeiten im Alter". Der Beitrag enthält eine Vielzahl an hochwertigen Anregungen, wie der einzelne Mensch im Alter seine Selbstbestimmung, seine Selbstachtung, sein Selbstbewusstsein und seine Wirkungsmöglichkeiten erhalten, fortentwickeln und vervollkommnen kann.


Bevor ich jedoch auf ein oder zwei Inhalte des Beitrags näher eingehe, möchte ich einige Gedanken Kants ins Spiel bringen, die den Alten und Jungen helfen können, für künftige Gestaltungsmöglichkeiten eine sicherere Gangart zu finden. Kant beginnt die Einleitung zur "Kritik der reinen Vernunft" wie folgt: "Dass alle unsere Erkenntnis mit der Erfahrung anfange, daran ist gar kein Zweifel; denn wodurch sollte das Erkenntnisvermögen sonst zur Ausübung erweckt werden, geschähe es nicht durch Gegenstände, die unsere Sinne rühren und teils von  selbst Vorstellungen bewirken, teils unsere Verstandestätigkeit in Bewegung bringen, diese zu vergleichen, sie zu verknüpfen oder zu trennen, und so den rohen Stoff sinnlicher Eindrücke zu einer Erkenntnis der Gegenstände zu verarbeiten, die Erfahrung heißt? Der Zeit nach geht also keine Erkenntnis in uns vor der Erfahrung vorher, und mit dieser fängt alle an."


Erfahrung jedoch ist abhängig von Bedingungen, die vor der Erfahrung vorhanden sind, und die Kant "vorempirische Elemente" oder "erfahrungsunabhängige Mitbringsel" nennt. Sie bestimmen die Art, wie wir unsere Erfahrungen machen und zu welchen Erkenntnissen wir kommen. Diese vorempirischen Elemente oder erfahrungsunabhängigen Mitbringsel wirken durch unser gesamtes Leben hindurch und wirken auch darauf, wie wir die "Gestaltungsmöglichkeiten im Alter" leben.


Zu den vorempirischen Elementen zähle ich sowohl die Evolution des Kosmos, zu der auch unsere Erde gehört, als auch die Evolution allen Lebendigen auf unserer Erde. Deren vorläufiges Ergebnis, nicht sein Höhepunkt, ist der Mensch. Bevor der Mensch folglich den Schauplatz Erde betritt, ist eine milliardenjahrelange Vorarbeit geleistet worden, die wir wissenschaftlich noch längst nicht begriffen haben.


Zu diesen vorempirischen Elementen zähle ich ferner die zellbiologische Geburt, die letztlich Voraussetzung dafür ist, dass u. a. menschliches Leben entstehen konnte.

 

Zu diesen vorempirischen Elementen gehören darüber hinaus alle Entwicklungen und ebenso - wie mittlerweise allseits bekannt ist -  auch jenes Element, wonach der kleine Mensch, noch während seiner Wachstumszeit im Mutterleib, auf die Umwelt und auf Gewohnheiten der Mutter reagiert. So wurde festgestellt, dass das wachsende Kind im Leib der Mutter auf plötzlichen starken Straßenlärm nervöses Verhalten zeigt und die Frequenz des Herzschlags steigt. Säuglinge von Wirtsfrauen pflegen erst spät nachts zur Ruhe zu kommen, während Säuglinge von Bäckersfrauen früh am morgen rege werden. Bereits im Mutterleib registriert das Gehirn des Kindes Ängste, Unruhen, Verhaltensweisen und positive Regungen der Mutter.


Ebenfalls im Mutterleib findet eine hormonelle Entwicklung statt, die nicht nur geschlechtliche, sondern auch künftige mentale Zustände zur Folge hat.


Einen beeindruckenden Bericht über die physische Geburt des Menschen können wir bei F. Inciarte (Studium Generale, 1980) nachlesen. Er beschreibt, wie der kleine Mensch binnen weniger Stunden in eine katastrophale Kontrastsituation hinaus gestoßen wird.


"Aus der unendlichen Geborgenheit und Wärme des Mutterleibes wird es ausgesetzt in eine total fremdartige und zweifellos furchterregende neue Welt von Kälte, Rauheit, Druck, Lärm, Haltlosigkeit, Helligkeit, Getrennt sein und Verlassenheit. Für kurze Zeit ist der Säugling abgeschnitten, abgetrennt, allein gelassen, beziehungslos. Psychologen und Psychiater entwickelten viele Theorien über das Geburtstrauma. Sie stimmen in de Annahme überein, dass die durch das Ereignis der Geburt aufgewühlten Gefühle des Säuglings in irgendeiner Form im Gehirn aufgezeichnet und aufbewahrt werden...


Wenige Augenblicke nach seiner Geburt begegnet dem Säugling ein Retter, ein anderer Mensch, der ihn hochnimmt, ihn warm einhüllt und der mit dem beruhigenden Akt des "Streichelns" beginnt. Es sind die ersten Informationen darüber, dass das Leben "da draußen" nicht ganz und gar schrecklich ist. Es ist eine Versöhnung, eine Wiederherstellung der Verbundenheit. Es setzt seinen Lebenswillen in Gang. Streicheln und ständig wiederholter körperlicher Kontakt ist für den Säugling überlebenswichtig. Ohne das stirbt er, wenn nicht physisch, dann psychisch. Früher traten Todesfälle durch Marasmus (allgemeiner körperlicher und geistiger Kräfteschwund und Verfall) häufig in Findelhäusern auf, wo die Säuglinge das frühe Streicheln entbehren mussten. Es gab keine körperlichen Ursachen für die Erklärung der Todesfälle außer dem Fehlen der offenbar unentbehrlichen belebenden Reizung durch Streicheln..."


Die Einprägungen der ersten Lebenserfahrungen  im Gehirn des Menschen bestimmen darüber, ob er später dem Leben gegenüber ein bejahendes Verhalten, ob er später dem Leben gegenüber ein verneinendes Veralten oder ob er dem Leben gegenüber ein abweisendes Verhalten zeigen wird.

Es ist also von grundlegender Bedeutung ob das Kind von seinen ersten Bezugspersonen, vornehmlich von seiner Mutter, sowie von seiner Umwelt vertrauenbahnende Impulse erhält, oder ob es auf der frühesten Entwicklungsstufe Misstrauen erzeugende Erfahrungen macht. Die Bindungswissenschaftler sind sich einig darin, dass das Kind schon sehr früh die Fähigkeit besitzt Zusammenhänge zu erkennen und diese zu einer entsprechenden Lebensanschauung auszuwerten.


Der Schweizer Psychologe Jean Piaget kam aufgrund genauer Beobachtungen von Säuglingen zu dem Schluss, dass das Kausalitätsbewusstsein, d.h. die Einsicht in den Zusammenhang von Ursache und Wirkung, beim Kind schon in den ersten Monaten erwacht und dass es gegen Ende des zweiten Lebensjahres voll entwickelt ist.

"Im Laufe der ersten zwei Lebensjahre scheinen die Entfaltung sensomotorischer Intelligenz und dazu die entsprechenden Deutungen des Universums zu einem Gleichgewichtszustand zu führen, der an rationale Denken grenzt. (Kant spricht hier vom transzendentalen "Ich denke"). Es ist anzunehmen, dass dieser Gleichgewichtszustand, der sich gegen Ende des zweiten Lebensjahres zeigt, das Ergebnis der Schlussfolgerung ist, die das Kind über sich selbst und über andere zieht: Aus dieser Schlussfolgerung zieht das Kind seine Lebensanschauung. Es gewinnt eine Einstellung zu sich selbst und dem Leben gegenüber, die es für immer beibehält."


Hier ist also die Nahtstelle, von der ab das weitere Lebensmuster entweder in gläubigen Vertrauen das Leben oder in ungläubigen Misstrauen unaufhaltsam verfeinert und verstärkt wird. Auf die elementare Bedeutung, die die ersten drei bis fünf Jahre des Lebens für das Kind hat, kann nicht dringend und ernsthaft genug hingewiesen werden. Alle späteren Entscheidungen, die das heranreifende Kind und später der erwachsene Mensch fällt, basieren auf jenem Grundgefühl, jenem Ur-Vertrauen oder Ur-Misstrauen, welches sich dem Menschen als "erstes" eingeprägt hat. Wir sollten bei diesen grundlegenden Fragen, die direkt mit den neuronalen Verdrahtungen im Gehirn des Menschen zu tun haben, äußerst achtsam sein. Die Erkenntnisse der neueren Gehirnforschung können uns dabei wertvolle Hilfestellungen leisten.



Wenn folglich von den "Gestaltungsmöglichkeiten im Alter" die Rede ist, sollten diese Grundausstattungen des Menschen in die Überlegungen, die diese Gestaltungsmöglichkeiten betreffen, einbezogen werden. Sie sind für alle fünf Punkte, die Prof. Dr. Kruse innerhalb seines Vortrags benennt, von eminenter Bedeutung, denn wir müssen uns immer wieder verdeutlichen, dass die Grundausstattungen seit frühester Kindheit wirksam sind und ihre Wirksamkeit auch im hohen Alter nicht verlieren. Den gesamten Beitrag findet man leicht im Internet in der Mediathek des SWR. Man muss nur den Titel des Vortrages und/oder den Namen des Vortragenden in die Suchmaschine eingeben.


Menschen mit einem tief angelegten Ur-Vertrauen sind lebensbejahend und äußern diese Lebensbejahung in dem sie ihre Mitmenschen aufmuntern durch positives Denken. Menschen, bei denen von Beginn an Misstrauen angelegt ist, verneinen das Leben, "ziehen uns hinab", finden an allem etwas zu bemängeln und sehen in den anderen Menschen stets nur deren Schwächen und Fehler. Sie  sind unfähig, deren Kompetenzen und Leistungen anzuerkennen. Es sind jene, von denen Goethe sagt, dass der "Beste nicht in Frieden leben kann, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt". Diese aber findet man  in den Chefetagen der Wirtschaft und Industrie, in den Chefetagen der Banken und in denen der Medien aber auch auf der Strasse. Zwielicht ist ihr zweites Gesicht. Es ist der Selbstzweifel, das verminderte Selbstwertgefühl, und zuweilen der Selbsthass, der in ihnen wütet.  Je tiefer dieser Selbstzweifel und das geringe Selbstwertbewusstsein, umso größer müssen die Statussymbole sein, die die eigenen Unwertgefühle ausgleichen sollen. Sie leben nicht durch sich, sondern durch die Höhe der Summen auf ihren Bankkonten, durch den Prunk in ihren Villen, sie leben nicht durch sich selbst, sondern werden durch ihre Statussymbole gelebt.



Die Alten, die nach Gestaltungsmöglichkeiten suchen, sollten wissen, dass Statussymbole wie "mein Haus, mein Boot, mein Geld" dieses Unwertgefühl nie ausgleichen können, ganz zu schweigen, dass sie sie heilen. Die Alten sollten wissen, dass diese Leute sich selbst betrügen.


"Am schwersten", sagt der Paderborner Philosoph Hans Ebeling, "wiegt unter den Irrtümern des Selbstbetrugs das ästhetische Wohlgefallen an sich selbst, weniger der Narzissmus der Jünglinge oder die Selbstaffektion der weiblichen Jugend, denn hier ist immerhin von Schönheit die Rede. Gemeint ist vielmehr die Behäbigkeit, die dickbäuchige Saturiertheit, die doch nur nach immer erneuerter Befriedigung der Gefräßigkeit verlangt. Solches Wohlgefallen an sich selbst, das doch nicht zur Ruhe kommen kann, ist nur das Werk und die Tat der Gier als Besitzgier. Das eigentliche Laster der Alten, der Geiz, ist ihr Ausdruck. Was abgegeben wird, sind nur Worte. Der unbegrenzte Redefluss, der externalisierte Autismus, die Anschlusslosigkeit an die Welt, belegt  Erstarrung der Behäbigen nicht weniger als ihr Stummsein. Der quasi animalische Stumpfsinn, der an kein Lebensalter gebunden ist, im Alter aber besonders signifikant wird, ist freilich an der Selbstbetrunkenheit der Rede vorzüglich zu studieren, und zuweilen nicht lediglich der Alltagsrede, sondern speziell der Sophistifikation."


An anderer Stelle beklagt Ebeling in seinem Buch "Über das Alter und das Ende der Torheit", dass die Gattung Mensch "zur vernünftigen Selbsterhaltung qua Selbststeigerung erkennbar nicht fähig ist, und daher prinzipiell auch nicht überlebensfähig - außer bei der Zuhilfenahme rigoroser Mittel der Suppression. Nur einzelnen ist die vernünftige Selbststeigerung zuzutrauen. Die Massen dagegen haben durch technische Intervention, nämlich sogenannter Informationssysteme, tatsächlich nur Systeme der Desinformation, global einen (sit venia verbo) Verblödungsgrad erreicht, den die Religionen niemals bewerkstelligen konnten."


Zum Thema "Selbstbetrug" formuliert Hans Ebeling ferner: "Der aktuelle kollektive Selbstbetrug, der längst zu einem durch immer wieder 'andere' vermittelten Betrug geworden ist und jede Wohlgefälligkeit der Gefälligkeit der Werbewelt unterordnet, also der Prostitution, erweist sich damit in der letzten und dürftigsten Instanz lediglich als Selbstprostitution. Die Unwahrhaftigkeit vor sich selbst ist die mangelnde Ernsthaftigkeit, sich die Selbstprostitution einzugestehen als die letzte Form der Selbstenteignung. Daraus folgt: Der von den so Prostituierten ausgehende inzwischen lebensgefährliche Betrug an den anderen, nachdem er zunächst an jeden selbst praktiziert war. Die Kreisbewegung des Betrugs schließt sich immer wieder nur mit neuem und erneuertem Betrug zusammen".


Wenn wir folglich die Gestaltungsmöglichkeiten im Alter nutzen wollen, sollten wir den Selbstbetrug erkennen, ihn vermeiden und ausmerzen.


Bund der Pflegeversicherten E.V. (alter-aktiv-bdpv)

Gerd Heming (Vors.), Münster, Juni/Juli 2016


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Generation 50plus - nur die Klugen siegen

 

Die Generation 50plus sollte achtsam sein darauf, was in ihren Gehirnen vor sich geht. Sie sollten prüfen, welche Mengen an Müll sich dort im Lauf der Jahre angesammelt hat. Die Alten können das, denn im Gegensatz zu den Jüngeren, deren Gehirne in der Regel bereits völlig zugemüllt sind, sind in ihren Gehirnen viele wertvolle Erfahrungen gespeichert, Erfahrungen, die wieder in die Erinnerung gehoben werden müssen und unter deren Anleitung unseren dekadenten westlichen Gesellschaften neue ethische und moralische Richtungen vorgegeben werden könnten.


Die giftigsten Müllsorten in den Gehirnen der Menschen zeigen sich beispielsweise darin, wenn Menschen glauben, sie könnten sich von ihren natürlichen Bedingungen straflos entfernen - oder: wenn gerade die Alten denken, Altern sei eine Krankheit, die zu behandeln möglich sei. Altern ist keine Krankheit. Altern ist nicht behandelbar. Vom Tage unserer Geburt an altern wir, vom Tage unserer Geburt an sterben wir.


Da hilft auch nicht der Müll des so oft beschworene Jugendlichkeitswahns oder Anti-aging-Programme. Diese Arten von Müll müssen entsorgt werden, den sie sind Irrwege, geistige Verirrungen - eben wahnhaft. Wer sich ihnen verschreibt, wer sich ihnen ausliefert, wer ihnen wie in  einem religiösen Fieber verfällt, gibt seiner Vernunft den finalen Schuss. Er tötet das, was den Menschen zum Menschen macht.


Warum nur sind ausgerechnet Geist und Macht ein deutsches Problem? Woher kommt diese untertänige Begeisterung vor der angeblichen Macht? Warum kämpfen Menschen schier bis zum letzten Atemzug für ihre Verknechtung, als ginge es um ihr Seelenheil?


Ist es  die  Macht des Wortes, die Menschen tötet? Ist es die Dumpfheit des herrschenden Systems? Ist es die hinterlistige Raffinesse dieses Systems?   Es ist nicht leicht, Menschen zu ihrem Glück zu überreden, aber es ist relativ leicht, sie zu ihrem Unglück zu überreden. Es ist der Müll, den die westlichen Regierungen und ihre Helfershelfer, die Medien, in die Gehirne der Menschen während der letzten Jahrzehnte  abladen. Die eigene Dämlichkeit wird zum Kult erhoben.


Noch sind die Alten stumm. Nur hier und da wird Erwachen und Abwehr spürbar. „Uneinsichtig, erinnerungslos und ohne Einkehr verläuft und endet das Leben der Meisten“, sagt der Paderborner Philosoph Hans Ebeling, „sie lassen das Alter verstreichen wie das ganze bisherige Leben selbst. Ein Leben ohne Einsicht, Erinnerung und Einkehr ist nicht ‚lebensunwert’, aber belanglos. Die Humanität gebietet, noch das Belanglose zu schützen. Aber besondere Achtung darüber hinaus kann solchem weithin ‚bewusstlosen“ Lebensvollzug nicht zugebilligt werden“. Die aber, so der Philosoph, also jene, die ohne Einsicht, ohne Erinnerung, ohne Einkehr seien, würden den Weltenlauf bestimmen. 'Gemeint sind die Schröders, die Merkels, die Schäubles, die Gaucks, kurz: die gesammelte Deutsche politische unselige Horde „Sie missbrauchen noch das *Weltgericht’. Die Alten aber ergeben sich dem Trost oder der Trostlosigkeit des Alters. Das Ende der Torheit setzt dagegen voraus, von sich aus aus der Zeitgenossenschaft herauszufallen. Spätestens für das Alter gibt es nur eine ‚Überlebensform’ des Geistes: Unzeitgemäß zu sein“.


Die Alten sind immer noch weitgehend stumm!


Wie aber soll ein stummes Alter Achtung gebieten? Es liegt ein riesiger Irrtum darin, zu glauben, dass Weisheit schweigt. Weisheit, die stumm ist, ist nutzlos, sie ist töricht. Dies ist  verwunderlich, wenn man bedenkt, dass die Deutschen ein Volk des Alters, ein Volk der Weisheit sind.

Warum lassen dann aber die Deutschen es zu, dass das Alter und der demografische Wandel im derzeitigen gesellschaftlichen und politischen Prozessen kein Thema sind?  Wo bleiben jene Fragen, die das Alter um seiner selbst und um seiner Achtung willen stellen sollte?“ Ist den Alten nicht klar, dass Fragen, die nicht gestellt werden, logischerweise ohne Antwort bleiben?  

 

Ist es denn wirklich der Müll des Jugendlichkeitswahns und die wahnhafte Hoffnung auf Anti-aging-Programme, die den Alten die Lippen verschließen?


Solange die Alten an den Illusionen und Erwartungen der Jugend festhalten und das, was sie wollen nur in diesem Kontext sehen, verstricken sie sich in ein immer verzweifelteres Spiel, das sie nur verlieren können. Das Streben nach Jugendlichkeit macht blind für die Möglichkeiten des Alters. Die Verdrängung des Alters blockiert jede Weiterentwicklung und verhindert, dass sich Lebensmöglichkeiten eröffnen, die den Alten, wenn sie realistisch Stellung bezögen, zur Verfügung stünden. Solange sie in der Jugendfalle stecken, können sie die Potenziale des Alters gar nicht wahrnehmen. Die eigene Haltung verhindert die Entwicklung von fruchtbaren Lösungen.


Es ist längst wissenschaftlich belegt,  dass die Entwicklung der Intelligenz, die Fortbildung des individuellen Selbst, die Entfaltung von Kompetenzen und Generativität bis ins hohe Alter, bis ins hundertste Lebensjahr und darüber hinaus möglich ist. Sicher ist aber auch, dass die Wahrscheinlichkeit, die letzten Lebensjahre in einer Alten- oder Pflegeeinrichtung zu verbringen, mit zunehmendem Alter bis auf nahezu hundert Prozent in die Höhe schnellt.

Aber das ist in Deutschland kein Thema – und die Alten schweigen. Sie lassen es zu, dass ihre Kompetenzen und Potentiale ungenutzt bleiben. Sie lassen es zu, dass so ein gesellschaftlicher und volkswirtschaftlicher Schaden entsteht, der unermesslich und unersetzlich ist und nie wieder rückholbar.


So bleibt die Macht in den Händen der Uneinsichtigen und Unbelehrbaren. Zu erinnern bleibt der über Jahrtausende anhaltenden Stillstand der Geschichte aus dem anhaltenden Willen zur Macht. „Der tragische Stil der Geschichte“, so Hans Ebeling, „ist nicht allein dadurch bestimmt, dass Verwirrungen selbstinszeniert werden. Tragisch ist, dass eigentlich nichts geschieht als die Aufsteigerung und Abgleichung blanker Selbsterhaltungsquanten. Handelte es sich nicht um die Geschichte von Menschen, wäre es möglich , das Komödiantentum in der Tragödie mehr zu schätzen“.


Unverzeihlich ist das Schweigen der Alten besonders dort, wo es um die Lebensqualität ihrer Alten, der über 80jährigen, geht. Unverzeihlich ist es und verachtungswürdig, dass die Alten nicht geschlossen gegen das heutige Anstalts- und Heimsystem aufstehen und kämpfen.

Das heutige Anstalts- und Heimsystem entstand als Problemlösung des 19. Jahrhunderts für den Ausgleich zwischen Stärkeren und Schwächeren - unter den Bedingungen der beginnenden Industrialisierung und Marktwirtschaft war es segensreich und oft lebensrettend. Viele Gründe zwingen jedoch im 21. Jahrhundert das Heimsystem auf den Prüfstand, um zu klären, ob und in welchem Umfang es heute noch den Belangen der Alten, der Menschen mit erhöhtem Pflegebedarf, der geistig Behinderten, der psychisch Kranken und der (behinderten) Kinder und Jugendlichen angemessen sein kann - und  überhaupt muss. In all diesen Bereichen, in denen es um Menschen mit erhöhtem Hilfebedarf geht, sind längst ambulante kommunale Alternativen, die eine Integration der Betroffenen ermöglichen, bekannt. Sie werden bisher aber nur unzureichend angeboten. Insofern sind wir in den Umbau des Heimsystems bereits eingestiegen, es ist aber an der Zeit, ihn systematisch zu erfassen und behutsam zu steuern, damit nicht gerade die Verletzlichsten in der Gesellschaft seine Opfer werden. Der Umbau ist insbesondere gesetzgeberisch sowie sozialpolitisch zu begleiten, wie dies z.B. in einigen skandinavischen Staaten bereits geschieht.

 

Die Solidarität mit Menschen mit erhöhtem Hilfe- oder Pflegebedarf wird in Zukunft stärker als bisher zu einer gesamtgesellschaftlichen Aufgabe werden, da dem - vor allem demographisch bedingten - Anstieg der Zahl dieser Mitbürger eine Abnahme der verfügbaren Geldmittel und eine Abnahme der Tragfähigkeit familiärer Netzwerke gegenüberstehen. Hinzu kommt, dass immer weniger alte wie behinderte Menschen bereit sind, in ein Heim zu gehen, weil sie dies für unvereinbar mit ihren Persönlichkeitsrechten halten. Dies wirft auch verfassungsrechtliche Fragen auf ("besonderes die Frage nach den Gewaltverhältnissen"): vor allem die Frage nach der Verantwortbarkeit des Lebens in Heimen für heutige Menschen. Schließlich können wir auch nicht mehr die Augen davor verschließen, dass es Heimen zunehmend schwer fällt, auch nur die Mindeststandards der Versorgung einzuhalten oder entlassbare Heimbewohner auch tatsächlich zu entlassen.

 

Die Institution "Heim" ist als Versorgungstyp eine Innovation vor allem des 19. Jahrhunderts, als die Bürger unter den Gegebenheiten der beginnenden Moderne ihre "Sorge für Andere" zunehmend auf die abstrakteren Geldleistungen umstellten. Das "Heim" kann jedoch den Ansprüchen der Individualisierung und der expandierenden Persönlichkeitsrechte der post- oder spätmodernen Menschen des 21. Jahrhunderts nicht mehr gerecht werden. Daraus ergibt sich eine Doppelaufgabe: Zum einen müssen schon jetzt real existierende Missstände pragmatisch angegangen werden. Ebenso gilt es, ambulante kommunale Hilfestrukturen weiterzuentwickeln und auf eine breite Basis zu stellen, um den notwendigen Halt in die Lebenswelt der Menschen zu holen. Der Gesellschaftsvertrag zwischen Menschen mit mehr und Menschen mit weniger Sorgebedarf ist auf eine neue, zeitgemäße Basis zu stellen.

 

Haben wir also aus all diesen Gründen das Hilfesystem für den Ausgleich zwischen Schwächeren und Stärkeren im Sinne der "community care" dahin zu entwickeln, dass Heime so weit wie möglich reduziert und dafür besser ausgestattet werden und an deren Stelle zunehmend ein ambulantes kommunales Hilfesystem tritt? Oder gibt es bessere Wege? Und haben wir die eher zunehmende Bereitschaft der Bürger zu (selbstbestimmtem) freiwilligem sozialen Engagement als Signal zu verstehen, nicht mit noch mehr Geldmitteln, wohl aber - wie vor dem 19. Jahrhundert - mit mehr Sachmitteln solidarisch für Andere einzustehen, um ihren Anspruch auf soziale Teilhabe zu erfüllen und dies für den richtigen Weg zur Weiterentwicklung einer Bürger- oder Zivilgesellschaft zu halten?

 

Ihr Männer und Frauen der Generation 50plus, entfernt aus Eueren Gehirnen den Müll der vergangenen dreißig Jahre, wacht auf, wehrt Euch. Denn ihr habt besseres verdient.

 

Bund der Pflegeversicherten e.V.

 

Gerd Heming (Vors.), Münster, Mai 2016


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Die Retter der Welt

Zur Rettung alles Lebendigen ist „neues Denken“ notwendig gefordert! Folglich ein Denken, das auf Absolutheit und Objektivität zugunsten eines freien, demokratischen und konsensuellen Diskurses verzichtet. Ein Denken, das erkennt, dass die Welt des Gehirns nahezu beliebig ist und dass wir Menschen selbst es sind, die die Welt für uns erschaffen – jene Welt, die wir dann leben. Es ist unsere Vernunft, die der Natur die Gesetze vorschreibt. Ein solches Denken weiß um die Macht des Denkens, es erkennt die Paralogismen und Antinomien und es erkennt z.B. die widersprüchliche Logik des folgenden  Satzes: ‚Wenn du den Krieg vermeiden willst, dann bereite dich auf den Krieg vor’. Es weiß, dass genau das, worauf wir uns vorbereiten, auch eintreten wird. In diesem Falle Krieg. In jenem Fall Frieden. Richtig muss es demnach heißen: ‚Wenn du den Krieg vermeiden willst, dann bereite dich auf den Frieden vor. Denn das, worauf du dich vorbereitest, das bekommst du!’ In gleichem Sinn kann es heißen: ‚Wenn du Krankheit vermeiden willst, dann bereite dich auf die Gesundheit vor! Denn wenn du dich auf die Krankheit vorbereitest, dann wirst du krank’. Das neue Denken beginnt mit einer einzigen Frage, die jeder an sich selbst immer wieder stellen muss: Warum denkeich so, wie ich denke?  

 

Der 2002 verstorbene Philosoph, Physiker und Kybernetiker Heinz von Foerster formulierte in Bezug auf Objektivität:  „Objektivität ist die Selbsttäuschung des Subjekts, Beobachtung sei ohne es möglich. Die Anrufung der Objektivität ist gleichbedeutend mit der Abschaffung der Verantwortlichkeit; darin liegt ihre Popularität“

 

Dieses neue Denken wird auch nicht mehr den Menschen zum Maß aller Dinge haben, sondern das Leben insgesamt. Humanistisches Denken führt in die Irre. Es ist die Ehrfurcht vor dem Leben in all seinen Arten und Formen, dass das neue Denken zum Maße hat. Denn nur wenn wir mit dem Leben insgesamt voller Ehrfurcht umgehen, wird das, was wir das Humanum nennen, überlebensfähig sein. Ein weiser Mensch hat einmal gesagt: „Solange wir noch Schlachthäuser bauen, solange werden wir die Welt in ein Schlachthaus verwandeln“. Kurz: Es gibt nichts Gutes, außer man tut es! Das Gewicht liegt auf dem Wort "Tat". Bloßes reden über das Gute allein, hilft  nicht weiter.

 

Wenn der Mensch mittels seiner Vernunft über die Gesetze der Natur gebietet, dann ist es seine erste Pflicht, die Vernunft in sich bis zur völligen Reife zu entwickeln und zu bilden, denn bevor er lernt die Natur zu beherrschen, muss er gelernt haben, sich selbst zu beherrschen. Diesen Appell zur Selbstbeschränkung verband der große Humanist Albert Schweitzer mit seiner Forderung nach „Ehrfurcht vordem Leben“, Ehrfurcht vor allem Lebendigen. Denn Leben ist leben inmitten von Leben, das leben will". Ehrfurcht vor dem Leben muss heute – auf einem ökologisch überlasteten Planeten – auch bedeuten, eine maßlos gewordene Spezies, die Menschen, in ihre Grenzen zu verweisen.  

 

Einer der bedeutendsten Naturwissenschaftler des 20.Jahrhunderts, Erwin Chargaff (1990), beendete seinen Vortrag über die Zukunft der Menschheit mit den denkwürdigen Worten: „Das kommende Jahrhundert wird ein  Jahrhundertder Askese sein, oder ein Jahrhundert unvorstellbar blutiger Kriege. Entschuldigen Sie das Ende.“

 

Es sind die Alten, die hier die Führung übernehmen müssen. Auch das gehört zum "neuen Denken". Denn dass der Jugend die Zukunft gehört, ist amputiertes Denken: Die Zukunft liegt in den Händen der Alten.

 

Wie kann die Menschheit überredet werden, in ihr eigenes Überleben einzuwilligen? Dies ist die zentrale Frage, auf die meines Erachtens insbesondere die Alten alle Anstrengung verwenden müssen, um geeignete Antworten zu finden. Das könnte der Höhepunkt der Freiheit des Alters und ein phantastisches Abenteuer für die Alten sein. Die Jungen allein werden darauf kaum geeignete Antworten finden können. Denn die Antworten verlangen neben Experten- und reichem prozedural-strategischem Wissen, das Wissen um die Lebenskontexte und den gesellschaftlichen Wandel, es verlangt Wissen, das die Relativität von Werten und Lebenszielen berücksichtigt und es verlangt Wissen das die Unsicherheiten des Lebens berücksichtigt.E rfahrungswissen ist besonders dann gefragt, wenn jenes schulische und theoretische Wissen bzw. analytische Herangehensweisen nicht mehr weiterhelfen, was die Jüngeren in dieser Breite und Detailliertheit noch nicht erreicht haben können. Es werden  nicht viele Jungen sein, die Lebensklugheit und wohlverstandene soziale Kompetenz  schon in jungen Jahren erlangt haben.  

 

Die Voraussetzungen dafür, dass die Alten ihre Ressourcen, ihre persönlichen und sozialen Kapazitäten entfalten können, sind so gut wie nie in der Geschichte der Menschheit. Es liegt ein "evolutiver Sinn" darin. dass die Menschen insgesamt in diesen krisenhaften Zeiten, in denen die alten Weltbilder reihenweise einstürzen und in denen der Boden für Ethik und Moral schwankend geworden ist, dass die Menschen in diesen unbestimmten Tagen ein so hohes Lebensalter erreichen. In der Tat könnte das als ein Zeichen der Evolution gedeutet werden – allerdings nur, wenn es den Alten gelingt, die zusätzlichen Lebensjahre zu nutzen und an der Gestaltung einer Welt und eines Menschenbildes mitzuwirken, das nicht mehr, wie die alten, auf ideologischen und somit tönernen Füssen steht.

 

Insgesamt gesehen ist die gesellschaftliche Bedeutung des Alters heute in der Regel passiver Natur. Statt Akteure, sind sie eher Empfänger – und nicht selten Opfer – von Entscheidungen, die andere für sie durchsetzen bzw. einfordern. Sie sind in ihrer Masse eher Mitläufer als Gestalter. Aus der Mitläufer und Opferrolle gilt es nun, sich zu befreien. Für die Bewältigung oder besser Gestaltung jener mehr als 40 Lebensjahre, die die Menschen in den entwickelten Ländern im Verlauf der letzten 150 Jahre hinzugewonnen haben, ist die Bewusstwerdung des Charakters als inneres Prinzip von unabdingbarer Bedeutung. Nur so können die Alten es unternehmen, die Zeichen der Evolution zu deuten, sie auf ihre gangbaren Möglichkeiten zu überprüfen und dann die ihnen eigenen Potentiale zur Beantwortung der oben gestellten Frage umzusetzen.  

 

Die Alten sollten sich nicht irremachen lassen vom Getöse öffentlicher und veröffentlichter Meinung. Denn in der Masse ist selten der Verstand zu hause und in den Medien werden Interessen verkauft, nicht  Wirklichkeit und noch weniger Wahrhaftigkeit.

 

Die Probleme, die zu lösen sind, werden nicht von einer „Spaßgesellschaft“ gelöst; ernste Probleme müssen von ernsthaften Menschen gelöst werden. Es geht ja nicht allein ums Fortbestehen der Menschheit – das könnte sie durch die bisherige Fortpflanzungsweise erreichen – vielmehr muss es um eine Art „Hinaufpflanzen“ im Sinne Nietzsches geben, der gesagt hat: „Nicht fortpflanzen sollt ihr euch nur, sondern hinauf!“.  

 

Hinaufpflanzen hängt aber nicht von der wirtschaftlichen Nützlichkeit ab oder von  „Verwertbarkeit“ im ökonomischen Sinne. Beim Hinaufpflanzen geht es um die Gesellschaft als Ganzem, um unser Gemeinwesen, um kulturellen Fortschritt. Diese gilt es voran zubringen. Darin liegt Sinn. Denn dabei handelt es sich um ein Ziel, dass nicht nur seinen Sinn in sich selbst hat, sondern darüber hinaus lebenslanges Lernen beinhaltet und das Menschliche im Menschen entfaltet. Alte Menschen, die dies als großartige Möglichkeiten für sich entdecken, werden nicht aus jenen Sinnbezügen herausfallen, die so oft Ohnmacht begründen. Es ist zwar auch dann noch möglich, dass einzelne den teilweisen oder totalen Verlust von Sinnbezügen erleben. Aber dieser Verlust ist seltener beiden Alten anzutreffen als bei jenen Mitgliedern der Gesellschaft, die ihre Fantasie, Kreativität und Neugier verloren haben. Und das ist offenbar immer häufiger der Fall auch und gerade bei den Jüngeren.  

 

Der Lebenslauf misslingt deshalb vielen, weil sie nicht verstehen, dass die Festigkeiten, an die sie sich klammern, trügerisch sind. Das Klammern an trügerischen Festigkeiten ohne die Fähigkeit des Loslassenkönnens begründet dann allerdings eine Situation der Ohmacht, „die auf zweierlei Weise aufgefasst werden kann: entweder als ein unveränderbarer Zustand, der identisch ist mit Machtlosigkeit, oder als Hinweis auf einen Zustand, der erlösungsbedürftig ist und zu dessen Beendigung Kräfte gesammelt werden müssen im individuellen wie kollektiven Sinn. Es scheint unter den Alten vor allem jene Art von Ohnmachterfahrung verbreitet, die der Realität ihre Letztgültigkeit bestätigt. Solche Menschen - ob jung oder alt - denken dann nicht mehr darüber nach, wie sie sich selbst und die Gesellschaft vorwärtsbringen, sondern verzweifelt darüber, wie sie ihrem sinnlosen Leben ein möglichst „humanes“ Ende setzen können - nur allzu oft haben solche Menschen das gesellschaftliche Urteil ihrer Nutzlosigkeit selbst verinnerlicht.

 

Eine Gesellschaft, die ihren Wert in ihrer fremdgesteuerten Verwertbarkeit sieht, kann logischerweise nicht anders als alles, was sich dieser Verwertbarkeit entzieht, als nutzlos zu verurteilen. Aber eine solche Gesellschaft macht aus Rindern Kannibalen, baut Schlachthäuser, konsumiert sich zu Tode, erntet Rinder- und Menschenwahnsinn, verdrängt die eigene Vergänglichkeit, ruiniert sich selbst und ihre Lebensbasis und lebt in einem fortwährenden Wahn der eigenen Großartigkeit. Es handelt sich hierbei um eine Gesellschaft, die auf die Frage: Wollt ihr das totale Engineering? blind, d.h. ohne Verstand, frenetisch Beifall klatscht. In Talkshows sitzen solche Menschen herdenweise herum.

 

Trotz positiver Hervorhebungen und Verklärungen der Aufgaben und Funktionen, die die modernen Alten zu bewältigen haben, ist  nicht davon auszugehen, dass den Alten körperlicher Verfall und die Gebrechen des Alters fremd sind. Schon Marcus Tullius Cicero (106-43 v. Chr.) ließ folgende vier Gründe diskutieren, weil vielen das Alter als Elend erschien:

 

1.      weil es eintätiges, aktives Leben unmöglich mache;

2.      weil der Körper im Alter geschwächt sei;

3.      weil der alte Mensch fast aller Vergnügungen beraubt sei und

4.      weil man im Alter unvermeidlich mit dem eigenen Sterben konfrontiert werde.

 

Cicero: “Nichtssagend sind (...) die Reden derer, die dem Greisenalter die Tätigkeit absprechen, und es ist ungefähr so, wie wenn man behaupten wollte, der Steuermann tue bei der Schifffahrt nichts, während die einen auf die Mastbäume klettern, andere in den Gängen umherlaufen und wieder andere das Grundwasser ausschöpfen, sitze er, das Steuer haltend, hinten ruhig auf dem Deck. Freilich tut er nicht das, was die jungen Leute tun, aber dafür ungleich Wichtigeres und Besseres. Nicht durch Kraft oder körperliche Behändigkeit und Schnelligkeit werden große Leistungen vollbracht, sondern durch besonnenen Rat, durch das Gewicht der Person, durch gereiftes Urteil: Eigenschaften, die im Alter nicht verloren gehen, sondern sogar noch zu zuwachsen pflegen."

 

“Aber das Gedächtnis nimmt ab.!“  

 

Cicero: "Nun ja, wenn man es nicht übt, oder auch, wenn man von Natur etwas langsam im Kopfe ist. (...) Die Geisteskräfte bleiben den Alten, wenn nur Eifer und Fleiß bleibt, und nicht allein bei angesehenen Staatsmännern, sondern auch im ruhigen Leben eines Privatmannes".  

 

" Aber das Alter ist nicht lebenswert, weil der Körper geschwächt ist!"

 

Cicero. "Ich vermisse für jetzt wenigstens nicht die Kräfte des Jünglings,  ebenso wenig, wie ich in meiner Jugend die Kräfte eines Stiers oder Elefanten vermisste. Was man hat, das soll man nutzen, und was man auch tun mag, nach Maßgabe seiner Kräfte tun. Kämpfen wie gegen eine Krankheit muss man gegen das Alter, Rücksicht nehmen auf seinen Zustand, mit Maßen den Körper üben, und man darf nur soviel Speise und Trank zu sich nehmen, dass die Kräfte ersetzt, aber nicht erstickt werden. Aber nicht allein dem Körper muss man zur Hilfe kommen, sondern noch um vieles mehr dem Geist und der Seele; denn auch diese erlöschen im Alter, wenn man nicht, wie bei einer Lampe, Öl zuträufelt. Durch sehr ermüdende Übungen wird der Körper überlastet, der Geist hingegen fühlt sich durch Übungen erleichtert."

 

"Aber alte Menschen haben keine Vergnügungen mehr!"

 

Cicero: "Könnten wir die Sinnenlust nicht mit Hilfe der Vernunft und Weisheit verschmähen, wir wären dem Greisenalter großen Dank schuldig, da es bewirken würde, dass uns nicht nach dem gelüstet, wonach uns nicht gelüsten sollte. Denn die Sinnlichkeit verhindert Überlegung, ist der Vernunft feind, sie blendet sozusagen die Augen des Verstandes und hat keinen Umgang mit der Tugend. Wozu nun so viele Worte über die Sinnenlust? Weil es nicht nur kein Tadel, sondern vielmehr das höchste Lob des Greisenalters ist, dass es nach keinen sinnlichen Vergnügungen großes Verlangen hat."

 

“Aber das Alter kennt nicht Schmausereien, reich besetzte Tafeln und häufige Zechgelage.!“

 

Cicero: "Nun, so kennt es auch nicht die Trunkenheit, verdorbene Mägen, Unwohlsein, Reue und  Schlaflosigkeit."

 

"Aber das Alter bietet nichts als Schrecken, weil der eigene Tod unvermeidlich bevorsteht!"

 

Cicero: "O traurig ist es um den Alten bestellt, der in einem so langen Leben nicht verstanden hat, dass der Tod zu verachten ist! Denn entweder braucht man ihn gar nicht zu beachten, wenn er den Geist völlig auslöscht, oder man muss ihn sich sogar wünschen, wenn er ihn irgendwohin führt, wo er ewig sein soll; und ein drittes kann nicht gefunden werden. Was soll ich also mich ängstigen, wenn ich nach dem Tod entweder nicht elend oder sogar glückselig sein werde?“

 

"Aber das Alter hat nicht einmal etwas zu hoffen!“

 

Cicero: "Folglich ist der Alte um so besser dran als der Junge, insofern er das, worauf der noch hofft, schon erlangt hat. Jener will lange leben, dieser hat lange gelebt. Denn auch der Schauspieler muss, um zu gefallen, sein Stück nicht bis zu Ende spielen, wenn er nur in irgendeinem Akt, in dem er auftritt, Beifall erntet, und ebenso braucht der Kenner nicht bis zum „Klatscht Beifall“ zu kommen. Denn eine kurze Lebenszeit ist lang genug zu einem guten und rechtschaffenen Leben; ist man aber älter geworden, so soll man darüber nicht mehr trauern, als etwa der Bauer klagt, dass auf den holden Frühling Sommer und Herbst gefolgt sind. Denn der Frühling ist gewissermaßen ein Bild der Jugend und weist voraus auf die künftigen Früchte; die übrigen Jahreszeiten aber sind zum Ernten und Einbringen der Früchte da. Die Frucht des Alters aber ist, wie ich oft gesagt habe, das Bewusstsein früher erworbener Güter und ihre Fülle. Alles aber, was nach dem Gesetz der Natur geschieht, ist zu den Gütern zu rechnen. Was ist aber naturgemäßer, als dass die Alten sterben? Doch das ist das beste Lebensende, wenn bei ungeschwächtem Geist und gesunden Sinnen die Natur selbst das Werk, das sie zusammengefügt hat, auch wieder auflöst. Wie ein Schiff, wie ein Gebäude der am leichtesten einreißt, der es gebaut hat, ebenso löst auch den Menschen die Natur, die ihn zusammengefügt hat, am besten wieder auf. Nun wird alles, was neu zusammengefügt ist, schwer, was alt geworden ist, leicht wieder getrennt. Daraus folgt, dass die Alten diese kurze Neige des Lebens weder begierig herbeiwünschen, noch ohne Grund aufgeben sollen."

 

Die Zukunft liegt in den Händen der Alten - allerdings nur jener Alten, die es vermögen,sich von allem alten Denken zu befreien, die erkannt haben, dass Freiheit einzig in der Unabhängigkeit von Fremdbestimmung besteht.

 

Für sie gilt, dass Aufklärung "der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit ist. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Sapere Aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist als der Wahlspruch derAufklärung".

 

Nur jene, die diesen Wahlspruch der Aufklärung durch langes, sich ständig wiederholendes Sinnen in seiner ganzen Tiefe begriffen haben, werden fähig sein, eine für alles Leben und für alles Lebendige lebenswerte Welt zu schaffen.

 

Warum denke ich so, wie ich denke? Woher weiß ich, was ich zu wissen glaube?

 

alter-aktiv-bdpve.V.

Gerd Heming(Vors.), März 2016

 

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TTIP und die Generation 50plus (G.H. Pfingsten 2015)

 

Teil 1 Die verantwortungslose Generation 50plus 

Altern findet  in der Regel heute in einem Umfeld statt, wie es früheren Generationen verschlossen war.  Einhundertfünfzig Jahre zuvor, um 1850, betrug die mittlere Lebenserwartung der westlichen Welt – die Welt unserer Urgroßmütter und Urgroßväter - etwa sechsunddreißig Jahre. Noch 1957, dem Jahr, in dem die  noch jetzt in großen Teilen gültige Rentenreform gesetzliche Kraft erhielt, wurden die Menschen in Deutschland im Mittel siebenundfünfzig. Heute, 2015, ist die menschliche Langlebigkeit in den entwickelten Ländern der Welt auf runde achtzig Jahre gestiegen. Summa summarum: In den vergangenen einhundertfünfzig Jahren fügten hygienische Umsicht, Arbeitsschutzgesetze und eine moderne Sozialstaatlichkeit sowie solidarisches Miteinander dem menschlichen Leben  vierundvierzig wertvolle Jahre hinzu. Vierundvierzig zusätzliche Jahre! Jahre, die nicht nur verlebt, sondern gelebt-  bewusst, selbstbestimmt und gelungen gelebt werden wollen. Der medizinische Fortschritt hat an dieser Entwicklung, entgegen der Meinung Vieler, nur einen marginalen Anteil.

 

Das Umfeld, in dem gelingendes Altern heute stattfinden könnte, ist- wie gesagt - gut. Die psychischen, physischen, sozialen, kulturellen, ökologischen und ökonomischen Voraussetzungen stimmen.  Ob es jedoch den Alten gelingt, diese Jahre zu leben, statt gedankenlos dahin zu vegetieren, liegt bei jedem von ihnen selbst. Dazu ist „Wissen“ als bloßes Wissen belanglos und akademische Grade machen eher blind für die Abenteuer des Alters. Worauf es ankommt, ist Einsichtigkeit, d.h. Einsicht in die Dinge des wahrhaftigen Lebens, dazu gehören Anstand und Ehrbarkeit sowie ein tiefes Wissen um Gerechtigkeit, Tapferkeit, Besonnenheit und Weisheit.  Erst wenn das „wahre Wissen“ zum individuellen Denkeigentum geworden ist, wenn das „Wort Fleisch geworden“ ist, ist die Hochzeit erreicht. Wovon hier die Rede ist, ist nicht gelerntes und gelehrtes Wissen, sondern Wissen, dass jeder sich selbsttätig durch Reflexion aneignen muss.  

 

Der allgemeine Blick auf die Generation 50plus von Heute führt jedoch in tiefste Enttäuschung. Die Alten von Heute denken nicht, sie werden gedacht, andere übernehmen für sie das Denken, sie leben nicht durch sich selbst, sie werden gelebt. Wie sagte der Paderborner  Philosoph Hans Ebeling: „Uneinsichtig, erinnerungslos und ohne Einkehr verläuft und endet das Leben der meisten. Sie lassen das Alter verstreichen wie das ganze bisherige Leben selbst. Ein Leben ohne Einsicht und Einkehr ist zwar nicht „lebensunwert“, aber es ist belanglos. Die Humanität gebietet, noch das Belanglose zu schützen. Aber besondere Achtung darüber hinaus kann solchem weithin „bewusstlosen“ Lebensvollzug nicht zu gebilligt werden.“

 

So folgen die Alten dann blind dem aus dem Zeitgeist geborenen  Jugendlichkeitswahn und verleugnen ihr Alter. Sie begreifen nicht, dass die Verleugnung des Alters gleichbedeutend ist mit Unreife, Rückschritt und Verblendung. Sie sind unselbständig, fremdbestimmt und – obwohl sie sich selbst als klug einschätzen – überaus töricht. Tatsächlich besitzen sie weder echte Kompetenzen noch Verstand. Und die Forderung, sich ihres Denkens ohne Leitung durch andere zu bedienen, ist ihnen fremder als der Mann im Mond. Dafür verschleudern sie sich an Modische Novitäten wie Wellness-oder Anti-aging-Programmen.   

 

Der überwiegende Teil der älteren Menschen nutzt daher seine Chancen nicht.  Sie empfinden das Leben jenseits ökonomischer Verwertbarkeit nicht als neue Freiheit, und nur selten leben sie es als Abenteuer oder als Generativität. Zwar turnen sie in Sportvereinen,   füllen die Kurse der Volkshochschulen und nicht wenige nehmen die Angebote der Universitäten wahr und studieren Geschichte, Soziologie, Künste, Theologie, Psychologie, soziale Kompetenz oder Philosophie. Doch leider fehlt  ihrem vielfältigen Tun echte Aktivität, was sich in ihrem Tun vielmehr zeigt, ist pure Passivität. Selbst die hochwertigen Vorträge qualifizierter Hochschullehrer in den Hörsälen der Universitäten konsumieren sie nur, als säßen sie in Kinosälen und ließen minderwertige Filme auf sich wirken.  

 

Sie sind auch nicht gelassen und aus den Erfahrungen ihres Lebens ist keine Lebenserfahrung geworden, sondern bloße Aneinanderreihung von Ereignissen, auf die sie selbst nie Einfluss genommen, die sie nie wirklich reflektiert haben. Sie können für nichts dafür, und für ihr Versagen tragen stets andere die Schuld. Ihr gängiger Spruch heißt: „Die da oben machen ja doch was sie wollen – da kann man nichts machen“. So sind sie weder aktiv noch Lebens erfahren noch wirklich neugierig. Und ganz gewiss sind sie nicht generativ.  

 

Denn wären sie es, dann würde die Welt heute ganz anders aussehen. Dann wären etwa die Pflegeheime Orte frohen und fröhlichen Lebens, in denen  Lebendiges Urstände feierte und Hunde und Katzen die Bewohner und Besucher freundlich umschmeichelten, und 90 Prozent aller chemisch erzeugten Produkte der Pharma-Industried wären aus den Altenheimen verbannt. So aber sind die Heime das, was sie sind:  Abschiebegefängnisse trostlosen und bewusstlosen Verendens.  

 

Wäre die Generation 50plus wirklich aktiv, dann hätte zum Beispiel das geplante Freihandelsabkommen, genannt „TTIP (Transatlantic Trade and Investment Partnership)“, nicht den Hauch einer Chance, denn dann würden die Alten ihre Stimme so laut erheben, dass daraufhin die Gesamtheit  mediokrer Politiker und wahnwitzig gewordener Manager die Flucht ergreifen oder sich wie die Affen fluchtartig auf Bäume verzöge.

 

TTIP ist der Untergang des Sozialen, sie ist das Ende gerechter Verteilung. TTIP wird besonders die Alten noch tiefer ins Verderben stürzen, denn es ist ein utilitaristisches Programm, kein universales. Der Utilitarismus sieht die Menschen allein aus der Perspektive ihrer Nützlichkeit und unter Kostengesichtspunkten, es ist ein anglo-amerikanisches Programm, kein europäisches, denn die Europäer folgen mehrheitlich dem universalen Denken, welches die Welt und den Menschen im großen Zusammenhang und vor allem im Bezug auf das Menschliche im Menschen denkt.

 

Der Sozialexperte Jürgen Borchert schreibt in seinem Buch  „Sozialstaats-Dämmerung“: „Womöglich wird sich der ganze bitter notwendige Streit um die Verteilung hierzulande durch den neofeudalen Putsch erledigen, der soeben durch das TTIP vorbereitet wird. Von allen berichtenswerten Ereignissen, die seit dem Erscheinen der Sozialstaats-Dämmerung passiert sind, ist dies das mit Abstand gefährlichste und weitreichendste.“


Die Europäer tun  gut daran, ein differenziertes und distanziertes Verhältnis zu den USA zu pflegen. Denn seit 1972 und spätestens seit 2001 sind die USA nicht mehr jene USA, die wir aus den fünfziger und sechziger Jahren des vergangen Jahrhunderts in Erinnerung haben.  

 

Europa muss seinen eigenen Weg finden und ihn mit erhobenem und unabhängigem Haupt begehen. Den Weg aber, den die Europäer gehen müssen, werden sie  nicht ohne Russland gehen können. Europa muss sich seiner Werte, ein Ergebnis vieler Jahrhunderte wechselhafter Geschichte, besinnen -  einer Geschichte und eines tiefen Wissens, welches den US-Amerikanern auf ewig unerreichbar bleibt.

 

Wenn die Alten ihr Leben verstünden, dann ließen sie nicht mit sich geschehen, was ihnen durch politische Machenschaften und aufgrund sogenannter wissenschaftlicher „Erkenntnisse“ geschieht. Wenn sie es wirklich verstünden, dann ließen sie sich nicht ausbeuten und ausplündern, sie würden es nicht zulassen, am  Ende ihres Lebens in Einrichtungen zu leben, in denen die Ausbeutung zum Ideal erhoben und der Betrug kultiviert wird.  Dann würden sie sich klar und vernehmbar, kreativ und innovativ in die gesellschaftlichen Belange einmischen.


Es könnte alles ganz anders sein, denn eine andere Welt ist möglich! - Dazu aber müsste die Generation 50plus sich selbst erkennen und zu dem stehen, wer und was sie sind. Dann nämlich würden sie,  um es mit der amerikanischen Altersforscherin Betty Friedan zu sagen, erkennen, „dass die Funktion des Alters jenseits von Reproduktion und ökonomischer Verwertbarkeit auf andere Art etwas zur Erhaltung der Spezies beitragen muss. Sie muss über die persönliche Zukunft hinausgehen; denn wenn die Alten ihre Energien im Alter verbrauchen oder mit Trivialitäten und Spielereien wie Antifaltencremes verplempern, wenn sie ihre „Zeit totschlagen und das Alter und den Tod verleugnen“, dann verschleudern sie ihre „auf die Zukunft gerichtete Weisheit und Generativität“. Ihr Vermächtnis könnte mehr sein als nur die bedeutsamen Erinnerungen, die  sie „für ihre Enkel aufschreiben. Sie können die Zukunft nicht vorhersehen“.  Nur wenn sie „an den Problemen arbeiten, vor denen unsere Gesellschaft steht“, und dabei ihre im Lauf des Lebens „erworbene Weisheit und Generativität einsetzen“, hinterlassen sie ihren Enkeln „ein Vermächtnis, das darin besteht“, dass sie bei der „Gestaltung der Zukunft helfen und die Generativität des menschlichen Gemeinwesens entfalten und bewahren“.

 

In Politik, Wirtschaft und Medien fehlen fähige Könner. Und - es fehlen die Anständigen! Es fehlt die Umverteilung von oben nach unten! Wir haben es in unserem Land zunehmend mit korrupten Akteuren zu tun, mit korrupten Teil-Gesellschaften, in denen Bestechung, Vorteilsnahme, Ämterpatronage, Vetternwirtschaft und Lobbykratie längst zum Kult erhoben wird.  

 

Doch  die modernen Alten werden kommen. Sie werden sich immer vernehmbarer, kreativ und innovativ in die gesellschaftlichen Belange einmischen. Die derzeitige Generation der Manager und Politiker wird vor ihnen erzittern. Denn es erwartet sie das, was sie wirklich sind und was sie am meisten fürchten: Nichtigkeit.

 

Es gibt keinerlei Belege dafür, dass mit zunehmendem Alter die Fähigkeit, sich produktiv an Innovationsprozessen zu beteiligen, nachlässt.

 

Um also die Abenteuer des Alters zu leben, ist nur eines erforderlich: Mut! Es erfordert, Politik, Medien und Wissenschaften zu revolutionieren. Spätestens für das Alter gibt es daher nur eine Überlebensform des Geistes: Unzeitgemäß zu sein!

 

Um es zu wiederholen: Das Umfeld, in dem gelingendesAltern heute stattfinden kann,  liefert Freiräume. Die psychischen, physischen, sozialen, kulturellen, ökologischen undökonomischen Voraussetzungen sind zwar verbesserungsbedürftig, bieten aber noch immer Chancen. Während jedoch nur ein bestimmter Teil der älteren Menschen die Chancen, die ihnen das gesellschaftliche Umfeld bietet, nutzt, sinken rasant die Chancen derer, denen geistige Entwicklung und körperliche Pflege kein besonderes Anliegen war oder ist. Während ein abnehmender Teil der Alten das Leben jenseits ökonomischer Verwertbarkeit als neue Freiheit und nicht selten als Abenteuer empfindet und Generativität lebt, werden für die meisten die Schattenseiten des Alters, geistige und materielle Verarmung und Einsamkeit, immer bedrohlicher.   

 

Teil 2:  Die Generation 50plus als Retter einer menschlichen Gesellschaft 

 

Die wenigen Alten, die guten Willens sind,  verfügen als die modernen Alten  über reiches faktisches und ebenso reiches strategisch-prozedurales Wissen. Sie verfügen über  ein stattliches Wissen in den grundlegenden Fragen des Lebens. Sie wissen um die Lebenskontexte und um die steten gesellschaftlichen Veränderungen. Sie nutzen ihr Wissen, ihre Kompetenzen und ihre Erfahrungen. In ihrem Handeln berücksichtigen diese Alten die Relativität von Werten und Lebenszielen – und sie nutzen  ihr Wissen, das die Unsicherheiten des Lebens einbezieht und stellen es in den Dienst der Allgemeinheit. Sie verleugnen ihr Alter nicht und folgen weder dem aus dem Zeitgeist geborenen  Jugendlichkeitswahn noch machen sich lächerlich, weil sie ihr Alter hinter Schminke und gefärbten Haaren verstecken. Sie nutzen ihren eigenen Verstand ohne sich der Leitung durch andere zu bedienen. Sie runden ihr Leben ab und gestalten daraus ein selbstbestimmtes und gelungenes Kunstwerk. Sie wissen was sie tun.  Denn sie wissen die Mittel der  Intelligenz zu nutzen. Sie verstehen sich auf intelligente Selektion und auf kluge Kompensation – und erst recht verstehen sie sich auf eine gelungene Optimierung der Lebensqualität.  

 

„Die Potenziale des Alters“, meint der Gerontologe E. Olbrich, „sind kein Thema, das in beeindruckender Medienberichterstattung, in sozialpolitischen Zielvorgaben oder in wissenschaftlichen Kongressen häufig auftaucht. Potentiale des Alters haben sich – so wird argumentiert – bei Personen entwickelt, Institutionen haben sie kaum einmal aufgegriffen noch haben sie sie nennenswert gefördert. Institutdenken scheint den Blick für die Wahrnehmung von Potentialen des Alters eher zu verstellen und ihre Berücksichtigung zu erschweren“. Dass dem so ist, daran sind die heutige Generation 50plus  selber schuld. Wenn dem so ist, welch eine Verschwendung dann! Keine Gesellschaft, die im globalen Spiel bestehen und überleben will, kann sich diese Verschwendung leisten.  

 

Zweifellos hat die Akzentuierung der Defizite des Alters statt die der Potenziale des Alters eine ihrer Quellen im Institutdenken. Aber auch im Denken der Macher, in den Redaktionen der Medien, in den Köpfen der Manager der privaten und öffentlichen Einrichtungen, in den Köpfen der Intendanten und Intendanzen hat die Akzentuierung der Defizite weiten Raum.  Vorurteile und Stereotype verhindern in Bezug auf das Alter allzu häufig ein von Vernunft geleitetes Denken und Handeln.


Das Bild, das die Medien derzeit vom Altern und von den Alten zeichnen, ist einseitig und unhaltbar negativ. Trotzdem wird es nahezu ohne Kritik von Jung und Alt übernommen. Wen wundert’s, wenn die Alten nicht fröhlich sind. Es ist damit wie mit der „self-fullfilling- prophecy“: die Alten glauben zu verblöden, und weil sie es glauben, verblöden sie wirklich, obwohl sie nicht wirklich verblödet sind. Es fehlt ihnen das gesunde Selbstbewusstsein, es fehlt ihnen das, was sie gegen die von den Medien abgesonderten Zuschreibungen immunisiert. Es fehlt ihnen Zivilcourage. Denn es ist nicht wahr, dass man im Alter als erstes die Haareverliert – im Alter verliert man hierzulande als erstes das gesunde Selbstwertgefühl.

 

Wie einst Odysseus sich an den Mast seines Schiffes fesseln ließ, um dem verführerischen Gesang der Sirenen nicht zu erliegen, so die Alten heute: Sie sollten die Medien als das erkennen, was sie wirklich sind – bloße Oberfläche, die davon lebt, dass sie alles auf ein tiefstes Niveau herunterzieht. Die Medien können die Welt nicht erklären. Was sich zeigt, ist eine arrogante und selbstverliebte Clique, was sich zeigt sind nur Verzierungen, die man niederreißen sollte. Was sich zeigt sind prunkvoll ausgestattete Studios, ist Schminke, sind gefärbte und frisierte Haare, sind gestylte Figuren, die man noch eigens von Mallorca einfliegt, um die geschminkte Welt geschminkt zu erklären.  

 

Sie schminken die Schminke nicht ab. Sie blenden weiter. Sie moderieren  Sendungen länger als dem Zuschauer lieb sein kann. Die Schminke ist ein Symbol dessen, was die Moderatoren und Moderatorinnen, die Nachrichtensprecher und –sprecherinnen wirklich sind: Sie ist ein Symbol für das, was sie  geworden sind: Oberflächlich. Und es ist ein Symbol für die Qualität unserer elektronischen Nachrichtendienste.  

 

Wir besitzen seit einigen Jahrzehnten ein magisches Werkzeug ... ein Werkzeug aus Licht und Ton. Ein Instrument, welches uns helfen könnte die am Besten informierte Gesellschaft zu sein. Freie und aufgeklärte Bürgerinnen und Bürger. Stattdessen bringen sie Sendungen wie etwa die Nachrichten in Schlagzeilen. Sie bringen nette Moderatoren und Moderatorinnen, flaches Geplauder, alberne Sprüche und hohles Geschwätz. Sie servieren uns Kriege und Katastrophen wie die Zwischengänge einer Mahlzeit. Sie schnüffeln, sie tratschen, sie verführen..Sie lächeln uns zu, aber sie können die eigene Verblödung hinter der Schminke und hinter dem Lächeln nicht verbergen. Ein guter Reporter bringt die Fakten, ein großer Reporter versteht ihre Bedeutung, sie aber sind saturiert, verdienen bestens – und verstehen nichts. Sie besitzen den Tiefgang einer Briefmarke.

 

Die Alten sollten erkennen, dass ihnen von Medienseite keine Hilfe erwächst. Deshalb sollten sie sich um ihres eigenen Selbstwertes willen selbst einmischen ins gesellschaftliche, mediale und politische Geschehen. Die Aufforderung zur Mitgestaltung ist ein dringlicher Appell. Die Gestaltung eines neuen Weltbildes darf nicht jenen überlassen bleiben, die aus kurzfristigen Interessen denken und handeln. Die Kurzdenker unserer Nation, die Manager und die Finanzjongleure, sind für die gesamtgesellschaftliche Entwicklung ein schrecklicher Fluch, sie zerstören die solidarische Gemeinschaft. Die Prinzipien der Nachhaltigkeit, der Sozialverträglichkeit und der Zukunftsverträglichkeit bleiben auf der Strecke.

 

Es könnte eine wesentliche Aufgabe des Alters darin bestehen, den Sozialstaat gegen seine Feinde zu schützen. Die Alten sind eine Macht. Sie sind eine Macht, die ihresgleichen sucht. Und es gilt, diese Macht nach außen deutlich zu machen. Denn es gibt viel zu tun. Es gilt, die Zweiklassenmedizin und Zweiklassenpflege rigoros zu bekämpfen. Klare Einsicht muss zu der Erkenntnis führen: „Ja, wir haben eine Zweiklassenmedizin – und ja, wir müssen das System verändern. Der Fehler ist der, dass die einflussreichsten Menschen in unserem Land, also beispielsweise die Mehrzahl der Politiker, die Professoren, die die Gutachten schreiben, die Mitglieder des gemeinsamen Bundesausschusses der Ärzte und Krankenhäuser (G-BA),die Richter, die Beamten, die Einkommensstärksten, die Meinungsmacher in unserer Gesellschaft zum größten Teil privat versichert sind. Und selbst wenn sie gesetzlich versichert sind, haben sie noch Privilegien, die die Probleme der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung abmildern. Dies zeigt,  dass eine tiefgreifende Reform nur durchgesetzt werden kann gegen den Widerstand der soeben genannten Gruppen, gegen den Widerstand der privaten Krankenversicherung, gegen den Widerstand vieler Ärzte, aber ohne Unterstützung der einflussreichsten Menschen in unseremLand,  weil die in dem solidarischen System nicht mitversichert sind, weil die sich längst aus der solidarischen Gemeinschaft ausgeklinkt haben. Die tiefgreifende Reform wird Kraft erfordern – die Alten sollten wissen, dass sie diese Kraft besitzen!

 

Man muss nicht  nach England reisen oder in dieUSA, um zu wissen, was auch hierzulande angedacht wird. Der Anführer der Jungen Union, Missfelder, hat es vor einiger Zeit verdeutlicht: Englische Verhältnisse.Diskriminierung!

 

Diskriminierung“ rief HeinerGeißler anlässlich einer Rede vor deutschen Anwälten den Teilnehmern zu, „führt zu schweren Menschenrechtsverletzungen. Wo Diskriminierung verankert ist in derRechtsordnung wird es gefährlich für den Zusammenhalt der Gesellschaft, der allein auf Gerechtigkeit beruht. Wo politische Diskriminierung zu schweren Menschenrechtsverletzungen führt, haben wir es mit politischer Verfolgung zu tun – gleich in welchem Land. Neuerdings gehört ja, was diese Frage anbelangt, was der Mensch sein muss, auch das richtige Alter dazu, denn es ist ja ebenfalls eine neue Kategorie. In England kriegen 65jährige keine Beipass-Operation, keine künstlichen Hüftgelenke, werden vom Dialyseapparat abgeschaltet, es sei denn, sie haben genügend privaten „Bimbels“, wie man inder Pfalz sagt, um also die Therapie aus der eigenen Tasche bezahlen zu können.  Wir sind heute in Deutschland genau so weit. Für bestimmte Leute werden die Lebensrisiken privatisiert und die Konsequenzen haben wir ja. Also mein Parteifreund ... der Philipp Missfelder, Vorsitzender der Jungen Union, hat gemeint, Leute die älter sind als 85 Jahre sollten auch keine künstlichen Hüftgelenke mehr bekommen, sie sollten gefälligst Krücken verwenden. Nun kann man einem 23jährigen jungen Mann manches verzeihen, auch ich habe mit 20 manches gesagt, was Blödsinn war. Aber man darf ihm nicht noch auf die Schulter klopfen, und sagen, du hast ein richtiges Problem aufgeworfen. Du hast den Finger in eine klaffende Wunde gelegt. Man kann höchstens sagen, ja, was soll der denn anderes reden, wenn schon leibhaftige Professoren, drei Stück an der Zahl, vor einem halben Jahr erklärt haben, wer älter ist als 75, der sollte keine lebenserhaltenden Medikamente mehr bekommen. Alles unter Kostengesichtspunkten. Also einer der Professoren war sogar Berater der Deutschen Bischofskonferenz, der wurde am anderen Tag suspendiert, a la bon heur, die Katholische Kirche hat hier rasch reagiert, kein Zweifel, aber wir können sehen, wo wir hinkommen mit der Kategorisierung von Menschen. Wenn die Leute Pech hatten oder das Pech haben, dass sie zurfalschen Klasse, Rasse, Nation, Religion, zum falschen Geschlecht, zum falschen Alter gehören, dann werden oder wurden sie liquidiert, vergast, gesteinigt, zu Tode gefoltert, in die Luft gesprengt oder sonst wie umgebracht.  Die falschen Menschenbilder waren und sind die Ursachen für die schwersten Verbrechen, die die Menschen je begangen haben. Aber auch waren sie Ursache für die schwerwiegendsten politischen Fehlentscheidungen, die die Menschen erleben mussten. Und deswegen ist die Frage nach dem richtigen Menschenbild die entscheidende Frage.“  

 

Das richtige Menschenbild  aber ist der Mensch, so, wie er geht undsteht!!!

 

Wenn die Alten hierzulande utilitaristischen Überlegungen angelsächsischer und amerikanischer Art die Argumentationskraft nehmen und gesellschaftliche Bedeutung in dem Sinne gewinnen wollen, dass sie  jenseits der Reproduktion auf andere Art etwas zur Erhaltung der Spezies beitragen,. dann muss diese Bedeutung über ihre persönliche Zukunft hinausgehen. Sie müssen erkennen, dass der Zeitgeist und die Ziele der privaten Wirtschaft und der privaten Versicherungen darauf gerichtet sind, die sozialen und Solidaritätstiftenden Errungenschaften des späten 19. Jahrhunderts und insbesondere der 50er, 60er und 70er Jahre des 20. Jahrhunderts zu zerstören. Die Alten dürfen ihre Energien nicht für Trivialitäten verplempern. „Wenn die Alten ihre Energie im Alter verbrauchen oder mit Trivialitäten und Spielereien verplempern“, sagt die berühmte amerikanische Altersforscherin Betty Friedan, „wenn sie nur die Zeit totschlagen und das Alter und den Tod verleugnen, verschleudern sie ihre auf die Zukunft gerichtete Weisheit und Generativität. Ihr Leben muss mehr sein als nur jene bedeutsamen Erinnerungen, die sie vielleicht für ihre Enkel aufschreiben. Die Alten  können die Zukunft nicht voraussehen. Doch wenn sie an den Problemen arbeiten, vor denen unsere Gesellschaft steht,  und dabei ihre im Lauf des Lebens erworbene Weisheit und Generativität einsetzen, einschließlich des Wissens um die Entstehung desSozialstaats, dann  hinterlassen sie ihren  Enkeln ein Vermächtnis, das darin besteht, dass sie bei der Gestaltung der Zukunft helfen und die Generativitätdes menschlichen Gemeinwesens entfalten und bewahren.“

 

Die Alten müssen ihr eigenes Lebenleben, generativ und als Teil der Gemeinschaft. Es ist ihre Pflicht unzeitgemäß zu sein.

 

Im Talmud heißt es: „Wenn ich nicht für mich bin, wer ist dann für mich, wenn ich nur für mich bin, was bin ich dann? Wenn nicht jetzt – wann sonst“.

 

Die Alten sollten wissen. dass sie das können.

 

Bund der Pflegeversicherten e.V.

Gerd Heming (Vors.)

Pfingsten 2015

 

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Die Abenteuer der Alten - oder: Die Rückkehr des Lebensmutes  (G.H. 17.07.14) 

 

Das Alter kann voller großartiger Abenteuer sein – wenn die  Alten nur wüssten, wie sie sie leben sollten.  

 

Denn Altern findet heute in der Regel in einem gesellschaftlichen Umfeld statt, wie es früheren Generationen verschlossen war. Die Menschen um Christi Geburt wurden durchschnittlich 22 Jahre alt und als die Franzosen 1789 gegen den dekadenten Adel und gegen die Korruption der Reichen revoltierten, war ihre Lebenserwartung im Schnitt 36 Jahre. Noch 1957, dem Jahr, in dem die Rentenreform als Umlageverfahren gesetzliche Kraft erhielt, wurden die Menschenin Deutschland im Mittel siebenundfünfzig Jahre alt. Heute ist die menschliche Langlebigkeit in den entwickelten Ländern der Welt auf runde achtzig Jahre gestiegen. Summa summarum: In den vergangenen einhundertfünfzig Jahren fügten hygienische Umsicht, ein hohes  Maß an körperlicher und geistiger Pflege und die fortschrittliche Rechtsstaatlichkeit  dem menschlichen Leben  vierundvierzig Jahre hinzu. Vierundvierzig zusätzliche Jahre!  

 

Ob es jedoch gelingt, diese Jahre zu leben, statt gedankenlos dahin zu vegetieren, liegt bei jedem Alten selbst. Dazu ist „Wissen“ als bloßes Wissen belanglos und akademische Grade machen eher blind für die Abenteuer des Alters. Worauf es ankommt, ist Einsichtigkeit, d.h. Einsicht in die Dinge des wahrhaftigen Lebens. Erst wenn das „Wissen“ zum individuellen Denkeigentum geworden ist, wenn das „Wort Fleisch geworden“ ist, ist die Hochzeit erreicht. Wovon hier die Rede ist, ist nicht gelerntes und gelehrtes Wissen, sondern ein Wissen, das jeder sich selbsttätig aneignet. Selbsttätig! Doch – wie sagte der Philosoph Hans Ebeling: „Uneinsichtig, erinnerungslos und ohne Einkehr verläuft und endet das Leben der meisten. Sie lassen das Alter verstreichen wie das ganze bisherige Leben selbst. Ein Leben ohne Einsicht und Einkehr ist zwar nicht „lebensunwert“, aber es ist belanglos. Die Humanität gebietet, noch das Belanglose zu schützen. Aber besondere Achtung darüber hinaus kann solchem weithin „bewusstlosen“ Lebensvollzug nicht zu gebilligt werden.“

 

Vor belanglosem und weithin bewusstlosem Lebensvollzug schützt allein der Bund der Pflegeversicherten. Denn das Umfeld, in dem gelingendes Altern heute stattfinden kann,  liefert Freiräume. Die psychischen, physischen, sozialen, kulturellen, ökologischen und ökonomischen Voraussetzungen sind zwar verbesserungsbedürftig, bieten aber noch immer Chancen. Während jedoch nur ein bestimmter Teil der älteren Menschen die Chancen, die ihnen das gesellschaftliche Umfeld bietet, nutzt, sinken rasant die Chancen derer, denen geistige Entwicklung und körperliche Pflege kein besonderes Anliegen war oder ist. Während ein abnehmender Teil der Alten das Leben jenseits ökonomischer Verwertbarkeit als neue Freiheit und nicht selten als Abenteuer empfindet und Generativität lebt, werden für die meisten die Schattenseiten des Alters, geistige und materielle Verarmung und Einsamkeit,immer bedrohlicher.  

 

Während sich die einen ihrer sozialen Kompetenz, ihrer Lebenserfahrung und ihrer Weisheit erinnern und fortschrittlich in die Zukunft gehen und selbst am Tage ihres Todes noch ein Apfelbäumchen pflanzen, leben viele ältere Menschen ihre Kompetenzen nie aus, sie sind - selbst in den Wissenschaften – inaktiv und scheren sich einen Teufel um echtengesellschaftlichen Fortschritt.

 

Dabei verfügen die modernen Alten  über reiches faktisches und ebenso reiches strategisch- prozedurales Wissen. Sie verfügen über  ein stattliches Wissen in den grundlegenden Fragen des Lebens. Sie wissen um die Lebenskontexte und um die stetigen gesellschaftlichen Veränderungen. Aber sie nutzen ihr Wissen, ihre Kompetenzen und ihre Erfahrungen nicht. In ihrem Handeln berücksichtigen die Alten nicht die Relativität von Werten und Lebenszielen – und sie nutzen nicht ihr Wissen, das die Unsicherheiten des Lebens einbezieht. Eher folgen sie dem aus dem Zeitgeist geborenen  Jugendlichkeitswahn und machen sich lächerlich, weil sie ihr Alter leugnen. Sie verleugnen ihr Alter obgleich die Tiefenstruktur ihres Wissens weiß, dass  die Verleugnung des Alters gleichbedeutendi st mit Unreife, Rückschritt und Verblendung. Sie sind nicht selbständig, nicht selbstbestimmt und nur selten selbstbewusst. Und dort, wo sie selbstbewusster scheinen, ist es ein „Selbstbewusstsein“ geboren aus Arroganz. Sie besitzen Kompetenzen, Verstand und Vernunft. Aber sie bedienen sich dieser Potenziale nicht. Anstatt sich ihres eigenen Verstandes ohne Leitung durch andere zu bedienen, suchen sie süchtig gerade die Leitung und Führung durch Andere und unterwerfen sich ihnen. Statt ihr Leben abzurunden und daraus selbstbestimmt ein gelungenes Gesamtwerk zu machen, überlassen sie sich willig modischen Novitäten wie Wellness- oder Anti-aging-Programmen. Sie wissen nicht was sie tun.  Denn sie wissen die Mittel der  Intelligenz nicht zu nutzen. Sie verstehen sich weder auf intelligente  Selektion noch auf kluge Kompensation – und erst recht verstehen sie sich nicht auf eine gelungene Optimierung der Lebensqualität.

 

Denn wenn sie ihr Leben verstünden, dann ließen sie nicht mit sich geschehen, was ihnen durch politische Reformen und sogenannte wissenschaftliche „Erkenntnisse“ geschieht. Wenn sie verstünden, ließen sie sich nicht ausbeuten und ausplündern, sie würden es nicht zulassen am Ende ihres Lebens in Einrichtungen zu leben, in denen die Ausbeutung zum Ideal erhoben und der Betrug kultiviert wird.

 

Es könnte ganz anders sein! - Dazu aber müssten die Alten sich selbst erkennen und zu dem stehen, wer und was sie sind. Dann nämlich würden sie,  um es mit der amerikanischen Altersforscherin Betty Friedan zu sagen, erkennen „dass die Funktion des Alters jenseits von Reproduktion und ökonomischer Verwertbarkeit auf andere Art etwas zur Erhaltung der Spezies beitragen muss. Sie muss über die persönliche Zukunft hinausgehen; denn wenn die Alten ihre Energien im Alter verbrauchen oder mit Trivialitäten und Spielerein verplempern, wenn sie ihre „Zeit totschlagen und das Alter und den Tod verleugnen“, dann verschleudern sie ihre „auf die Zukunft gerichtete Weisheit und Generativität“. Ihr Vermächtnis könnte mehr sein als nur die bedeutsamen Erinnerungen, die   sie „für ihre Enkel aufschreiben. Sie können die Zukunft nicht vorhersehen“. Nur wenn sie „an den Problemen arbeiten, vor denen unsere Gesellschaft steht“, und dabei ihre im Lauf des Lebens „erworbene Weisheit und Generativität einsetzen“, hinterlassen sie ihren Enkeln „ein Vermächtnis, das darin besteht“, dass sie bei der „Gestaltung der Zukunft helfen und die Generativität des menschlichen Gemeinwesens entfalten und bewahren“.

 

„Die Potenziale des Alters“, meint der Gerontologe E.Olbrich, „sind kein Thema, das in beeindruckender Medienberichterstattung, in sozialpolitischen Zielvorgaben oder in wissenschaftlichen Kongressen häufig auftaucht. Potentiale des Alters haben sich – so wird argumentiert – bei Personen entwickelt, Institutionen haben sie kaum einmal aufgegriffen noch haben sie sie nennenswert gefördert. Institutdenken scheint den Blick für die Wahrnehmung von Potentialen des Alters eher zu verstellen  und ihre Berücksichtigung zu erschweren“. Dass dem so ist, daran sind die heutigen Alten selber schuld. Wenn dem so ist, welch eine Verschwendung dann! Keine Gesellschaft, die im globalen Spiel bestehen und überleben will, kann sich diese Verschwendung leisten.  

 

Zweifellos hat die Akzentuierung der Defizite des Alters statt der Potenziale des Alters eine ihrer Quellen im Institutdenken. Aber auch im Denken der Macher, in den Redaktionen der Medien, in den Köpfen der Manager der privaten und öffentlichen Einrichtungen, in den Köpfen der Intendanten und Intendanzen hat die Akzentuierung der Defizite weiten Raum.  Vorurteile und Stereotype verhindern in Bezug auf das Alter allzu häufig ein von Vernunft geleitetes Denken und Handeln.  

 

Aber die modernen Alten kommen. Wir, vom Bund derPflegeversicherten, kennen sie. Es sind jene, die sich immer  vernehmbarer, kreativ und innovativ in die gesellschaftlichen Belange einmischen. Die derzeitige Generation der Manager und Politiker wird vor ihnen erzittern. Denn es erwartet sie das, was sie am meisten fürchten: Nichtigkeit.

 

Es gibt keinerlei Belege dafür, dass mit zunehmenden Alter die Fähigkeit, sich produktiv an Innovationsprozessen zu beteiligen, nachlässt.

 

Um also die Abenteuer des Alters zu leben, ist nur eines erforderlich: Mut! Es erfordert, Politik, Medien und Wissenschaften zurevolutionieren.  

 

Spätestens für das Alter gibt es nur eine Überlebensform des Geistes: Unzeitgemäß zu sein.

 

Bund derPflegeversicherten e.V.

 

Gerd Heming (Vors.), Münster/Westfalen, Juli 2014

 

 

 

 

 

Der Wert des Alters (G.H., Jan. 2014) 

Wenn das „Streben nach Glück“ in jungen Jahren auf das nahezu uneingeschränkte Streben nach materiellem Wohlstand und Macht reduziert ist, muss das Alter die Zeit sein,  höhere Werte zu verfolgen.

 

Daher ist es, gelinde gesagt, eine eigenartige Denkweise, wenn gerade die Alten meinen, Altern sei eine Krankheit, die zu behandeln möglich sei. Altern ist keine Krankheit. Altern ist nicht behandelbar. Alter ist ein hoher Wert. Vom Tage unserer Geburt an altern wir, vom Tage unserer Geburt an sterben wir.

 

Da helfen auch nicht der so oft beschworene Jugendlichkeitswahn oder Anti-aging-Programme. Sie sind Irrwege, geistige Verirrungen - eben wahnhaft. Wer sich ihnen verschreibt, wer sich ihnen ausliefert, wer ihnen wie in  einem religiösen Fieber verfällt, gibt seiner Vernunft den finalen Schuss. Er tötet das, was den Menschen zum Menschen macht.

 

Der größte Druck lastet zweifellos auf Frauen. Besonders, wenn sie in der Jugend schön und mit attraktiver äußerer Erscheinung beschenkt waren. Jetzt wird ihnen die vergangene Schönheit zum Verhängnis, denn sie haben nicht erkannt, dass Schönheit ein äußerst vergänglicher und hinterhältig täuschender „Wert“ gewesen ist. Der Druck erwächst aus der verbreiteten Auffassung, dass Schönheit gleich Jugendlichkeitswahn ist. Viele ältere Frauen, vor allem jene, die die Luxus-Wellness-Anlagen der Welt bevölkern, glauben das. Wenn ihr Haar grau und ihre Haut faltig wird und ihr Körper seine frühere Straffheit und Elastizität verliert, halten sie sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit für unattraktiv. Da helfen ihnen die goldenen Wasserhähne in ihren luxuriösen Bädernnichts.

 

Warum nur sind ausgerechnet Geist und Macht ein deutsches Problem? Woher kommt diese untertänige Begeisterung vor der angeblichen Macht? Warum kämpfen Menschen schier bis zum letzten Atemzug für ihre Verknechtung, als ginge es um ihrSeelenheil?  

 

Ist es  die Macht des Wortes, die Menschen tötet? Ist es die Dumpfheit des herrschenden Systems? Ist es die hinterlistige Raffinesse dieses Systems?   Es ist nicht leicht, Menschen zu ihrem Glück zu überreden, aber es ist relativ leicht, sie zu ihrem Unglück zu überreden. Die eigene Dämlichkeit wird zum Kult erhoben.

 

Die Alten bleiben stumm. „Uneinsichtig, erinnerungslos und ohne Einkehr verläuft und endet das Leben der Meisten“, sagt der Paderborner Philosoph Hans Ebeling,„sie lassen das Alter verstreichen wie das ganze bisherige Leben selbst. Ein Leben ohne Einsicht, Erinnerung und Einkehr ist nicht ‚lebensunwert’, aber belanglos. Die Humanität gebietet, noch das Belanglose zu schützen. Aber besondere Achtung darüber hinaus kann solchem weithin ‚bewusstlosen“ Lebensvollzug nicht zugebilligt werden“. Die aber, so der Philosoph, also jene,die ohne Einsicht, ohne Erinnerung, ohne Einkehr seien, würden den Weltenlauf bestimmen. „Sie missbrauchen noch das *Weltgericht’. Sie ergeben sich dem Trost oder der Trostlosigkeit des Alters. Das Ende der Torheit setzt dagegen voraus, von sich aus aus der Zeitgenossenschaft heraus zu fallen. Spätestens für das Alter gibt es nur eine ‚Überlebensform’ des Geistes: Unzeitgemäß zu sein“.

 

Die Alten bleiben immer noch stumm. Wie aber soll ein stummes Alter Achtung gebieten? Das ist umso verwunderlicher, wenn man bedenkt, dass die Deutschen ein Volk des Alters sind.

 

Warum lassen dann aber die Deutschen es zu, dass das der Umgang mit dem Älterwerden und die Werte des demografischen Wandels kein wesentliches Thema sind?  Wo bleiben jene Fragen, die das Alter um seiner selbst und um seiner Achtung willen stellen sollte?“ Ist den Alten nicht klar, dass Fragen, die nicht gestellt werden, logischerweise ohne Antwort bleiben?  

 

Ist es denn wirklich der Jugendlichkeitswahn und die wahnhafte Hoffnung auf Anti-aging-Programme, die den Alten die Lippen verschließen?


Solange die Alten an den Illusionen und Erwartungen der Jugend festhalten und das, was sie wollen nur in diesem Kontext sehen, verstricken sie sich in ein immer verzweifelteres Spiel, das sie nur verlieren können. Das Streben nach Jugendlichkeit macht blind für die Möglichkeiten des Alters. Die Verdrängung des Alters blockiert jede Weiterentwicklung und verhindert, dass sich Lebensmöglichkeiten eröffnen, die den Alten, wenn sie realistisch Stellung bezögen, zur Verfügung stünden. Solange sie in der Jugendfalle stecken, können sie die Potenziale des Alters gar nicht wahrnehmen. Die eigene Haltung verhindert die Entwicklung von fruchtbaren Lösungen.


Es ist längst wissenschaftlich belegt,  dass die Entwicklung der Intelligenz, die Fortbildung des individuellen Selbst, die Entfaltung von Kompetenzen und Generativität bis ins hohe Alter, bis ins hundertste Lebensjahr und darüber hinaus möglich ist. Sicher ist aber auch, dass die Wahrscheinlichkeit, die letzten Lebensjahre in einer Alten- oder Pflegeeinrichtung zu verbringen, mit zunehmendem Alter bis auf nahezu hundert Prozent in die Höhe schnellt.  

 

Aber das ist in Deutschland kein Thema – und die Alten schweigen. Sie lassen es zu, dass ihre Kompetenzen und Potentiale ungenutzt bleiben. Sie lassen es zu, dass so ein gesellschaftlicher und volkswirtschaftlicher Schaden entsteht, der unermesslich und unersetzlich ist.

 

So bleibt die Macht in den Händen der Uneinsichtigen und Unbelehrbaren. Zu erinnern bleibt der über Jahrtausende anhaltenden Stillstand der Geschichte aus dem anhaltenden Willen zur Macht. „Der tragische Stil der Geschichte“, so Hans Ebeling, „ist nicht allein dadurch bestimmt, dass Verwirrungen selbstinszeniert werden. Tragisch ist, dass eigentlich nichts geschieht als die Aufsteigerung und Abgleichung blanker Selbsterhaltungsquanten. Handelte es sich nicht um die Geschichte von Menschen, wäre es möglich , das Komödiantentum in der Tragödie mehr zu schätzen“.

 

Unverzeihlich ist das Schweigen der Alten besonders dort, wo es um die Lebensqualität ihrer Alten, der über 80jährigen, geht. Unverzeihlich ist es und verachtungswürdig, dass die Alten nicht geschlossen gegen das heutige Anstalts- und  Heimsystem aufstehen und kämpfen.

 

Die Alten sollten erkennen, dass ihnen von Medienseite keine Hilfe erwächst. Deshalb sollten sie sich um ihres eigenen Selbstwerteswillen einmischen ins gesellschaftliche, mediale und politische Geschehen. Die Aufforderung zur Mitgestaltung ist ein dringlicher Appell. Die Gestaltung eines neuen Weltbildes darf nicht allein jenen überlassen bleiben, die aus kurzfristigen Interessen denken und handeln. Die Kurzdenker unserer Nation sind für die gesamtgesellschaftliche Entwicklung ein Fluch, sie zerstören die solidarische Gemeinschaft. Die Prinzipien der Nachhaltigkeit, der Sozialverträglichkeit und der Zukunftsverträglichkeit bleiben auf der Strecke. Es könnte eine wesentliche Aufgabe des Alters darin liegen, den Sozialstaat gegen seine Feinde zu schützen. Die Alten sind eine Macht. Sie sind eine Macht, die ihresgleichen sucht. Und es gilt, diese Macht nach außen deutlich zumachen. Denn es gibt viel zu tun. Es gilt, die Zweiklassenmedizin und Zweiklassenpflege rigoros zu bekämpfen. Die klare Einsicht muss zu der Erkenntnis führen: „Ja, wir haben eine Zweiklassenmedizin – und ja, wir müssen das System verändern. Der Fehler ist der, dass die einflussreichsten Menschen in unserem Land, also beispielsweise die Mehrzahl der Politiker, die Professoren, die die Gutachten schreiben, die Mitglieder des gemeinsamen Bundesausschusses der Ärzte und Krankenhäuser (G-BA), die Richter, die Beamten, die Einkommensstärksten, die Meinungsmacher in unserer Gesellschaft zum größten Teil privat versichert sind. Und selbst wenn sie gesetzlich versichert sind, haben sie noch Privilegien, die die Probleme der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung für sie deutlich  abmildern. Weil dem so ist, muss eine Reform durchgesetzt werden gegen den Widerstand der privaten Krankenversicherung, gegen den Widerstand vieler Ärzte, aber ohne Unterstützung der einflussreichsten Menschen in unserem Land, weil die in dem solidarischen System nicht mitversichert sind, weil die sich längst aus der solidarischen Gemeinschaft ausgeklinkt haben.  

 

Die Grundsatzfrage an Politiker und Meinungsmacher muss in diesen Tagen daher lauten: „Sind Sie solidarisch in der gesetzlichen Renten-, Kranken- und Pflegeversicherungversichert?“ Die Frage muss jetzt gestellt werden. Kein Politiker, der nicht solidarisch gesetzlich - und zwar ohne Beitragsbemessungs- und Pflichtversicherungsgrenze -  in der GRV, GKV oder GPV vollversichert ist, darf auf der öffentliche Bühne als Vertreter des Volkes anerkannt werden.  

 

Sie verdienen nicht uns– wir verdienen etwas Besseres.

 

Wenn die Alten hierzulande utilitaristischen Überlegungen angelsächsischer Art die Argumentation nehmen und gesellschaftliche Bedeutung in dem Sinne gewinnen wollen, dass sie  jenseits der Reproduktion auf andere Art etwas zur Erhaltung der Spezies beitragen,. dann muss diese Bedeutung über ihre persönliche Zukunft hinausgehen. Sie müssen erkennen, dass der Zeitgeist und die Ziele der privaten Wirtschaft und der privaten Versicherungen darauf gerichtet sind, die sozialen und Solidarität stiftenden Errungenschaften des späten 19.Jahrhunderts und insbesondere der 50er, 60er und 70er Jahre des 20.Jahrhunderts zu zerstören. Die Alten dürfen ihre Energien nicht für Trivialitäten verplempern. „Wenn die Alten ihre Energie im Alter verbrauchen oder mit Trivialitäten und Spielereien verplempern“, sagt die berühmte amerikanische Altersforscherin Betty Friedan, „wenn sie nur die Zeit totschlagen und das Alter und den Tod verleugnen, verschleudern sie ihre auf die Zukunft gerichtete Weisheit und Generativität. Ihr Leben muss mehr sein als nur jene bedeutsamen Erinnerungen, die sie vielleicht für ihre Enkel aufschreiben. Die Alten  können dieZukunft nicht voraussehen. Doch wenn sie an den Problemen arbeiten, vor denen unsere Gesellschaft steht, und dabei ihre im Lauf des Lebens erworbene Weisheit und Generativität einsetzen, einschließlich des Wissens um die Entstehung des Sozialstaats, dann  hinterlassen sie ihren  Enkeln ein Vermächtnis, das darin besteht, dass sie bei der Gestaltung der Zukunft helfen und die Generativität des menschlichen Gemeinwesens entfalten und bewahren.“

 

DieAlten müssen ihr eigenes Leben leben, generativ und als Teil der Gemeinschaft.  

 

Haben wir also aus all diesen Gründen das Hilfesystem für den Ausgleich zwischen Schwächeren und Stärkeren im Sinne der "community care" dahin zu entwickeln, dass Heime so weit wie möglich reduziert und dafür besser ausgestattet werden und an deren Stelle zunehmend ein ambulantes kommunales Hilfesystem tritt? Oder gibt es bessere Wege? Und haben wir die eher zunehmende Bereitschaft der Bürger zu (selbstbestimmtem) freiwilligem sozialen Engagement als Signal zu verstehen, nicht mit noch mehr Geldmitteln, wohl aber - wie vor dem 19. Jahrhundert - mit mehr Sachmitteln solidarisch für Andere einzustehen, um ihren Anspruch auf soziale Teilhabe zuerfüllen und dies für den richtigen Weg zur Weiterentwicklung einer Bürger- oder Zivilgesellschaft zu halten?

 

GerdHeming (Vors.) Münster,Januar 2014  

 

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